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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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und eure verdammten Schiffe! Hast du nicht gesagt, sie würden dich heute bestimmt nicht interessieren? Ich dachte, wir hätten den ganzen Morgen für uns allein.«
    Er warf einen raschen Blick auf die geblähten Segel aus weißem Leinen. »Ja, Liebes.«
    »Jemand muss mir mein Kleid zuknöpfen.«
    »Solents in Sicht!«, schrie Meyer vom Bugspriet.
    Nicholas bewegte das Ruder leicht nach rechts, wodurch die Segel den Wind fingen. Unter seinen Fingerspitzen konnte Nicholas die zitternden Nerven des großen Schiffes spüren, als es sich so weit auf die Seite neigte, dass es fast zu kentern drohte. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass dies der einzige Weg war, die messerscharfen Felsen, die so genannten Solents, welche zahlreich in den Untiefen lauerten, sicher zu umschiffen.
    »Holt die Brassen dicht!«, befahl Nicholas. Sämtliche Segel bildeten nun eine geschlossene Reihe.
    »Die Luken stehen unter Wasser!«, schrie jemand.
    Nicholas stemmte sich mit einem Bein gegen die urplötzlich eingetretene Neigung und erwischte Isabella gerade noch rechtzeitig am Arm, bevor diese kopfüber über die Bordwand ins Wasser gestürzt wäre. »Ich bin gespannt, wie unser ahnungsloser Freund aus Amerika mit den Sandbänken zurechtkommen wird«, murmelte er, aber schon im nächsten Moment befiel ihn ein eigenartiges Gefühl und leise Zweifel breiteten sich aus. Fast konnte er hören, wie die Mischief problemlos über die tückischen Untiefen hinwegglitt, um lautlos und bedrohlich immer weiter aufzuschließen.
    Sie konnte doch unmöglich so schnell sein! Woher nur hatte ihr Skipper von den felsigen Sandbänken gewusst?
    Nicholas drehte sich um. Der schwarze, scharf geschnittene Bug durchbrach in weniger als zwanzig Yard Entfernung den Nebel Backbord achteraus. Die Galionsfigur am Ende des schnittigen Vorderstevens stellte eine Frau dar, die gerade von den Feldern gekommen war und in ihrer Hand einen frisch gepflückten Strauß Blumen hielt. Es war eine hübsche, außergewöhnliche Figur, die von erlesenem Geschmack zeugte. Nicholas knirschte mit den Zähnen.
    »Sie kreuzt von backbord,« unterrichtete Meyer ihn, als dieser auf Höhe seines Ellbogens auftauchte. »Wir sind steuerbords und haben Vorfahrt. Wenn sie uns in die Quere kommen, haben wir automatisch gewonnen.«
    »Ob ihr Skipper sich an die Regeln der Wettrennen hält?«
    »Das wird er. Kursänderung um fünfzig Yard.«
    »Dann hat sie Vorfahrt, und wir müssen sie ihr gewähren, Sir.«
    »Aber sie wird die Segel reffen müssen, um eben diese fünfzig Yard hinter uns bleiben zu können, oder sie riskiert eine Kollision. Wenn sie die Segel wieder hisst, haben wir schon längst die Mother Banks erreicht.«
    Es war Meyer anzusehen, dass er über Hawksmoors Worte grübelte, während er über das Wasser zu dem amerikanischen Schoner hinüberblickte. »Sie meinen also wirklich, sie wird zurückfallen, sobald sie die Segel streichen muss?«
    Nicholas' durchdringender Blick ließ dem Ersten Offizier die Röte ins Gesicht schießen. »Haben Sie je ein Schiff mit derart großflächigen Segeln gesehen, Sir?«, fragte Meyer dennoch unbeirrt. »Sie muss einen mit Eisen beschlagenen Rumpf als Ballast haben.«
    »Sparen Sie sich das bewundernde Gefasel, Meyer, und geben Sie die Weisung, um fünfzig Yard abzudrehen.« Nicholas unternahm nicht einmal den Versuch, den schroffen Ton in seiner Stimme zu unterdrücken, schlüpfte aus seinem Hemd und legte es Isabella um die Schultern. »Bring sie unter Deck«, wies er Meyer an.
    Fünfzig Yard. Nicholas trat an die Reling, um dem amerikanisc hen Schoner dabei zuzuschauen, wie er die Segel reffte. Er wartete. Den Naturgesetzen zufolge m ü sste sie nun mindestens an die hundert Yards zurückfallen, dachte er. Es war schlichtweg unmöglich, dass ein Schiff mit gerefften Segeln zu einem mit voll gehissten und geblähten aufschloss. Dazu war kein Schiff imstande.
    Es konnte sich jetzt nur noch um Sekunden handeln, bis sie zurückfiel. Nicholas wartete noch immer, seine Finger hatten sich an der Reling festgekrallt. Er blinzelte, weigerte sich, das Unwiderrufliche anzuerkennen. Jetzt gleich musste es doch endlich passieren. Verdammt! Sie fiel einfach nicht zurück. Im Gegenteil, sie holte sogar auf! Nicholas verschlug es die Sprache. In dreißig Yard würden sie zusammenprallen. Ergab die Order, den Kurs erneut zu ändern, und ergriff selbst das Ruder. Die Segel sackten erst zusammen, knallten gegen die Masten, dann änderte das Bugspriet seine

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