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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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immer für dich da sein werde.«
    Weitere Tränen brannten in meinen Augen. »Das kannst du mir nicht versprechen. Ich habe schon so viel verloren. Ich will dich nicht auch noch verlieren, Will.«
    Er löste sich von mir und wischte meine Tränen weg. »Ich habe mir ganz fest vorgenommen, mein Versprechen zu halten. Und ich habe dich noch nie belogen. Ich schwöre dir, dass ich für alle Zeiten dein Beschützer bleiben und dich immer lieben werde.«
    Noch mehr Tränen liefen über meine Wangen, und er küsste sie mit sanften Lippen weg. Das Herz wurde mir ganz schwer, denn ich wusste, dass ich es niemals überleben könnte, wenn er für mich sterben würde.
    Er hielt mein Kinn hoch, und seine grünen Augen strahlten im schummerigen Licht. »Du glaubst mir doch, nicht wahr?«
    »Ja«, hauchte ich mit bebenden Lippen.
    Er küsste mich zärtlich, und ich erwiderte seinen Kuss voller Leidenschaft – unser erster Kuss seit der Nacht, in der meine Mutter gestorben war. Jahre oder Jahrzehnte schienen seitdem vergangen zu sein, und ich fühlte mich, als hätte ich schon viel zu lange nicht mehr wirklich Luft geholt.
    »Vielleicht solltest du noch ein bisschen schlafen«, schlug er vor. »Mach dir einen ruhigen Abend.«
    »Gehst du auf Patrouille?«
    »Nein. Ich glaube, ich geh ein bisschen runter zum See und lass mir etwas frischen Wind um die Nase wehen. Komm, wir gehen nach oben und sehen zu, dass du ins Bett kommst.«
    Er nahm meine Hand und führte mich in sein Zimmer, wo ich mich in seinem Bett zusammenrollte.
    »Bleibst du bei mir?«, fragte ich und zog mir die Decke bis zum Hals.
    »Ich bin sofort wieder da«, versprach er. »Versuch, ein bisschen zu schlafen, okay?«
    Ich sah ihm nach, als er das Zimmer verließ und die Tür hinter sich zuzog. Ich brauchte Ewigkeiten zum Einschlafen. Immer wieder dämmerte ich kurz weg und wachte wieder auf. Sein Bett war so warm und weich, aber das Herz tat mir zu weh, um in einen tiefen Schlaf zu sinken.
    Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Dröhnen, das die Mauern des Hauses heftig erbeben ließ. Voller Panik fuhr ich hoch, ohne zu wissen, ob das Getöse Traum oder Realität war. Als ich zur Besinnung kam, schlug ich die Bettdecke zurück und sprang auf. Ich riss die Zimmertür auf und schoss die Treppe hinab nach unten, wo mir eine gewaltige Staubwolke die Sicht nahm. Die Deckenlampen flackerten ein paarmal und verloschen, wodurch das Haus in Dunkelheit getaucht wurde. Der Lärm gellte mir noch in den Ohren. Leise tastete ich mich in Richtung Haustür, von wo das Getöse gekommen war.
    »Will?«, rief ich leise. »Nathaniel?«
    Der Eingangsbereich – das, was noch davon übrig war – kam in Sicht. Die Haustür war zerschmettert worden, die Wand eingebrochen. Im Mondlicht, das auf die Bodenfliesen fiel, wogte der aufgewirbelte Staub. Ich schlüpfte in den Limbus und schnappte nach Luft, als ich sah, wer den Schaden angerichtet hatte. Im staubigen Mondlicht zeichnete sich eine riesige, ungeschlachte Silhouette ab, die einer menschlichen Gestalt ähnelte. Aber es handelte sich nicht um einen Menschen.
    »Preliatin!«, dröhnte die tiefe, raue Stimme Merodachs in meinen Ohren und ließ mich vor Angst erbeben. »Komm raus, und spiel mit uns!«
    Hinter ihm war eine weitere Gestalt auszumachen: Kelaeno in Begleitung von fünf weiteren Vir-Reapern.
    Sie hatten mich gefunden.

VIERUNDZWANZIG
    K elaeno schoss über die Trümmer hinweg und landete im Inneren des Hauses, wobei ihre Flügel eine weitere Wand zertrümmerten, als seien die Holzbalken und Rigipsplatten aus Papier. Ihr Haar war strähnig und zerzaust, und ihre Gesichtszüge wirkten ein wenig stabiler als bei unserem letzten Zusammentreffen. Mit einer festen Gestalt war sie hübscher, als ich es erwartet hatte, doch Brutalität und Wahnsinn zerstörten das Bild. Sie sah aus, als hätte sie den Geschmack meines Blutes schon auf der Zunge.
    »Die Zeit ist gekommen, dich abzuholen, kleine Jägerin«, höhnte sie, indem sie sich mir mit ruckartigen Bewegungen näherte, die eher an einen Vogel als an einen Menschen erinnerten. »Auf dem Rückweg zu Bastian werde ich mir schon mal einen Happen genehmigen. Ich hab noch nie Engelfleisch probiert.«
    Ich starrte in ihre boshafte Fratze. »Zu schade, dass dein hässlicher Kopf gleich im Staub rollt.«
    »Tapfere Worte«, krächzte Merodach, als er in die Diele trat, »für ein so gut wie totes Mädchen.« Sein Körper war so dunkel, dass nur die Konturen im bläulichen Mondlicht zu

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