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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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geliebten Menschen verliert, sei man voller Reue und habe ein schlechtes Gewissen wegen der Dinge, die man getan oder nicht getan hat, oder weil man nicht genug getan hat. All diese Gefühle übermannten mich in diesem Augenblick und drückten so schwer auf mein Herz, dass ich mich kaum bewegen und kaum atmen konnte. Ich schämte mich, dass ich mich nicht an unser letztes Zusammensein vor ihrem Tod erinnern konnte oder an die letzten Worte, die sie zu mir gesagt hatte. Ich erinnerte mich an ihren Geruch, an ihr Parfum, aber den Braunton ihrer Augen hatte ich nicht mehr im Kopf. Mit jeder Stunde schienen meine Erinnerungen an sie mehr und mehr zu verblassen. Es war eine schreckliche Vorstellung, dass ich sie eines Tages ganz vergessen könnte. Ich wollte sie nicht vergessen, und ich wollte Rache an denen üben, die sie mir genommen hatten.
    Plötzlich spürte ich Wills Nähe und sah ihn aus dem Augenwinkel in der Tür stehen. Als ich ihn anschaute, ließ er die Schultern hängen.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er. »Bitte rede doch mit mir, Ellie.«
    Plötzlich erschien das Gesicht meiner Mutter ganz deutlich vor meinen Augen, und ich hatte alle Mühe, nicht laut aufzuschluchzen. Ich schlang die Arme noch fester um meinen Körper und lehnte mich ans Fenster. »Ich vermisse meine Mom.«
    Nachdenklich saugte er an seiner Oberlippe, bevor er auf mich zukam und sich ans andere Ende der Fensterbank setzte. »Ich weiß.«
    Jetzt konnte ich mein Schluchzen nicht länger zurückhalten, und aus meinen Augen strömte eine wahre Sturzflut von Tränen. Verzweiflung stieg in mir auf und schnürte mir die Kehle zu, bis ich kaum noch Luft bekam. Er zog mich an sich und schloss mich in die Arme. Ich vergrub das Gesicht an seiner Brust. Sein warmer, vertrauter Geruch und seine Hände, die mein Haar streichelten, beruhigten mich. Er sprach tröstend auf mich ein, doch die Worte spielten keine Rolle. Alles, was ich brauchte, war seine Nähe.
    Irgendwann löste ich mich dann doch aus seiner Umarmung und wischte mir mit dem Ärmel die Tränen von den Wangen. Es dauerte einen Augenblick, bis ich ihm in die Augen sehen konnte. Als es mir gelungen war, wieder halbwegs normal zu atmen, zog ich Arme und Beine wieder dicht an den Körper, bis ich Will nicht länger berührte. Er saß einfach reglos und schweigend da. Wir sahen uns an und genossen die friedvolle Stille. Ich lauschte auf die Regentropfen, die gegen das Fenster prasselten.
    »Ich mache mir Sorgen um dich«, sagte er sanft. Er streichelte mein Knie und küsste es, wie um den Frieden zwischen uns zu besiegeln. »Wie fühlst du dich?«
    »Das Weinen hat mir, glaube ich, gutgetan. Ich fühl mich schon wieder etwas besser.«
    Er lächelte, und seine Lippen streiften mein Knie, aber das Lächeln schwand dahin, sobald es begonnen hatte. »Das glaube ich nicht. Ich fürchte, es wird noch eine Weile dauern, bis es dir wieder besser geht.«
    »Ich muss meine Trauer überwinden. Das braucht seine Zeit.« Ich berührte die eiskalte Fensterscheibe und wünschte mir nichts sehnlicher, als dieses Gespräch zu beenden.
    »Ich weiß«, sagte er. »Manchmal sehe ich dich lächeln, aber ich glaube nicht, dass du glücklich bist.«
    Ich zuckte die Achseln. »Es ist schwer, glücklich zu sein.«
    »Ich kann dich besser verstehen als die meisten anderen«, sagte er. »Ich hab Angst, dass du mich nicht mehr an dich heranlässt. Wir jagen Nacht für Nacht, aber es ist, als hättest du deinen Schwung verloren, einen Teil deines Feuers. Du sagst mir nichts über deine wahren Gefühle, obwohl ich dir doch nur helfen will.«
    »Es tut noch sehr weh«, gestand ich ihm. »Ich will Rache, und wir haben Bastian noch nicht aufgespürt. Wir haben keine Ahnung, was er als Nächstes plant, und das macht mich wahnsinnig.«
    Er nahm meine Hand und rieb sie warm. »Du musst weiterkämpfen. Gib bloß nicht auf. Lass mich nicht im Stich, okay?« Er strich mir übers Haar und ging zur Tür.
    »Will!«, rief ich ihm nach und folgte ihm. »Ich möchte dich nicht beunruhigen«, sagte ich und fingerte am Saum seines T-Shirts herum. »Ich bin wie betäubt vor lauter Trauer, seit ich meine Eltern verloren habe. Du bist immer für mich da und stehst mir zur Seite, und dafür bin ich dir sehr dankbar.«
    »Aber ich weiß oft nicht, was ich sagen oder tun soll.«
    »Du musst gar nichts sagen«, versicherte ich ihm. »Sei einfach da … so wie jetzt.«
    Seufzend legte er die Arme um mich. »Ich verspreche, dass ich

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