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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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verflochten folgte er meinem Beispiel und kroch zu mir unter die Decke. Innerhalb von Sekunden war es mollig warm, und da die Tür geschlossen war, drang kein eisiger Luftzug ins Zimmer. Ich hörte, wie der Wind draußen vorbeipfiff und an den Fensterläden rüttelte. Doch als Will sich entspannte und ich die Wange auf seine Brust legte, nahm ich nur noch seinen Herzschlag wahr. Wie durch ein Wunder schlief er bald ein, und kurz darauf fielen auch mir die Augen zu.
    Als ich aufwachte, war Will verschwunden. Ich fand ihn auf der Schaukel beim See. Ich hatte mir eine Decke um die Schultern gewickelt und musste sie hochhalten, damit sie nicht durch das kalte, nasse Gras schleifte, das zwischen dem Schnee hervorlugte. Er saß schweigend da, den Kopf auf die Hände und die Ellbogen auf die Knie gestützt. Zwischen den Fingern seiner rechten Hand sah ich ein Goldkettchen aufblitzen. Er schien ins Leere zu starren. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich ihn besser nicht stören sollte. Aber das Alleinsein tat ihm nicht gut. Ihm ebenso wenig wie mir. Nicht jetzt.
    »Will«, sagte ich sanft, als ich ihn erreicht hatte. Er schaute nicht auf. »Was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?«
    Sein Zögern tat mir weh. »Natürlich nicht.«
    Ich setzte mich neben ihn auf die Schaukel und betrachtete sein Profil und die gerunzelte Stirn. Ich würde ihn nicht fragen, ob alles in Ordnung mit ihm sei. Denn wie hätte alles in Ordnung sein können? Nathaniel war tot. Ich schaute auf seine Hände. »Was ist das?«, fragte ich und deutete auf die Kette.
    Er lehnte sich zurück und öffnete die Hand. Es war mein verlorener Anhänger, unversehrt bis auf die zerrissene Kette. Er reichte ihn mir.
    »Du hast ihn gefunden.« Ich drückte das Schmuckstück an meine Brust, und es erwärmte sich bei der ersten Berührung. »Danke.«
    Er sagte nichts.
    Ich steckte den Anhänger zur sicheren Verwahrung in die Tasche und nahm mir vor, so bald wie möglich eine neue Kette zu kaufen. »Was machst du ganz allein hier draußen?«
    Seine Züge wurden weicher, und ich vergaß mein schlechtes Gewissen, ihn beim Alleinsein gestört zu haben. »Ich versuche, einen Plan zu entwickeln.«
    Ich seufzte. Das war der Will, den ich kannte, der immer an morgen dachte und nie an gestern oder heute. Es tat ihm gut, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf Nathaniels Tod.
    »Wenigstens sind wir Bastian jetzt los«, bemerkte ich.
    Er antwortete nicht und reagierte nicht auf das, was ich gesagt hatte. In diesem Augenblick ahnte ich, wie Will sich die ganze Zeit gefühlt hatte, wenn er für mich da sein musste, selbst wenn er unerwünscht war. Ich wollte in diesem Moment nicht unerwünscht sein, genauso wenig wie er.
    »Wie sollen wir weiter vorgehen?«, fragte ich.
    »Wir gehen fürs Erste in Deckung«, sagte er zu meiner Überraschung. Ich hatte eher erwartet, er würde vorschlagen, uns mit einem Festmahl zu stärken, um im Morgengrauen in den Krieg zu ziehen. »Azrael ist im richtigen Augenblick eingeschritten, aber Sammael hat uns auch unterschätzt. Er wird nicht das Risiko eingehen, dich ein zweites Mal zu verlieren. Er hat Tausende von Jahren im Schlaf gelegen und braucht vielleicht noch Zeit, bis seine Kräfte wiederhergestellt sind, genau wie du nach jeder Wiedererweckung. Azraels Heiligenschein hat ihn geschwächt, also haben wir vielleicht ein bisschen Zeit gewonnen.«
    Ich sah ihn ungläubig an. »Wieso lassen wir ihn stärker werden? Wir sollten ihn jetzt angreifen, wo er noch schwach ist.«
    »Weil wir ihn nicht besiegen können«, sagte Will entschieden. »Ich bin nur ein Reaper, und du hast einen verletzlichen Menschenkörper. Wir werden nie in der Lage sein, ihn oder Lilith zu besiegen. Er ist einer der Gefallenen und die rechte Hand Luzifers. Er kann durch nichts anderes ausgelöscht werden als durch einen Erzengel. Wir brauchen Azrael. Wir brauchen den Zerstörer.«
    »Aber Azrael ist ein Verstoßener«, sagte ich perplex. »Er ist kein Erzengel mehr.«
    »Er hat Sammael schon zweimal besiegt. Er kann es wieder schaffen.«
    »Und wenn nicht?«, fragte ich. »Er konnte Sammael gestern Nacht auch nicht töten, sondern ihn nur zurückhalten. Was ist mit Michael?«
    Er schüttelte den Kopf. »Michael kann nicht einschreiten, bevor der offene Krieg ausbricht. Es ist nicht seine Aufgabe. Das war der Grund, warum Azrael bestraft wurde. Bedingungsloser Gehorsam, sonst wirst du verstoßen, getötet oder gezwungen zu fallen.«
    »Dann ist es gut, dass ich

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