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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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einer schützenden Höhle. Will schleppte irgendeinen schweren Gegenstand durchs Haus und hämmerte erneut drauflos.
    Bevor Lauren zurück nach Hause musste, ging sie durchs Haus, sah sich den Schaden an und berührte Sachen, die Nathaniel gehört hatten.
    »Wenn du irgendwas davon haben willst …«, sagte ich und folgte ihr durch die Trümmer. Will hatte schon so viel weggeräumt, dass die Fußböden weitgehend frei waren.
    Lauren nickte abwesend. »Es käme mir seltsam vor, etwas davon mitzunehmen, es waren ja seine Sachen. Vielleicht später einmal. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass er nicht mehr da ist – es ist, als ob er jeden Augenblick zurückkommen könnte, weil er seinen alten Plunder vermisst.«
    Ich sah mich um und mied ihren Blick. »Und wenn Will das Haus erst wieder in Ordnung gebracht hat, sieht es aus, als wäre nie etwas geschehen.«
    »Er ist nicht aufzuhalten, nicht wahr?« Sie lachte traurig. »Ich muss los.«
    Ich schloss sie fest in die Arme. »Komm bald wieder«, sagte ich. »So bald wie möglich. Wir freuen uns immer, dich zu sehen.«
    Sie lächelte. »Natürlich. Sag Bescheid, wenn Will Hilfe beim Aufräumen braucht.«
    »Ich glaube, er hat sich vorgenommen, alles allein zu stemmen. Entschuldige, dass er nicht runtergekommen ist und dich begrüßt hat.«
    »Schon in Ordnung«, sagte sie gequält. Ihre Lippen bebten. »Er trauert. Es ist das Beste, ihn in Ruhe zu lassen. Er kommt schon wieder zu sich, wenn er so weit ist.«
    »Ich weiß.« Sie hatte Recht, aber jede Sekunde, die Will in seiner eigenen Welt verbrachte, verstärkte den Schmerz in meinem Herzen. Ich begleitete Lauren nach draußen. »Ich versuche, mir keine Sorgen um ihn zu machen. Ich hoffe, ich muss mir auch um dich keine Sorgen machen.«
    »Brauchst du nicht«, sagte sie. »Ich schaff das schon. Es wird eine schwere Zeit, aber wir werden sie alle durchstehen.«
    »Danke, Lauren«, sagte ich. »Lass bald von dir hören.«
    Sie lächelte. »Mach ich. Melde dich bei deiner Grandma, okay?« Dann stieg sie in ihren Wagen und fuhr davon.
    An den folgenden Tagen sprachen Will und ich sehr wenig miteinander. Er konzentrierte sich auf die Instandsetzung von Nathaniels Haus. Ich sorgte dafür, dass er aß und schlief, doch bis auf einen kurzen Informationsaustausch bei den Mahlzeiten herrschte Schweigen zwischen uns, und das Gefühl von Einsamkeit brachte mich schier um. Mein Telefon war ausgeschaltet, und niemand wusste, wo ich war. Ich hatte keine Ahnung, wie ich Nana und meinen Freunden erklären sollte, was geschehen war und wo ich mich aufgehalten hatte.
    Kelaeno war tot, aber das bedeutete nicht, dass ihre Prophezeiung mit ihr gestorben war. In meinem Herzen fürchtete ich mich davor, sie könnte nach und nach in Erfüllung gehen. So lange hatte ich geglaubt, nichts wäre beängstigender, als meine Seele zu verlieren oder Will, aber jetzt, wo ich in einer Nacht um ein Haar beides verloren hätte, wurde mir klar, dass ich mehr Angst davor hatte, ihn zu verlieren.
    Ich hatte Will einmal gesagt, ich wolle nicht nur überleben, sondern leben. Und hier saß ich nun wie eine lebende Tote und wartete auf das Unausweichliche. Es war, als hätte ich bereits aufgegeben, und so durfte ich nicht denken. Ich musste diese Sache durchstehen. Ich musste leben. Und mich in diesem großen Haus zu verkriechen war kein Leben. Es war ein Vor-sich-hin-Vegetieren. Ich wollte mich wieder lebendig fühlen, und dazu brauchte ich meine Freunde und meine Familie. Ich wollte eine Zukunft. Ich wollte mein Leben zurückhaben.

NEUNUNDZWANZIG
    I ch holte tief Luft, bevor ich den Mut fasste, an die Tür zu klopfen, die fast augenblicklich von Nana aufgerissen wurde, als hätte sie die ganze Zeit dahinter auf der Lauer gelegen.
    »Oh, mein …«, murmelte meine Großmutter und hielt sich überrascht die Hand vor den Mund. »Ellie.«
    »Hey, Nana«, sagte ich und versuchte zu lächeln. »Es tut mir so leid.«
    Strahlend vor Erleichterung zog sie mich ins Haus. »Komm ins Warme, Liebes. Ich mach dir einen schönen heißen Tee.«
    Ein paar Minuten später saß ich mit einer Tasse Tee am Küchentisch, während Nana eine Suppe für mich aufwärmte. »Du musst das nicht tun«, sagte ich matt. »Ich hab keinen Hunger. Du sollst dir nicht so viel Arbeit machen.« In Wahrheit war ich am Verhungern, aber ich kam mir so mies vor, nach einer Ewigkeit hier aufzutauchen und mich gleich von ihr bedienen zu lassen. Dadurch bekam ich ein noch schlechteres

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