Auf Den Schwingen Des Boesen
herausfordernd.
»Glaubst du wirklich, sie lässt sich von mir das Herz brechen? Sie ist nicht die Sorte Mädchen. Sie würde sich sofort einen anderen suchen.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Vielleicht hast du Recht. Aber sie fängt an, sich in dich zu verlieben. Du weißt, dass das in die falsche Richtung läuft.«
»Wieso soll es etwas anderes sein als bei dir und Will?«
»Wir sind nicht zusammen.«
»Komm schon, Ellie«, sagte er. »Sei nicht albern. Ihr beide seid ganz verrückt nacheinander – seid es gewesen, solange ich denken kann, und noch länger.«
»Wir dürfen nicht zusammen sein«, stellte ich klar. »Aus Millionen von Gründen, darunter derselbe, aus dem ihr, Kate und du, niemals ein Paar werden könnt.«
Die Heiterkeit schwand aus seinen Gesichtszügen. »Wenigstens kommst du jedes Mal zurück, wenn du stirbst.«
Ich starrte ihn an. »Dann bist du doch wohl klug genug, dir nicht selbst wehzutun, geschweige denn Kate. Das wäre ein bisschen masochistisch, findest du nicht?«
Er beugte sich zu mir herunter und funkelte mich zornig an. »Und hast du jemals an die Folgen für Will gedacht? Während eine deiner Lebzeiten nach der anderen vorüberzieht, bleibt er dein unverrückbarer Fels in der Brandung. Ja, vielleicht werde ich um Kate trauern, aber zumindest werde ich sie nur einmal betrauern.«
Charisma und Coolness hatten sich durch seinen Zorn verflüchtigt, und er stürmte aufgebracht davon. Betroffen wandte ich mich von der feiernden Menge ab, und ein tiefer Schluchzer drang aus meiner Kehle. So schnell ich konnte, eilte ich ins Bad, um der lauten Musik und dem Partylärm zu entkommen.
Als ich die Tür erreicht hatte, spürte ich eine warme, starke Hand auf meinem nackten Arm.
»Ellie.«
Ich drehte mich um und blickte in Wills glitzernde grüne Augen, in denen sich Mitgefühl und Sorge spiegelten. »Mir geht’s gut«, sagte ich hastig.
»Nein, geht’s dir nicht.« Er wusste immer, was in mir vorging.
Ich entwand mich seinem Griff. »Denkst du eigentlich nie an dich selbst?«
Er blinzelte verwirrt. »Wie bitte?«
»Vergiss es.« Ich drehte ihm den Rücken zu und ging weiter.
»Ellie«, rief er mir nach und folgte mir. »Du bringst mich durcheinander. Ich weiß nicht, wovon du redest. Hab ich was falsch gemacht?«
Ich drehte mich zu ihm um und lehnte mich an die Wand neben der Toilettentür. »Warum tust du dir das an? Warum quälst du dich damit, mein Beschützer zu bleiben?«
Er beugte sich über mich, bis ich ihm nicht mehr entkommen konnte. »Ellie …«
»Ich weiß, warum du mich nicht lieben willst«, sagte ich und presste mich gegen die Wand. »Es liegt nicht nur an deiner Furcht vor Michael, sondern daran, dass wir nur zusammenbleiben können, wenn ich wieder und wieder sterbe.«
Will schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander, aber ich wusste auch ohne Worte, woran er dachte. An die Regeln, die er brechen konnte. An Michael, gegen den er kämpfen konnte. Er verzehrte sich danach, die Mauer, die er zwischen uns errichtet hatte, einzureißen und mich zu lieben, doch da ich auch dann unweigerlich sterben würde, fürchtete er, dass mein unabänderlicher Tod ihn in noch tiefere Verzweiflung stürzen und letztendlich zerstören würde.
Ich wich einen Schritt zurück, und er ließ mich gewähren. Ohne den Blick von ihm abzuwenden, zog ich mich ins Bad zurück. Nachdem ich die Tür hinter mir zugezogen und verriegelt hatte, lehnte ich mich an die kalten Fliesen und rutschte daran herunter, bis ich weinend auf dem Boden saß. Einmal hörte ich ihn zornig gegen die Tür schlagen. Ich wollte den Abend nicht als verheultes Häufchen Elend auf dem Badezimmerfußboden beenden. Es war so schwer für mich, ihn jeden Tag zu sehen und mich nach ihm zu verzehren, doch dabei hatte ich ganz vergessen, dass er das Gleiche empfand wie ich. Es war so schmerzlich für uns, getrennt zu sein, doch ich fragte mich, ob wir jemals stark genug sein würden, um zusammen zu sein.
DREIZEHN
D ie Heimfahrt verlief schweigend, wofür ich dankbar war. Ich parkte in unserer Einfahrt und schaltete den Motor aus. Keiner von uns machte Anstalten auszusteigen – meine Muskeln wollten meinem Gehirn einfach nicht gehorchen. Ich fühlte mich nackt, albern und lächerlich mit dem knappen Kleidchen, den schmerzhaft hohen Pumps und dem tränenverschmierten Make-up. Ich zog die Spangen aus meinem aufgesteckten Haar und ließ es auf die Schultern fallen. Es war gerade erst Mitternacht, doch ich
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