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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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riss ich, so fest ich konnte, an der Kette, doch sie gab nicht nach. Staub rieselte herab, aber sie blieb ganz. Ich beschwor meine Macht herauf und zog mit einem gewaltigen Ruck – immer noch nichts. Meine Furcht wandelte sich in schockierte Verwirrung. Eine Eisenkette hätte mich nicht festhalten dürfen. Durch das Bündeln meiner Kräfte hatte ich schon ganze Lagerhäuser in Schutt und Asche gelegt. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Die ganze Situation ergab einfach keinen Sinn.
    Warum war ich hier? Wie war ich hierhergekommen?
    »Alles in Ordnung?«, fragte das Mädchen. »Hey! Bist du taub?«
    »Nein«, krächzte ich heiser. »Ich bin nicht taub. Ich denke nach. Wenigstens versuch ich es.« Ich schaute mich um, auf der Suche nach irgendetwas Vertrautem, aber ich war noch nie hier gewesen und hatte auch das Mädchen noch nie gesehen.
    Und dann traf es mich wie ein Keulenschlag, und die Erinnerung umwogte mich wie giftiger Nebel.
    Nathaniel.
    Will.
    Nathaniel war tot und Will wahrscheinlich auch.
    Ich konnte nicht atmen. Ich schnappte mehrmals vergeblich nach Luft. Meine Lungen versagten ihren Dienst. Bald wurde mir schwarz vor Augen, und ich hing schlaff an der Kette. Mir war, als würde ich sterben. Tränen liefen über meine Wangen, und ich weinte um meine Freunde. Die Erinnerung daran, wie Nathaniel in meinen Armen zu Stein geworden war und wie Merodachs Klinge sich in Wills Brust gebohrt hatte, war einfach zu viel. Schluchzend und schreiend warf ich mich hin und her, verfluchte die dämonischen Reaper und schwor, sie in Stücke zu reißen.
    Dann atmete ich tief durch und schluckte die Tränen herunter. Ich musste tapfer sein. Ich musste fliehen und Will zu Hilfe eilen, wenn er noch am Leben war. Wenn er gestorben wäre, hätte ich es gemerkt. Ich hätte es in meiner Seele gespürt. Jetzt musste ich mich selbst aus diesem Gefängnis befreien, denn es gab sonst niemanden, der mich retten würde.
    Und meine Panik half dem Mädchen, mit dem ich hier eingesperrt war, nicht, die Ruhe zu bewahren.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie, als ich aufgehört hatte zu weinen. Ihr Gesicht war dreckverschmiert und voller blutiger Kratzer.
    Ich ignorierte ihre Frage. »Wo sind wir hier?«
    Sie schüttelte matt den Kopf. »Keine Ahnung. In einem Keller, glaube ich.«
    Darauf war ich auch schon gekommen. »Wie lange bist du schon hier unten?«
    »Ein oder zwei Tage. Ich weiß es nicht. Seit ich hier unten aufgewacht bin, sind sie nur einmal hier gewesen.«
    »Sie?«
    Sie blieb einen Moment still und starrte mich mit ihren blassblauen Augen an. »Monster.«
    Reaper . »Weißt du, warum du hier bist?«
    »Nein. Weißt du’s?«
    Ja. Vielleicht . »Wir müssen ruhig bleiben.«
    »Ich hab Angst«, sagte sie zitternd. »Und ich hab schon seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen. Mir ist schon ganz schlecht.«
    »Hey«, wies ich sie in scharfem Ton zurecht, als sie anfangen wollte zu weinen. »Ich werde einen Weg finden, wie wir hier rauskommen.« Das Problem war, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich das bewerkstelligen sollte. Irgendetwas schwächte mich. Ich war mir nicht sicher, ob ich meine Ketten mit reiner Körperkraft würde sprengen können.
    Meine Halskette war fort, und es schien, als wäre meine Macht ebenfalls verschwunden. Kelaeno hatte sie zerrissen, und ihr Verlust schmerzte mich sehr. Ich schaute mich ein wenig genauer um. An der linken Kellerwand, hinter dem Mädchen, befand sich eine Treppe. Als ich durch das Schummerlicht zur gegenüberliegenden Wand spähte, blieb mir das Herz stehen, und kalter Horror ließ mich erstarren.
    Der Sarkophag. Die steinerne Truhe lehnte hochkant an der Wand, sodass ich auf ihren Deckel starrte, als wäre er eine Tür. Daneben stand ein Holztisch, auf dem ein verwittertes aufgeschlagenes Buch lag, doch die Entfernung war zu groß, als dass ich den Text hätte lesen können. Neben dem Buch sah ich eine schlichte Tonschüssel und ein reichverziertes Kästchen, das uralt zu sein schien. Auf der anderen Seite des Buchs lag ein silberner Dolch.
    Ein Gefühl der Hilflosigkeit überkam mich und brachte mich zum Würgen. Die Angst um mein Leben und das des Mädchens erfüllte mich mit heller Panik. Mein Herz schlug so heftig, dass ich Angst hatte, es könnte meinen Brustkasten sprengen. Die Gedanken rasten nur so durch meinen Kopf.
    »Wie heißt du?«, fragte ich das Mädchen.
    »Emma. Und du?«
    »Ellie. Ich werde uns hier rausholen. Wie alt bist du?«
    »Fünfzehn.«
    Ich warf ihr einen

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