Auf Den Schwingen Des Boesen
spürte, wie seine Muskeln sich augenblicklich anspannten. »Nein, Will.«
Er sah mich an, und seine grünen Augen blickten sanft und nicht verärgert oder genervt. »In Ordnung.«
Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. »Nur fürs Erste.«
Er schenkte mir ein verständnisvolles Lächeln und zog die Hände zurück. »Na klar.« Nach einem letzten zärtlichen Kuss wischte er mit dem Daumen den letzten Rest Tortencreme von meiner Wange. »Wieso hast du das Zeug im Gesicht hängen? Hast du dir ein ganzes Stück auf einmal reingeschoben?«
»Nein«, brummte ich. Der peinliche Augenblick war schnell verflogen, und ich fühlte mich wieder ganz entspannt. »Ich glaube, auf dem Ding war ein ganzer Reaper, also jede Menge Creme und Zuckerguss. Denk nicht schlecht von mir.«
»Ich denke nie schlecht von dir.«
»Denkst du wohl«, sagte ich. »Sei lieber nett zu mir, sonst mache ich dir nie wieder einen Rootbeer-Float, und das heißt keine Rootbeer-Float-Küsse mehr.«
Er lachte. »Das ist wirklich hart.«
»Was mochtest du am liebsten, bevor es Rootbeer-Floats gab?«, fragte ich neugierig.
Er zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Das Essen war schrecklich, bevor man all die künstlichen Aromen und Chemikalien hinzugefügt hat, damit es besser schmeckt. Möhren mochte ich, glaube ich, immer ganz gern.«
»Möhren?« , platzte ich ungläubig heraus. »Ausgerechnet Möhren stehen bei dir auf Platz zwei! Bist du nicht ganz dicht?«
»He, gerade hast du mir noch vorgeworfen, ich wäre voreingenommen. Was ist denn an Möhren so schlimm?«
»Aber es muss doch noch was anderes geben, das du lieber magst als ausgerechnet Möhren !«
»Nun ja, Erdbeeren sind auch nicht schlecht«, räumte er ein.
»Du bleibst mir ein Rätsel«, sagte ich und verdrehte die Augen.
»Aber ich weiß, was dein Lieblingsessen ist.«
»Ach ja?«
»Cold Stone«, sagte er grinsend. »Die gesamte Eiskarte rauf und runter.«
Ich musste ebenfalls grinsen und legte den Arm um seine Mitte. »Du kennst mich viel zu gut.«
EINUNDDREISSIG
N och bevor ich am Montagnachmittag das Schulgebäude verließ, spürte ich seine Anwesenheit. Statt den Weg zum Schülerparkplatz einzuschlagen, bog ich links ab und ging auf den Baum zu, unter den er sich gestellt hatte, um sich vor der Sonne zu schützen. Ich ignorierte die Blicke und das Geflüster meiner Mitschüler und schenkte ihm ein argwöhnisches Lächeln. Cadan lächelte warmherzig zurück. Sein blassgoldenes Haar schimmerte selbst im Schatten und wurde von der sanften Frühlingsbrise zerzaust. Ich trat neben ihn unter den Baum und zog die Riemen meines Rucksacks zurecht.
»Hallo«, sagte er, und seine Stimme war genauso sanft wie sein Lächeln.
»Hallo«, erwiderte ich und widerstand dem Drang, ihn in die Arme zu schließen. Die Ereignisse, die sich bei unserem letzten Zusammentreffen abgespielt hatten, kamen mir in den Sinn, alles, was er gesagt und getan hatte. All die Risiken, die er eingegangen war, und wie mutig er sich seinem Vater widersetzt hatte. Ich konnte ihm nicht sagen, wie sehr ich ihn bewunderte oder wie viel mir an ihm lag oder welche Traurigkeit mich beim Gedanken an sein Schicksal überkam.
Die Stimmung zwischen uns war von Unsicherheit geprägt, aber nach allem, was wir miteinander durchgemacht hatten, war das kein Wunder. Er hatte mich in einem meiner schwächsten Momente gesehen und ich ihn, und es gab nichts mehr zu verbergen. Ich mochte ihn gern, und ich hatte noch nie zuvor etwas für einen dämonischen Reaper übriggehabt. Er hatte mir gestanden, dass er in mich verliebt war. Dies war eine neue Situation für uns beide.
»Wie geht es dir, Cadan?«, fragte ich, nur um etwas zu sagen, irgendwas.
Er zuckte die Achseln. »Ging mir schon besser. Und selbst?«
Obwohl er sich alle Mühe gab, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, war seine Zuneigung offensichtlich und tröstlich. »Ich bin ziemlich müde«, gestand ich. »Es fällt mir schwer, wieder in ein normales Leben zurückzukehren.«
»Dein Leben wird niemals normal sein.«
»Nicht in jeder Beziehung. Aber alles ist relativ, wie man so sagt. Ich habe zwei Leben, und jedes ist auf seine Weise normal. Ich muss nur lernen, die Reaper mordende Preliatin von Ellie zu trennen. Die Preliatin soll nicht mein gesamtes Dasein bestimmen.«
»Nein«, sagte er nachdenklich. »Du wirst immer Ellie sein, aber du bist auch immer die Preliatin. Die beiden gehen nahtloser ineinander über, als du denkst.«
»Dann gibt es
Weitere Kostenlose Bücher