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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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barbari -Brot, lange, flache Laibe mit einer knusprigen Kruste, die jeden Tag frisch gebacken wurden und sieben Rial – ungefähr zehn Cent – kosteten. Wie französische Baguetten schmeckte es frisch ganz köstlich, wurde aber rasch altbacken. Man aß es gewöhnlich mit Butter oder Käse. Ohne barbari und Tee lief im Iran überhaupt nichts.
    Kauend saßen sie im Auto und ließen die Demonstration an sich vorüberziehen, bis der Verkehr endlich wieder in Fluß kam. Poché folgte der Route, die er am Abend zuvor auf dem Stadtplan abgesteckt hatte. Coburn fragte sich, wie das Gefängnis wohl in Wirklichkeit aussah. Auf Simons’ Anordnung hin war er bislang kein einziges Mal in der Innenstadt gewesen. Sie erreichten dasJustizministerium und bogen in die Khayyam-Straße ein, in der sich der Eingang zum Gefängnis befand.
    Poché fuhr langsam, aber nicht zu langsam, an der Haftanstalt vorbei.
    »Oh, Scheiße«, sagte Simons.
    Das Gefängnis sah völlig anders aus, als sie es sich vorgestellt hatten.
    Der Eingang bestand aus zwei etwa vier Meter zwanzig hohen Stahltüren. Auf der einen Seite befand sich ein ebenerdiges Gebäude mit Stacheldraht auf dem Dach; auf der anderen Seite stand ein vierstöckiges, graues Haus.
    Weder ein Eisengitter noch ein Hof.
    »Und wo bleibt der verfluchte Hof?« fragte Simons.
    Poché machte einen kleinen Umweg durch ein paar Nebenstraßen und fuhr dann in entgegengesetzter Richtung wieder die Khayyam-Straße hinunter.
    Diesmal entdeckte Coburn einen kleinen Hof mit Gras und Bäumen, der durch ein vier Meter hohes Eisengitter von der Straße abgetrennt war. Aber der hatte ganz offensichtlich nichts mit dem Gefängnis zu tun. Irgendwie war bei seinem Telefongespräch mit Madjid der Gefängnishof mit diesem kleinen Garten verwechselt worden.
    Poché fuhr ein drittes Mal um den Block.
    Simons dachte voraus. »Da kommen wir schon rein«, sagte er.
    »Aber wir müssen wissen, was uns erwartet, wenn wir erst mal über der Mauer sind. Einer muß reingehen und es auskundschaften.«
    »Wer?« fragte Coburn.
    »Du«, sagte Simons.
    *
    Coburn ging mit Rich Gallagher und Madjid auf das Gefängnistor zu. Madjid drückte auf die Klingel, und sie warteten.
    Coburn war der Verbindungsmann des Teams zur Außenwelt. Er war bereits von iranischen Angestellten im Bukarest gesehen worden, seine Anwesenheit in Teheran also kein Geheimnis mehr. Simons und Poché sollten sich die meiste Zeit in den konspirativen Wohnungen aufhalten und einen großen Bogen um die EDS-Niederlassung machen. Niemand brauchte zu wissen, daß sie in Teheran waren.
    In der Tür ging ein Guckloch auf. Madjid sagte ein paar Worte auf Farsi. Die Tür wurde geöffnet, und sie traten ein.
    Direkt vor sich sah Coburn einen Hof mit einer kreisförmigen Auffahrt und einer grasbewachsenen Verkehrsinsel. Auf der gegenüberliegenden Seite parkten Autos, dahinter erhob sich ein vierstöckiges Gebäude. Zu Coburns Linken befand sich der Flachbau mit dem Stacheldraht auf dem Dach, den er bereits von der Straße aus gesehen hatte, rechter Hand erblickte er eine weitere Stahltür.
    Coburn trug einen langen, unförmigen Steppmantel – Taylor hatte ihn den »Michelin-Männchen-Mantel« getauft –, unter dem sich mit Leichtigkeit ein Gewehr verbergen ließ, aber die Wachen am Tor durchsuchten ihn nicht. Ich hätte acht Knarren hineinschmuggeln können, dachte Coburn. Es war ermutigend: Die Sicherheitsvorkehrungen wurden nur nachlässig gehandhabt.
    Er registrierte, daß die Torwache nur mit einer kleinen Pistole bewaffnet war.
    Die drei Besucher wurden in das niedrige Gebäude zur Linken geführt. Der Oberst, dem das Gefängnis unterstand, saß mit einem anderen Iraner im Besuchszimmer. Dieser andere, so hatte Gallagher Coburn vorgewarnt, war bei allen Besuchen zugegen und sprach perfekt Englisch: Vermutlich sollte er die Gespräche abhören. Coburn hatte Madjid gesagt, daß er bei seinem Gespräch mit Paul nicht belauscht werden wolle, und Madjid hatte sich bereit erklärt, den Spion in eine Unterhaltung zu verwickeln.
    Coburn wurde dem Oberst vorgestellt. In gebrochenemEnglisch drückte der Iraner seine Anteilnahme für Paul und Bill aus sowie die Hoffnung, daß sie bald entlassen würden. Er wirkte aufrichtig. Coburn merkte sich, daß weder der Oberst noch der Spion Waffen trugen.
    Die Tür ging auf, und Paul und Bill kamen herein. Beide starrten Coburn überrascht an.
    »Was zum Teufel, machst du denn hier?« fragte Bill und grinste über das ganze

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