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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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bei mir behalten würde. Ich zwang mich, einen Löffel voll zu essen, und mein ganzer Körper wurde warm. »Du hast gesagt, Frank hätte dir ein Foto von uns geschenkt. Hast du es noch?«
    Sie griff nach ihrer Handtasche. Nach einigem Herumstöbern hielt sie mir ein verblichenes Foto hin, das ich zögernd entgegennahm. In der Mitte der Schwarzweißaufnahme erkannte ich mich selbst, mein dunkles Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengenommen. Neben mir stand Will, mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen. Seine rechte Hand lag auf der Schulter eines schlaksigen jungen Mannes mit längerem Haar. Ich kniff die Augen zusammen, um sein Gesicht besser erkennen zu können. Die Augen des langhaarigen Jungen kamen mir bekannt vor, und ich stellte mir vor, wie er lachte. Es war Frank Meyer.
    Meine ganze Welt – alles, was ich wusste – wirbelte wie ein Tornado durch meinen Kopf. »Ich kann das alles nicht glauben. Ich kann es einfach nicht begreifen.«
    Lächelnd legte Nana den Arm um meine Schultern. »Ich weiß. Als ich es erfahren habe, konnte ich auch nicht glauben, dass mein rothaariges kleines Mädchen der Erzengel Gabriel sein sollte. Du hast mir so leidgetan. Deine Alpträume, deine schlechten Zensuren, das ständige Wegschleichen in der Nacht. Ich weiß nicht, was ich an deiner Stelle getan hätte. Ich hätte für dich da sein sollen, aber ich hatte Angst, dich noch mehr in Schwierigkeiten zu bringen.«
    »Das hättest du nicht«, sagte ich leise. »Ich habe meine Familie so sehr gebraucht, aber ich verstehe, warum du dich zurückgehalten hast.« Ich seufzte erleichtert auf und spürte, wie eine Last von mir abfiel. Ich musste unwillkürlich lächeln. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut es sich anfühlt, endlich Bescheid zu wissen.«
    Ihr Lächeln wurde strahlender. »Oh, das kann ich, glaub mir. Ich bin so glücklich, dass du jetzt endlich erfahren hast, wer ich bin. Ich will dir helfen, so gut ich kann. Du brauchst keine Entschuldigungen mehr zu erfinden, wenn du etwas zu erledigen hast. Ich verstehe, dass du deine Pflicht zu erfüllen hast und wer du bist. Aber vergiss nicht, dass du nicht nur Gabriel, sondern auch Ellie sein musst, sonst verlierst du dich.«
    Mich selbst verlieren. Etwas, wovor ich mich immer gefürchtet hatte. »Ich muss wieder zurück zur Schule. Ich brauche neben alldem hier ein eigenes Leben. Ich brauche ein bisschen Normalität.«
    Sie nickte. »Braves Mädchen. Dann lass uns zusehen, dass du wieder in die Schule gehst. Aber zuerst isst du deine Suppe. Ich lass dich erst ins Bett gehen, wenn dein Teller blitzblank leergegessen ist.«
    Lächelnd griff ich nach dem Löffel. »Okay, Nana.«
    Die nächsten paar Monate bis zu meinem Highschoolabschluss waren hart. Nana machte Termine mit dem Schulleiter und dem Schulpsychologen, um mir das Aufholen des versäumten Stoffs zu ermöglichen. Sie erklärte, dass ich nach allem, was ich durchgemacht hatte, ein bisschen Zeit bei entfernten Verwandten verbracht hätte – was ja nicht ganz gelogen war. Meine Schule zeigte Verständnis und war bereit, mich zu unterstützen. Und ich wollte mir den Rest meiner Jugend nicht von dämonischen Kräften rauben lassen.
    Irgendwie musste ich neben dem normalen Schulalltag Zeit für Reaper-Jagd und Nachhilfestunden rausschinden, was superanstrengend war. An dem Samstag nach meiner Rückkehr in die Schule bestand Kate darauf, dass ich um acht zu ihr kommen und Will mitbringen sollte. Ich dachte, danach bliebe noch genug Zeit, um ein paar Reapern den Garaus zu machen. Da Kate von einem »kleinen Treffen« gesprochen hatte, entschied ich mich für Jeans, Trägertop und Pulli und wartete auf Will. Heute Abend sollte Nana ihn endlich kennenlernen – schließlich wusste sie längst über seine und meine wahre Identität Bescheid. Sie war sehr gespannt auf ihn, worin sie sich nicht von anderen Sehern und engelhaften Reapern unterschied, die darauf brannten, unsere Bekanntschaft zu machen. Wir waren wie Elvis – nur ohne die Drogen und die Depressionen.
    Als er an der Tür läutete, führte ich ihn ins Wohnzimmer, wo Nana es sich mit einem ledergebundenen dicken Buch und einer Tasse Tee gemütlich gemacht hatte. Sobald sie ihn sah, lächelte sie. Sie legte das Buch beiseite und erhob sich, wobei mir auffiel, dass sie sich für ihr Alter noch sehr graziös bewegte.
    »Es ist mir eine Freude, Ellies Beschützer kennenzulernen«, sagte sie und schüttelte ihm kräftig die Hand. Sie sah ihn neugierig an und

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