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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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trat wieder Stille ein. Offensichtlich hatte sich die Menschentraube auf den Weg in Richtung Yachthaus gemacht, und Dominique konnte sich in Ruhe dem Schiffsmodell widmen. Sie nahm es in die Hand und betastete es liebevoll. Das edle Holz fühlte sich warm und weich an. Ein zögerliches Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit.
    Warum eigentlich nicht, verdammt noch mal? Sie gab dem Gefühl nach, und aus den Tiefen ihrer Seele rauschte pure Freude an die Oberfläche. Sie hatte tatsächlich den besten Segler der Briten geschlagen, und das mit Bravour. Der Kapitän der Fleet wing hatte nämlich einen schwerwiegenden Fehler gemacht: Er hatte seinen Gegner unterschätzt.
    Ja, ein Sieg war in vielerlei Hinsicht sehr befriedigend.
    In dieser Sekunde explodierte der Himmel jenseits des Bullauges. Ein Donnern erschütterte die Deckplanken. Dominique sprang von ihrem Stuhl auf, stürzte aus der Kabine und hechtete mit gerafften Röcken die Kajütstreppe hoch. Als sie das Deck erreicht sali sie das Feuerwerk, das den Himmel erleuchtete und die Bucht in taghellem Licht erstrahlen ließ. Die Zuschauer, die auf der gepflasterten Uferpromenade standen, stießen Jubelschreie aus, genau wie jene, die an Bord Dutzender vor Anker liegender Yachten feierten.
    Dominique ließ ihren Blick zu dem imposanten zweistöckigen Yachthaus wandern, das an diesem Abend hell erleuchtet war. Durch das geöffnete und von livrierten Dienern flankierte Eingangsportal drang festliche Musik, hinter zahlreichen Fenstern konnte Dominique Walzer tanzende Paare ausmachen.
    Sie ließ ihren Blick die Fensterreihe entlangschweifen und bemerkte, dass das allerletzte Fenster nur schwach erleuchtet war. Dennoch konnte sie an den Wänden reihenweise Bücher erkennen.
    »Eine Bibliothek!« Neugier machte sich in ihrem Innern breit. »Dort gibt es bestimmt ein Buch, das sich mit der Verjüngung des Steven auseinander setzt...«
    Sie strich über ihr dunkles, zu einem dicken Zopf geflochtenes Haar, zupfte eine Falte ihres Rockes glatt und entschied, dass es inmitten all der Menschen ein Leichtes sein würde, unentdeckt zu bleiben. Vor allem, weil sie erst gar nicht vorhatte, sich mitten ins Gedränge zu stürzen. Sie huschte noch einmal schnell unter Deck, um ihr Schultertuch zu holen, blies die Kerze aus und verließ das Schiff.
    An der Rückseite des Gebäudes machte sie einen Boteneingang ausfindig, durch den sie ins Haus schlüpfen konnte. Ein ihr entgegenkommender Diener drückte ihr ein leeres Tablett in die Hand, murmelte etwas von Kanapees und sauste hoch erhobenen Hauptes - seine Nase hielt er so weit in die Luft gestreckt, dass sie weit über den Rand seiner gepuderten Perücke hinausreichte - an ihr vorbei. Mit dem Tablett und einem stoischen Gesichtsausdruck bewaffnet, huschte sie schnell durch die Küche und erreichte einen engen Gang, der in einen breiteren mündete, welcher die gesamte Länge des Hauses durchlief. Von links vernahm sie das Summen der Musik, rechts flankierten auf beiden Seiten verschlossene Türen den Gang. Dessen Ende war nicht auszumachen, es lag in dunkle Schatten getaucht. Als Dominique die letzte Tür linker Hand erreicht hatte, drückte sie vorsichtig die Klinke hinunter und öffnete sie.
    Ein Seufzer der Erleichterung entwich ihr, denn der Raum war leer. An drei der vier Wände standen meterhohe Bücherregale, ein Fenster halbierte die vierte Wand, an der ansonsten nur Portraits streng dreinschauender Herren in dunkelblauen Marinejacketts und weißen Hosen hingen. Abgesehen davon war der Raum äußerst spärlich möbliert. Es gab ein riesiges Schreibpult mit drei Stühlen, die so standen, als hätte hier jemand vor nicht allzu langer Zeit gearbeitet, und einen Sessel, der sich in einer Ecke vor den Regalen befand.
    Dominique schlüpfte schnell ins Innere und schloss leise die Tür hinter sich, um den Rest der Welt samt der murmelnden Stimmen und der Musik zu verbannen. Sie ging zum Schreibpult, auf dem sie das Tablett abstellte, und zog einen der Kerzenständer zu einem Aktenstapel heran, um ihn näher anschauen zu können. Es handelte sich um Unterlagen des Royal Yacht Squadron Club. Dominique musste schlucken, denn beißende Schuldgefühle loderten in ihr auf. Schnell legte sie die Papiere wieder so hin, wie sie sie vorgefunden hatte. Schließlich interessierte sie sich ja nur für Schiffsentwürfe und nicht für die Satzung des Yachtclubs. Außerdem war sie nicht gekommen, um zu stehlen, sondern um ihr Wissen zu vertiefen.

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