Auf den Wogen des Glücks
mich doch schließlich dafür, dass ich sie male, oder? Aber nein, erst will sie etwas trinken, dann hat sie auf einmal Hunger, dann müssen wir warten, bis die Sonne wieder hinter einer großen Wolke hervorkommt. Und zu allem Überfluss rennt sie ständig auf das stille Örtchen. Ich frage Sie allen Ernstes: Wie in Gottes Namen soll ich so anständig arbeiten können?«
Mia verschränkte die Anne über ihrem Bauch und warf Guiseppe einen wütenden Blick zu. »Auf deinem Gemälde sehe ich dick aus.«
Guiseppe schnaubte jetzt vor Wut, sein kleiner schwarzer Schnurrbart bebte. »Du bist nun mal schwanger.« Mit einer übertriebenen Geste zog er die Schultern hoch. »Und hast einen riesigen Bauch.«
»Bastardol«, zischte Mia über ihre entblößte Schulter, als sie sich mit zurückgeworfenem Kopf von Guiseppe abwendete. Auch der Künstler drehte sich beleidigt um, streckte seine Nase der Decke entgegen und ging den Flur wieder hinauf.
Dominique gab vor, großes Interesse an einer Vase voller Lilien zu haben, die auf einem kleinen Tisch ganz in der Nähe standen, aber in dem darüber hängenden Spiegel sah Nicholas, dass Dominiques Blick auf Navarra und Mia gerichtet war und dass sie die beiden neugierig studierte.
Mit vorgeschobener Unterlippe und gesenkten Hauptes blickte Mia zu Navarra auf und murmelte etwas auf Italienisch. Daraufhin neigte Navarra seinen Kopf, legte ihr seinen Zeigefinger unter das Kinn, hob ihren Kopf an und flüsterte ihr etwas zu, woraufhin sie dem Maler einen gehässigen Blick hinterherschickte. Navarra lächelte. Nicholas hatte das Gefühl, dass sein sanftes, leises Murmeln einem Balzgesang glich, den er noch nie zuvor vernommen hatte. Er betrachtete Navarras breite Hände und wie sie Mias Schultern umfassten. Mit jedem Mal, mit dem Navarras Daumen über Mias Haut glitt, wich ihr Ärger mehr und mehr. Nicholas versuchte, seinen Blick abwenden, konnte seine Augen aber nicht davon überzeugen, dem Verstand Folge zu leisten. Die Art und Weise, wie die beiden miteinander umgingen, rief in ihm die Sehnsucht nach einem Hafen der Liebe hervor. Nicholas fühlte sich wie ein vom Blitz getroffener Eindringling, dem der Anblick solch gegenseitiger Wertschätzung gewaltig die Sprache verschlagen hatte. Er war fasziniert von der Szene, die sich ihm geboten hatte und musste Navarras Talent neidlos anerkennen.
Frauen ihre Hemmungen zu nehmen war eine Sache, aber ihnen so gut zuzureden, dass sie etwas völlig anderes empfanden, vor allem dann, wenn es um ein sensibles Thema wie ihre Figur ging, war eine Kunst für sich, und Navarra beherrschte beides wahrhaft meisterlich.
»Geh jetzt«, befahl Navarra ihr und küsste seine Frau. Mia hatte ihre Arme um seinen Hals geschlungen, und als ihr das Kleid über Schulter und Rücken rutschte, fiel es nur deshalb nicht zu Boden, weil ihr wohlgeformtes Gesäß es auffing. Mit einem wohligen Seufzer glitten Navarras Hände über ihren Rücken und zogen das Kleid wieder über ihre braun gebrannte Haut. Mia kicherte verschmitzt wie ein kleines Mädchen, blickte zu Nicholas und zog ihr Kleid zurecht. Dann warf sie den Kopf in den Nacken und machte eine Drehung in Nicholas' Richtung, sodass er den vollen Blick auf ihre Brüste und ihren gedehnten Bauch hatte. Erst dann drehte sie sich ganz um.
Wieder trafen sich Nicholas' und Navarras Blicke, und diesmal zuckte der Sänger vor hilfloser Verwirrung mit den Achseln, bevor er seiner Frau und ihrem wehenden Kleid hinterherschaute. »Sie ist wahrhaftig ein böses Mädchen, nicht wahr?«
Nicholas wurde schlagartig klar, wer von den beiden der Gefangene seiner Gefühle war. Armer Kerl. Nicholas empfand mit einem Mal eine eigenartige Verbundenheit zu diesem Mann.
Navarra klatschte in die Hände. »Kommt.« Er geleitete seine beiden Gäste in die mit vielen Fenstern versehene Halle hinunter. »Ihr werdet euch etwas ausruhen, dann essen wir gemeinsam. Sie mögen doch sicherlich Wein, Kapitän Hawksmoor, oder? Und wie steht es mit gebratenem Lamm und gepflegter Konversation? Sie scheinen ein gebildeter Mann zu sein. Sie sind Brite, wenn ich mich nicht täusche, oder?«
»Ein Teil von mir ja«, kam Nicholas' beißende Antwort.
Navarra lachte auf. »Dominique, cara, bitte sei mir nicht böse, aber ich konnte mich nicht für dich aufsparen, bis du eines Tages wiederkommst. Mia hat mir mein Herz geraubt, als sie fünfzehn Lenze zählte. Ich musste ihr nur tief in die Augen schauen und schon schenkt sie mir drei Söhne. Dieses
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