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Auf den Schwingen des Adlers

Auf den Schwingen des Adlers

Titel: Auf den Schwingen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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geben, daß unser Personal, wenn es zurückkehrt, weder verhaftet noch sonstwie belästigt wird?«
    »Eine offizielle Garantie könnte ich nicht geben«, antwortete Dadgar, »allenfalls mein Ehrenwort.«
    Howell warf Taylor einen beunruhigten Blick zu. Taylor sagte nichts, doch seine Miene drückte deutlich aus, daß er auf Dadgars Ehrenwort pfiff. »Es ließen sich sicherlich Mittel und Wege für eine solche Übergabe finden«, sagte Howell. Dadgar gab ihm endlich etwas Handlungsspielraum, wenn auch nicht viel. »Natürlich brauchen wir Sicherheiten. Sie müßten uns zum Beispiel attestieren, daß die Geräte in gutem Zustand übergeben wurden – aber vielleicht könnten wir dafür unabhängige Sachverständige hinzuziehen ...« Es war eine Art Schattenboxen, auf das sich Howell einließ: Die Übergabe des Datenzentrums hätte seinen Preis – die Freilassung von Paul und Bill.
    Diesen Gedankengang machte Dadgar mit seinem nächsten Satz zunichte. »Tag für Tag laufen bei meinen Untersuchungsbeamten neue Beschwerden über Ihre Firma ein, Beschwerden, die eine Anhebung der Kautionssumme rechtfertigen würden. Wenn Sie jedoch bei der Übergabe des Datenzentrums 125 kooperieren, kann ich im Gegenzug die neuen Beschwerden überhören und von einer Erhöhung der Kaution Abstand nehmen.«
    »Verdammt noch mal, das ist reine Erpressung«, sagte Taylor.
    Howell merkte, daß das Datenzentrum 125 lediglich ein Nebenkriegsschauplatz war. Dadgar hatte die Frage zweifellos auf Drängen seiner Beamten aufgeworfen, doch war sie ihm nicht wichtig genug, um im Gegenzug ernst zu nehmende Konzessionen einzuräumen.
    Lucio Randone, der ehemalige Zellengenosse von Paul und Bill, fiel Howell ein. Randones Hilfsangebot war von EDS-Manager Paul Bucha aufgenommen worden. Er war nach Italien gefahren und hatte mit Randones Firma, Condotti d’Acqua, Gespräche geführt. Bucha berichtete, das Unternehmen habe Wohnhäuser in Teheran gebaut und ihre iranischen Geldgeber seien bankrott gegangen. Natürlich stellte die Firma daraufhin die Arbeit ein, doch viele Iraner hatten bereits für ihre noch in Bau befindlichen Wohnungen bezahlt. Bei der gegenwärtigen Stimmungslage war es nicht verwunderlich, daß die Schuld den Ausländern in die Schuhe geschoben wurde: Randone war als Sündenbock ins Gefängnis gewandert. Später hatte Condotti d’Acqua eine neue Geldquelle aufgetan und die Bauarbeiten wieder aufgenommen; Randone wurde freigelassen. Die Verhandlungen, die zu dieser Vereinbarung führten, hatte ein iranischer Anwalt namens Ali Azamayesch geleitet.
    Die Italiener hätten im übrigen, so Bucha, mehrmals gesagt ›Denken Sie immer daran, daß der Iran immer der Iran bleiben wird. Da ändert sich nichts.‹ Dies sei wohl ein Hinweis darauf gewesen, daß bei der Vereinbarung Bestechung eine Rolle gespielt haben mußte. Howell wußte, daß ein traditioneller Weg zur Zahlung von Bestechungsgeldern das Anwaltshonorar war – ein Anwalt würde beispielsweise einen Tausenddollarjob erledigen, dabei 10 000 Dollar an Bestechungsgeldern weiterleiten und schließlich seinem Klienten 11 000 Dollar in Rechnung stellen. Obwohl ihn die Anspielung auf Bestechungirritierte, hatte Howell sich mit Azmayesch getroffen, und der hatte zu ihm gesagt: »EDS hat keine juristische, sondern geschäftliche Probleme.« Sollte es EDS gelingen, mit dem Gesundheitsministerium zu einer Übereinkunft zu gelangen, so würde Dadgar zurückstecken. Von Bestechung war bei Azmayesch keine Rede.
    Anfangs ist es ein rein kaufmännisches Problem gewesen, dachte Howell: Der Kunde war zahlungsunfähig, und der Lieferant weigerte sich, weiterzuarbeiten. War vielleicht im vorliegenden Fall ein ähnlicher Kompromiß möglich? Etwa dergestalt, daß EDS die Computer wieder anstellte und das Ministerium wenigstens einen Teil der geschuldeten Summe zahlte?
    Er beschloß, Dadgar direkt darauf anzusprechen.
    »Kämen wir weiter, wenn EDS den Vertrag mit dem Gesundheitsministerium neu aushandeln würde?«
    »Das ist durchaus denkbar«, antwortete Dadgar. »Eine juristische Lösung wäre es zwar nicht, aber eine praktische. Es wäre schade, wenn all die Arbeit, die in das Projekt gesteckt worden ist, umsonst gewesen wäre.«
    Das ist ja interessant, dachte Howell. Sie wollen entweder ein modernes Sozialversicherungssystem – oder ihr Geld zurück. In dem sie Paul und Bill für dreizehn Millionen Dollar Kaution ins Gefängnis steckten, stellten sie EDS vor diese – und nur diese –

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