Auf den Wogen des Glücks
banditti wissen, was Ehre ist, wir würden unser eigenes Leben für das unserer Freunde opfern. Sie haben einen Wunsch frei.« Ein wie in Stein gemeißeltes Lächeln überzog sein Gesicht, aber in seinen Augen lag kein Funke Herzlichkeit. »Aber Sie dürfen nicht zu stolz sein, mich um etwas zu bitten, in Ordnung?«
Bevor Nicholas eine bissige Antwort von sich geben konnte, hatte Navarra ihn mit einem Achselzucken abgetan und die Türen vor sich weit aufgestoßen. Dominique verschlug der Anblick den Atem, und sie säuselte mit heiserer und vor Entzückung geschwängerter Stimme Navarras Namen. Vom Türrahmen aus sah Nicholas sich an, wie sie einem kleinen Mädchen gleich durch den sonnendurchfluteten Raum voll schöner Möbel, Kunstwerke, weißem Leinen und edler Spitze sprang. Er fühlte sich völlig deplatziert. Für einen kurzen Augenblick befand er sich in einem ihm bis dahin gänzlich unbekannten Zustand der Verwirrung. Das erste Mal in seinem Leben vergaß er, wer er eigentlich war, was seine Ziele, seine Beweggründe, seine Arbeit und die sich ihm ständig präsentierenden Herausforderungen waren. Er war ein Mann, dem jeglicher Sinn seiner Existenz abhanden gekommen waren, mit Ausnahme des Wunsches nach einer bestimmten Frau.
Die Türen fielen wieder ins Schloss, und Nicholas stand sprachlos vor Wut da.
»Wir werden uns jetzt ein wenig unterhalten«, setzte Navarra an. »Es sei denn, Sie ziehen es vor, bei ihr zu bleiben.«
Die Anspielung war nicht zu überhören. Sie ergoss sich über Nicholas wie ein Eimer eiskalten Wassers. Er warf Navarra einen frostigen Blick zu. »Fahren Sie fort!« Nicholas drehte sich jäh um. Erwünschte sich bei Gott, dass dieser Mann nicht Dinge erkannte, die er nicht zuzugeben bereit war. Er beschloss, den beißenden Ton in seiner Stimme nicht zu zügeln.
»Ich denke an ein Geschäft mit Ihnen, ich denke den lieben langen Tag an nichts anderes als Geschäfte. Und bei diesem hier gibt es keine Zeit zu verlieren.«
Sebastians Augen wanderten zu Dominiques Tür. »Ihr Anliegen scheint äußerst dringender Natur zu sein.«
»Ich bin auf der Suche nach einem Mann, einem Araber, der Ramzi heißt und zur Gruppierung El Sahib gehört. Sein Schiff segelt unter der Flagge des goldenen Skarabäus.«
»Wer hätte noch nicht von der El Sahib gehört? Aber kein Sizilianer würde jemals einen solchen Mann hier willkommen heißen. Ist er nicht der Anführer eines Ablegers eines arabischen Stammes? Hier in unserem eigenen Lande haben wir unseren eigenen Krieg, Herr Kapitän, und es wäre äußerst unklug von diesem Ramzi, hierher zu kommen.«
»Es mag unklug sein, aber er ist nun mal auf der Suche nach etwas Bestimmtem. Ich vermute stark, dass er sich hier mit seinen Männern auf Sizilien versteckt hält. Vor ungefähr einem guten Monat müsste er mit seinem Schiff und seinen Leuten hier vorbeigekommen sein, ich bin mir sicher, Sie haben Ihre Methoden, um etwas Derartiges in Erfahrung zu bringen, nicht wahr, Navarra?«
Navarra nickte langsam. »Habe ich. Mein Netzwerk von banditti wird Ihnen helfen. Ich werde Rico nach Palermo schicken. Stellen Sie ihn sich wie eine kleine Maus vor, die alles und jeden kennt. Es gibt nichts, was er nicht ausfindig machen kann, wenn es sich auf dieser Insel aufhält. Aber selbst wenn er Ramzi nicht aufspürt, so wird er Ihnen sagen können, wo Sie ihn suchen müssen.«
»Ich werde mit ihm gehen.«
»Aber Herr Kapitän ...«
Nicholas baute sich direkt vor Navarra auf, sein durchdringender Blick brachte den Sizilianer sofort zum Schweigen. »Mäuse zu töten ist für Ramzi eine sportliche Betätigung, Menschen zu töten eine reine Freude. Ich werde mit Rico gehen, und wenn ich bis morgen in der Früh nicht wieder zurück bin, setzen Sie Miss Willoughby auf ihr Schiff und schicken sie zurück nach London.«
»Und was, wenn sie sich weigert?«
Nicholas zögerte. »Herrgott, ich dachte, sie würde auf Sie hören.«
»Sie ist eine Frau, die von ihrem Herzen regiert wird, nicht von einem Mann. Sie wären doch enttäuscht, wenn dem nicht so wäre, Kapitän, oder?« Navarras Blick wurde durchdringender und er schürzte die Lippen, als sich Nicholas' Blick abermals verfinsterte. »Ich weiß, dass ich Recht habe, jetzt kommen Sie, Sie werden Pferde und Waffen benötigen. Sollten Sie in der Tat nicht wiederkehren, werde ich mich persönlich auf die Suche nach Ihnen machen. Ansonsten würde Dominique mir das nie verzeihen.«
»Es könnte aber auch sein, dass sie
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