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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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werde.«
    »Wir müssen das Richtige tun, selbst wenn es manchmal bedeutet, Dinge aufzugeben, die uns wichtig sind«, sagte er und rief mir ins Gedächtnis, was Nathaniel mir gesagt hatte. Über Opfer. Um diesen Krieg zu gewinnen, musste ich bereit sein, meine jetzige Identität zu opfern. Wenn ich die Menschen, die ich liebte, und den Rest der Welt retten konnte, indem ich eine andere wurde, musste ich es auf mich nehmen. Ich musste tapfer sein, auch wenn ich nicht furchtlos sein durfte.
    »Wenn ich es tue«, sagte ich, »wenn ich Gabriel werde, weigere ich mich, dich zu vergessen. Ich mag zwar ein Erzengel werden, aber ich werde trotzdem meine menschliche Seele behalten.«
    Er senkte den Kopf und fuhr sich durchs Haar. Offensichtlich bedrückte ihn noch irgendetwas anderes so sehr, dass es einen Moment lang aussah, als würde er zittern. Er kaute auf seiner Lippe und atmete hörbar aus.
    »Was Bastian über dich gesagt hat, ist nicht wahr«, sagte ich und streichelte seine Wange. Er schloss gequält die Augen, und ich hörte, wie er mit den Zähnen knirschte.
    »Doch, das ist es.«
    »Nein, Will«, sagte ich eindringlich. »Wie kannst du das nur denken?«
    »Weil ich voller Hass und Zorn bin.« Er wich meiner Berührung aus und schaute auf die graue Wasserfläche des Sees. »Ich möchte, dass du mir eines versprichst, wenn alles zusammenbricht.«
    Ich schluckte. »Was soll ich dir versprechen?«
    »Überlass Merodach mir«, sagte er mit eiskalter, grausamer Stimme. »Er gehört mir.«
    Das Blut in meinen Adern wurde zu Eis. »Okay.«
    »Si vis pacem, para bellum« , rezitierte er mit leiser Stimme. Er ballte die Hände zu Fäusten, und sein Atem ging stoßweise.
    Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor. Wenn wir den Kampf gewinnen und in Sicherheit sein wollten, mussten wir stark sein und das Böse bekämpfen, das drohte, uns in Stücke zu reißen und uns alles zu nehmen, was wir liebten.
    Wir saßen noch eine Weile schweigend da, bevor er sich erhob. »Im Haus wartet Arbeit auf mich.«
    Ich nickte und schluckte die Tränenflut herunter, die sich hinter meinen Augen staute. Wenige Minuten später hörte ich Will im Haus hämmern und rumoren. Aber ich hatte auch etwas zu tun. Ich musste Lauren anrufen.
    Mit dem Rücken an die Unterschränke gelehnt saß ich auf dem Küchenfußboden und starrte auf mein Handy. Unzählige Male hatte ich ihre Nummer eingegeben, jedoch nicht den Mut aufgebracht, mit Lauren zu sprechen. Schließlich kniff ich die Augen zu und rief sie an. Gleich beim ersten Klingeln meldete sie sich.
    »Ellie.« Ihre Stimme klang gebrochen und heiser, als hätte sie geweint oder geschrien oder beides.
    »Lauren«, sagte ich gepresst. »Ich … ich weiß nicht, wie …«
    »Ich weiß es schon.«
    Sie beendete das Gespräch. Das Handy glitt mir aus der Hand und fiel zu Boden. Ich blieb einfach regungslos sitzen, bis ich irgendwann hörte, wie ein Wagen in die Einfahrt fuhr und eine Autotür geschlossen wurde. Benommen rappelte ich mich auf und stolperte zum Eingangsbereich. Der Anblick von Laurens wehmütigem Lächeln und ihren rotgeschwollenen Augen brach mir das Herz, und ich sackte in die Knie. Sie fing mich auf, und wir fielen uns schluchzend um den Hals.
    Wir saßen mit einer Tasse Kaffee im Wohnzimmer und hatten keine Tränen mehr. Als sie das letzte Mal in diesem Haus gewesen war, hatte Nathaniel sie in den Armen gehalten und ihr seine Liebe gestanden. Ein paar Minuten später war er tot gewesen.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich ihn überleben würde«, sagte Lauren matt. »Es hätte nicht so enden dürfen. Ich wusste, dass seine Aktionen mit Will gefährlich waren und ihn irgendwann das Leben kosten würden, aber …«
    Sie stützte sich auf den Couchtisch, begrub das Gesicht in ihren Händen und fing erneut an zu weinen.
    Meine Lippen zitterten, während ich meine eigenen Tränen zurückhielt. »Es tut mir so leid, Lauren.«
    Sie wischte sich mit dem Ärmel die Augen und zwang sich zu einem kleinen Lachen. »Schon gut. Ich werde ihn und seine dummen Witze vermissen.«
    Ich versuchte, mit ihr zu lachen, brachte jedoch nur einen schniefenden Grunzlaut hervor. »Ja. Seine Witze waren so mies.«
    Lachend und weinend sprachen wir über Nathaniels alberne Angewohnheiten und Sprüche, riefen uns aber auch ins Gedächtnis, wie weise er gewesen war. Wie gütig. Wie fürsorglich und gastfreundlich. Draußen trieben dunkle Regenwolken am Himmel, und hier drinnen fühlten wir uns wie in

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