Auf den Wogen des Glücks
die es so stark erwischt hat wie Sie, sind nicht imstande, in einer solchen Situation weise zu handeln. Sie sind so vernarrt in die Kleine, dass Sie noch nicht einmal versucht haben, mit mir wegen dieser Strafe zu verhandeln. Dabei hätte ich Ihnen jeden Wunsch erfüllt, wenn Sie mir versprochen hätten, uns das Katzenauge zurückzubringen. Dann nämlich wären Sie wieder ein freier Mann gewesen, der hätte tun und lassen können, was er wollte. Sie kennen unser Land und unsere Sitten doch gut genug, um das zu wissen. Und dennoch sind Sie seelenruhig vor mich hingetreten. Selbst der größte Narr hätte erkannt, wie stark Ihre Liebe für sie ist. Sie zu heiraten war alles andere als eine Strafe für Sie. Dominique hingegen wird das nicht glauben, nur weil Sie es ihr sagen. Ihr müssen Sie es beweisen.«
Nicholas verschränkte die Arme vor seiner Brust und bedachte Hassan mit einem kühlen Blick. »Ein Glas werde ich mit Ihnen trinken, aber nur, wenn wir über nichts anderes als Ramzi reden, verstanden?«
Hassan gluckste und schlug Nicholas mit der Hand auf die Schulter. »Sie haben doch wohl nicht schon die Nase voll von der Liebe, oder?«
»Kann ein Mann je genug von der Liebe haben?«
»Meiner Meinung nach schon. Kommen Sie ...« Hassan ging in Richtung einer Flügeltür am anderen Ende der Halle und Nicholas schritt an seine Seite. »Ich kannte einmal einen Mann, der dreißig Ehefrauen hatte. Eine schöner und fruchtbarer als die andere. Ich frage Sie ... Wenn Sie er wären, glauben Sie nicht auch, dass Sie dann eines Tages genug von der Liebe hätten?«
Mit dem Betreten von Hawksmoors Schlafgemach entledigte Dominique sich des Überkleides, befahl der auf sie wartenden Dienerin, schleunigst den Raum zu verlassen und machte sich dann mit der Aufgebrachtheit einer tollwütigen Hündin über Zainab her, bis die ältere Frau um ihr Leben bangend und schreiend aus dem Zimmer lief. Als sie endlich allein war, ging Dominique auf und ab, um nachzudenken. Der monströse, hell funkelnde Diamant an ihrer linken Hand irritierte sie. Aufgrund seiner enormen Größe gehörte er eigentlich an eine königliche Hand, beziehungsweise er war groß genug, gegen ein ganzes Königreich eingetauscht zu werden. In welchem Grab mochte Nicholas ihn wohl gefunden haben? Sie biss sich auf die Unterlippe und schaute erst nervös zum Bett, dann zur verschlossenen Zimmertür. Sie hielt inne, lauschte angestrengt, ob sie draußen im Flur Schritte hören konnte und wandte sich wieder den unglücklichen Umständen ihrer Situation zu. Vor einer Frisierkommode blieb sie schließlich stehen, betrachtete ihr Spiegelbild und nahm sich einen feuchten Lappen, mit dem sie sich ungestüm den Kajal von den Augen zu reiben begann.
Die ganze Angelegenheit war zum Haareraufen. Zainab und ihre Verbündeten hatten sie für die Zeremonie vorbereitet, als ob es einen freudigen Anlass gäbe. Kajal für ihre Augen, parfümierte Öle für ihre Haut, ihr Haar hatten sie in Locken gelegt, damit es hübsch ihr Gesicht umrahmte. Aber nicht genug, sie hatten sie auch noch in die feinsten elfenbeinfarbenen Hosen und ein Leibchen aus der zartesten Seide gesteckt, die es auf der Welt gab. Nur den goldenen, mit Quasten versehenen Bordüren an den entsprechenden Stellen hatte sie es zu verdanken, dass sie nicht allzu skandalös aussah. Sie betrachtete sich seitlich im Spiegel, erst von rechts, dann von links. Wenn ihr DekoUetee schon nicht annähernd bedeckt war, so doch wenigstens halbwegs ihre Brustwarzen. Sie beugte sich vornüber und warf einen Blick zwischen ihre Oberschenkel. Auch dort war nichts zu erkennen, jetzt zumindest nicht.
Dominique spielte nervös mit ihren Händen, zog an den Seitennähten der Hosen und ging wieder ein paar Schritte. Ihre Gedanken kreisten nur darum, dass es im Leben einer Frau nichts Erniedrigenderes gab, als zu einer Ehe gezwungen zu werden. Es war eine Zweckehe, und zum jetzigen Zeitpunkt sah sie keine Möglichkeit, dass jemals etwas Tiefergehendes aus dieser Verbindung werden könnte. Sie wäre eine Närrin, würde sie mehr von einer Ehe mit Nicholas erwarten. Es mochte stimmen, dass sie ihn liebte, aber er ... ? Selbst wenn er - abgesehen einmal von den fleischlichen Gelüsten - Gefühle für sie gehabt haben mochte, so waren diese nun mit Sicherheit durch die gegen den Willen beider geschlossene Ehe vollends erkaltet und für immer verloren. Hawksmoor war nicht der Mann, der sich von Gefühlen leiten ließ. Er folgte eher
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