Auf den Wogen des Glücks
Ihnen rät, die Finger von mir zu lassen.« Nicholas konnte nicht anders, als diese Worte zu murmeln, während sie den Gang entlangschritten.
Navarras Lachen hallte in dem riesigen Gebäude wider, und es war der belustigende Unterton, der Nicholas den ganzen Tag über nicht mehr aus dem Sinn gehen sollte.
Wie eine zufriedene Katze räkelte Dominique sich auf der Steinmauer der Veranda und drehte leicht den Kopf, um mehr von der Spätnachmittagssonne einzufangen. Ihr Magen war gefüllt, ihr Kopf müde vom Wein, ihre Seele zufrieden. Neben ihr lag Mia, die sich wie eine Löwin auf einem Diwan mit zahlreichen Kissen sonnte. Bis auf einen elfenbeinfarbenen Seidenschal, der sich zwischen ihren Schenkeln verheddert hatte und einem riesigen Diamantenanhänger, der sich zwischen ihren Brüsten eingenistet hatte, war sie nackt. Vor kaum fünf Minuten hatte sie ihr jüngstes Kind, einen kaum einjährigen Jungen, gestillt, der nun schlafend neben ihr auf dem Diwan lag, wo er sich wie ein Tigerbaby eingerollt hatte. Während Dominique das schlafende Kind betrachtete, wurde sie von einem melancholischen Gefühl überrollt, das wie eine Wolke über ihr schwebte und nicht weichen wollte.
»Die Frauen hier tragen keine Kleider, wenn sie sich sonnen«, erklärte Mia ihr mit der für sie so typischen Selbstgefälligkeit. »Nur Juwelen.«
»Das zählt nicht zu Kleidungsstücken«, bemerkte Dominique und berührte mit dem Finger den Ausschnitt ihrer Bluse. Mia hatte sie mit Kleidung aus feinstem Leinen versorgt, deren Bequemlichkeit und Bewegungsfreiheit bei den Kleidern der Bauern abgeguckt worden war. Die weiße Bluse, die mit einem Knoten im Nacken zusammengehalten wurde, ließ ihre Schultern frei und schloss knapp unter ihren Brüsten ab. Sie war ein Hauch von Nichts und passte Dominique wie angegossen. Ihr bauschiger Leinenrock hingegen war knöchellang, weit geschnitten und erstrahlte farbenfroh. Sie trug ihr Haar offen, und ihre Füße waren nackt - sie kam sich wie eine Bäuerin vor: Ein wenig leichtsinnig, ohne jegliche Hemmungen und mit einer bestimmten Vorfreude erfüllt, einer Freude, die ihren Magen in ein Vogelnest verwandelte, in dem ein ganzer Schwärm Platz fand.
»Dein Kapitän ist bis jetzt noch nicht zurückgekommen.« Mia sprach Dominiques Gedanken laut aus, aber bevor Dominique zurückschießen konnte, dass Hawksmoor nicht ihr Kapitän sei und dass er die Villa ohne ihre Zustimmung, aber wie von der Tarantel gestochen verlassen hatte, fuhr Mia unbeirrt in ihrer kurz angebundenen Art - die keinen Widerspruch duldete - fort: »Sebastian ist mit seinen Männern beschäftigt, der Bastard Guiseppe hat sich mit seinen Farben schmollend zurückgezogen und meine Kinder schlafen. Wir sind also allein und niemand wird dich sehen.«
Dominique stützte sich auf ihre Ellbogen auf und bedachte Mia mit einem fragenden Blick.
Die runzelte die Stirn und machte eine aufmunternde Handbewegung. »Du brauchst deinen Körper doch nicht zu verstecken! Sieh mich an, ich bin dick wie eine Kuh, aber es ist mir völlig egal. Sebastian hebt es, wenn meine Haut die Farbe frisch gebackenen Brotes hat. Überall, wenn du verstehst, was ich meine?«
»Ich werde aber nicht so braun wie gebackenes Brot, sondern rosa und bekomme noch mehr Sommersprossen auf der Nase.«
»Unsinn, deine Arme, dein Hals und deine Wangen sind doch jetzt schon golden wie Honig. Und auch deine Brüste könnten in dem Ton erstrahlen, wenn du sie ließest.«
Dominique lief dunkelrot an und schaute beschämt zur Seite.
»Dein Mann - er wäre dann dein Sklave.«
Ihr Sklave. Dominique schloss die Augen und spürte, wie sich von ihren Zehenspitzen aus ein Kribbeln ausbreitete. Sie stellte sich gerade vor, wie Hawksmoor sich wohl als ihr Sklave machen würde. »Ich habe aber keinen Mann.«
»Ich meine deinen Kapitän. Er wirkt - wie sagt man noch gleich - so wundervoll animalisch.«
Dominique erschauerte.
Mia kicherte wie ein kleines Mädchen. »Er ist wie mein Sebastian: Ein Mann, der das Leben und die Gefahr mit derselben Leidenschaft liebt, wie du ihn liebst. Wenn er dich anschaut, brennst du doch bestimmt innerlich, hier ...« Mia legte ihre
Hand auf den Bauch und ließ sie langsam zwischen ihre Schenkel gleiten.
»Er ist anders als andere Männer«, murmelte Dominique leise, biss sich auf die Lippe und schaute in den Himmel. Leugnen war zwecklos. Trotz ihrer jungen Jahre war Mia ihr in Sachen Männer weit voraus und verließ sich mitnichten auf so etwas
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