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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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zu rächen. Ich habe auch deine menschlichen Eltern nicht vergessen. Du magst vielleicht nicht stark genug sein, um uns zu töten, aber ich bin sicher, dass du einen gehörigen Schaden anrichten könntest. Keiner von uns möchte der Rache eines Erzengels ausgesetzt sein. Diese Geschichten nehmen nie ein gutes Ende.«
    Merodach richtete sich auf und schaute mir direkt in die Augen. »Ich fürchte mich nicht vor ihr.«
    »Ich auch nicht«, zwitscherte Kelaeno. »Wie wär’s, wenn wir sie losmachen? Ich hab heute Nacht noch nicht genug Blut geschmeckt.«
    Bastian hob die Hand und gebot beiden Einhalt. »Es ist nicht an uns, sie freizulassen.«
    Emma riss an ihren Ketten. »Wovon redet ihr nur? Bitte, lasst mich doch einfach gehen! Bitte!«
    »Ruhe«, befahl Bastian. Das Mädchen zitterte und schlug die Augen nieder. »Wie ich schon sagte, Kelaeno, die Preliatin gehört uns nicht.«
    »Sie gehört mir«, gurrte eine unsichtbare, sinnliche Stimme. Sie ließ mich innerlich erschauern und meine Seele gefrieren.
    Vor meinen Augen materialisierte sich eine schimmernde ausgestreckte Hand, gefolgt von den Umrissen einer jungen Frau. Ihr Körper war verschwommen und geisterhaft. Langes dunkles Haar umwogte ihren Kopf, als sie sich mir näherte, doch ihr schlichtweißes Gewand verblasste unterhalb der Knie zu einem Nichts, sodass ihre Füße unsichtbar blieben. Ihre Gesichtszüge wirkten sanft und weich. Sie hatte wunderschöne große Augen, und ihr Lächeln wirkte kultiviert und vornehm – und grausam.
    Ich kannte dieses Gesicht. Seine Kälte. Seine Düsternis. Ich kannte sie . Die Dämonenkönigin.
    Lilith.
    Liliths Trugbild streckte die Hand nach mir aus und umfasste mein Kinn. Ich versuchte, den Kopf wegzudrehen, blieb jedoch in ihrer Reichweite. Der Bannzauber des Pentagramms, in dem ich stand, schien keine Wirkung auf sie zu haben. Ich bekam erst mit, dass Emma angefangen hatte zu schreien, als Kelaeno ihr einen Schlag versetzte und sie zum Schweigen brachte.
    Lilith betrachtete mein Gesicht mit einer Mischung aus Neugierde und Abscheu. »In dieser Form strahlst du aber nicht besonders, Gabriel«, sagte sie mit hohler, hallender Stimme. »Ich kann dich ansehen, ohne dass meine Augen bluten. Ich würde sagen, das ist eine Verbesserung, aber der menschliche Gestank deines Körpers bringt mich zum Würgen.«
    Bei ihrer Berührung fühlte ich, ähnlich wie bei Michael, ein leichtes Kribbeln, als hätte ich einen elektrischen Weidezaun gestreift. Es tat zwar nicht weh, war aber stark genug, um meine Aufmerksamkeit zu wecken.
    Sie strich mir übers Haar, und mir stockte der Atem, als sie eine Strähne ergriff und sie durch ihre Geisterhand gleiten ließ. Ich starrte sie angsterfüllt an und fragte mich, wie es ihr möglich war, meinen Körper auf diese Weise zu berühren. Lag es daran, dass ich eine Reliquie war, wie Nathaniel es mir erklärt hatte? Wenn sie mich anfassen konnte, bedeutete es, dass sie in der Lage war, mich zu töten, ohne dass ich mich gegen sie wehren konnte. Ich versuchte, so weit wie möglich von ihr abzurücken, und zog mein Haar aus ihren Fingern.
    »Du trauerst«, stellte sie nüchtern fest, als würde sie meine Augenfarbe benennen. »Und du hast Angst. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich es schön oder abstoßend finde. Kannst du jetzt weinen, Gabriel, in diesem menschlichen Körper, in dem du wohnst?«
    Ich versuchte jegliches Gefühl aus meinem Gesicht zu verbannen, aber es war sinnlos. Ich konnte meine Gefühle nicht abstellen. Meine Trauer zu verleugnen hieße, Will und Nathaniel zu verleugnen.
    Lilith gab den dämonischen Reapern ein Zeichen. »Lasst uns allein. Gabriel und ich haben noch viel zu bereden, ehe wir beginnen.«
    Während sie ohne Protest die Treppe hinaufstiegen, schenkte Lilith mir ein honigsüßes Lächeln.
    Ich starrte ihr in die Augen. »Warum bin ich hier?«
    Sie ignorierte meine Frage. »Wie lange ist das her, Gabriel?«, fragte sie freundlich, als wären wir alte Freunde. »Zehntausend Jahre? Fünfzehntausend? In der Hölle gibt es keine Zeit. Nichts ändert sich. Es brennt einfach immer weiter. Sag mir, waren die Jahre gut zu mir? Hast du mich vermisst?«
    »Kein bisschen«, knurrte ich. Erinnerungen blitzten auf, wie Lilith vor langer Zeit ganze Dörfer zerstört und blutige Gräueltaten begangen hatte, und mir war, als hätte ich diese Schrecken erst gestern mit angesehen.
    Sie runzelte die Stirn. »Ich muss sagen, das schmerzt mich ein wenig. Wo wir zwei praktisch

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