Auf den Wogen des Glücks
steuerte die hintere Wand des Raumes an, in die eine schmale Tür eingelassen war. Von Neugier getrieben, folgte Dominique ihr und betrat hinter ihr den engen, dunklen Gang. Almas nahm eine Kerze aus einem Wandleuchter und eilte auf nackten Füßen geräuschlos in die Dunkelheit. Sie meisterte die Vielzahl der Gänge mit Bravour, während Dominique bereits nach drei Biegungen die Orientierung verloren hatte. Vor einer Tür aus Stein blieben sie stehen. Unter Almas Berührung öffnete sie sich und gab den Weg in einen nach Feuchtigkeit riechenden, niedrigen Gang aus rauem, naturbelassenen Stein frei. Dominique versuchte, nicht über den glitschigen Boden nachzudenken, den sie unter ihren Fußsohlen spülte, während sie versuchte, mit Almas Schritt zu halten. Ihr wurde schnell klar, dass der Gang leicht abfiel. Langsam, aber sicher kamen sie immer tiefer. Die Steine unter ihren Füßen wurden immer rutschiger, je weiter sie in die Tiefe gingen. Über Almas Schulter hinweg konnte Dominique nichts erkennen, außer den paar Ellen des Ganges, in die das schwache Licht der Kerze etwas Licht brachte. Weiter vorn war es stockfinster. Plötzlich aber blieb Almas unvermittelt stehen, murmelte etwas und senkte die Kerze, woraufhin schrecklich steile Stufen in einen stockfinsteren Krater hinab sichtbar wurden.
»Das gefällt mir ganz und gar nicht«, bemerkte Dominique.
Almas drehte sich zu ihr um und legte ihre Hand auf Dominiques Arm. »Yee-gee«, flüsterte sie beruhigend mit sanfter Stimme. Komm!
Dominique zögerte kurz. Vor lauter Angst und von schlimmen Vorahnungen ergriffen, zog sich alles in ihr zusammen. Sie überkam der starke Wunsch, vor ihrem Leben und dem Chaos, das sie sich selbst zuzuschreiben hatte, einfach wegzurennen. Es stimmte, ein Teil von ihr war mit Almas gegangen, um Hawksmoors Verachtung zu entkommen, aber ein anderer Teil - jener, der ihr Herz und ihre Seele beherbergte - wartete noch immer sehnsüchtig auf ihn in seinen Gemächern. Dieser Teil würde nie wieder von seiner Seite weichen, dieser Teil würde die winzig kleine Hoffnung hegen, dass die Liebe, die sie für ihn empfand, eines Tages für beide reichen würde. Aber noch bevor sie sich am Boden festkrallen und gegen die Neigung stemmen konnte, hatte Almas sie die Stufen nach unten gezogen. Die beiden Frauen folgten dem komplizierten, labyrinthartigen Gang, der immer tiefer führte, bis Almas mit einem Mal vor einer glatten Wand inne hielt und mit der flachen Hand eine Tür wie von Geisterhand zum Öffnen brachte. Warme, trockene Nachtluft umfing Dominique.
»Das fühlt sich schon viel besser an«, keuchte sie und rannte noch vor Almas durch den Türbogen hindurch. Dominique erblickte den sternenklaren Nachthimmel und das in Mondlicht getauchte Tal, in dem sich eine Hügellandschaft erstreckte.
Während sie dem Geräusch von sich an Steinen brechenden Wellen lauschte, das von einer nahe gelegenen Bucht herrühren musste, spürte sie die warme, weiche Erde unter ihren Füßen.
»Wir befinden uns ja außerhalb des Palastes«, stellte Dominique erstaunt fest und drehte sich zu Almas um. »Warum ... ?« Sie kam nicht mehr dazu, den Satz zu Ende zu sprechen, denn eine stinkende Hand hatte sich über ihren Mund gelegt. Ein fleischiger Arm spannte sich wie eine schwere Eisenkette über ihren Oberkörper und sie wurde unbarmherzig nach hinten gerissen. Es kam ihr vor, als würde sie gegen eine Steinmauer prallen, die den scheußlichen Geruch nach Brackwasser verströmte. Galle schoss ihr in den Mund. Im Mondschein sah sie etwas aufblitzen. Eine kalte Messerklinge drückte sich gegen ihren Hals. Sie erstarrte. Eine Stimme, die sie schon einmal irgendwo vernommen hatte, aus der Dunkelheit hinter ihr. Furcht durchflutete ihren Körper.
»Du bist dumm, du kleine Amerikanerin, und einfach hinters Licht zu führen. Selbst jemand wie die idiotische Hure Almas schafft es, dich zum Narren zu halten. Dieses Mal wird der Alcalde dich nicht so einfach befreien können.«
Eine weiß gekleidete Gestalt trat aus dem Schatten heraus, drehte sich herum, sodass die rauen Gesichtszüge im Mondlicht deutlich zu erkennen waren: Khalid. Dominiques Herz begann zu hämmern. Das Lächeln des Beduinen war kein heiteres Lächeln. »Dachtest du wirklich, ich würde dich ungeschoren davonkommen lassen, nach dem, was du mir angetan hast, du kleines Miststück?« Khalid legte sein Gesicht an das ihre. Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln. »Wir Araber rächen immer unser
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