Auf den Wogen des Glücks
Ihren eigenen Groll.«
»Ja, das tue ich. Ich ...« Seine Stimme versagte, nicht einmal ein Fluch wollte ihm über die Lippen kommen. Verdammte grüne Augen, verdammtes Zweilicht, verdammter Rum und verdammte Creme, die er noch immer riechen, ja fast schmecken, konnte. Er kniff die Augen zusammen. »Was wollen Sie eigentlich von mir? Warum sind Sie hier unten?«
»Ich möchte besser verstehen, was Sie so quält.«
Nicholas schnaubte und griff nach der Flasche, die er sich erneut an den Mund setzte. Rum tropfte ihm aus den Mundwinkeln. Er atmete ein paar Mal tief durch, was aber nicht auf Zustimmung, sondern auf Enttäuschung zurückzuführen war. Enttäuschung über die Wirkungslosigkeit des Alkohols und tiefe Enttäuschung über sich selbst. Hilflosigkeit war ihm bisher fremd gewesen, noch nie hatte er einen seiner Männer verloren, weil er sich als Verantwortlicher der Zerstreuung hingegeben hatte. Er hatte in einem solch wichtigen Moment seine körperliche und geistige Aufmerksamkeit einer Frau gewidmet.
Nicholas warf die leere Flasche in eine Kiste mit Unrat und machte sich an einer neuen zu schaffen. Er wünschte sich, Dominique würde zu der Art Frauen gehören, die der Wut eines Mannes Respekt zeugten, indem sie sich vor ihm fürchteten. Dass sie so ganz anders war, wirkte auf ihn lähmend. »Ich werde Ihre Neugierde heute Nacht nicht befriedigen. Wenn Sie nach etwas suchen, worüber Sie sich den Kopf zerbrechen können, dann schlage ich vor, Sie denken schon einmal darüber nach, was genau wir machen sollen, sobald wir in Tunis eingelaufen sind.«
»Wir werden natürlich ohne Umschweife den Bey von Tunis aufsuchen und ihn nach der wahren Geschichte des Katzenauges fragen.«
»Sie glauben allen Ernstes, dass wir einfach so in den Palast hineinspazieren können?«
»Warum denn nicht?«
»Vielleicht, weil der Bey von Tunis Gründe hat, niemandem zu vertrauen. Es würde mich nicht einmal überraschen, wenn er sich an einen geheimen Ort zurückgezogen hat.«
»Wenn das der Fall sein sollte, dann wenden wir uns an eben an seinen Premierminister Hassan.«
Nicholas warf ihr einen kritischen Blick zu. »Sie kennen Hassan?«
»Natürlich kenne ich ihn.«
»Natürlich! Fast hätte ich vergessen, dass Sie neben all Ihren anderen Fähigkeiten ja auch fließend Arabisch sprechen.«
»Ich gebe mir die größte Mühe. Und außerdem habe ich den Talisman bei mir, den der Bey mir als kleines Mädchen geschenkt hat. Sie erinnern sich vielleicht. Der Bey und mein Vater waren ...«
»Ja, ja, schon gut. Ihr Herr Papa scheint ja fast jedes Staatsoberhaupt auf der ganzen Welt zu kennen.«
»Sie klingen, als ob Sie mir nicht glauben, aber es stimmt. Wir sind von New York über die Azoren, Gibraltar, Mallorca, Barcelona, Marseille und Tripolis nach Tunis gesegelt. Egal, wo wir auftauchten, er stand immer im Interesse der Öffentlichkeit. Die vielen Empfehlungsschreiben von hoch angesehenen amerikanischen Politikern öffneten ihm Tür und Tor zu allen Ländern, denen er einen Besuch abstatten wollte.«
Nicholas hatte Schwierigkeiten, den Sarkasmus aus seiner Stimme fernzuhalten. »Mit diplomatischen Absichten?«
»Um Himmels willen, nein! Er kam nur so zu Besuch, auch wenn er ganz am Rande ein paar Geschäfte tätigte. Schließlich sind alle Länder an schnellen Schiffen interessiert, vor allem die arabischen Küstenstaaten.«
»Sagen Sie mir lieber, wie wir Ramzi ausfindig machen sollen.«
»Da brauche ich nicht lange nachzudenken. Sie haben ihn doch schon gefunden.«
Wenngleich das Vertrauen, das sie in ihn setzte höchst ungewöhnlich für sie war, so beflügelte es ihn dennoch. Herrgott noch mal, warum nur hatte er das seltsame Gefühl, seine Brust sei vor lauter Stolz um ein oder zwei Zentimeter angeschwollen? Sein Gegenangriff bestand darin, tief und zischenden auszuatmen.
»Sie haben Recht. Ich denke sogar schon darüber nach, ihm etwas im Austausch für das Katzenauge anzubieten. Meiner Meinung nach wäre nichts besser geeignet als ein verflixt neugieriges Frauenzimmer.«
Er war sich des ironischen Tons in seiner Stimme bewusst und machte sich auf ihre Wut oder wenigstens eine bissige Bemerkung gefasst. Aber sie hatte weder das eine, noch tat sie das andere, und seine Verdrossenheit verschwand, auch wenn sein Schädel dafür zu brummen begonnen hatte. Mit einem Mal fühlte er sich ausgelaugt und müde.
»Wer war diese Frau, der Sie Ihre Liebe schenkten?« »Nicht meine Mutter«, stieß er aus und schlug
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