Auf den Wogen des Glücks
bockte bei dem Gedanken an Eheschließung wie ein junges Pferd, dem zum ersten Mal ein Sattel auf den Rücken geschnallt wird. Aus der Verführten war eine Verführerin geworden. Aus einer Verkettung vieler verschiedener Umstände, die Nicholas momentan nicht nachzuvollziehen imstande war, hatte sie sich im Laufe des vergangenen Monats mit derselben Vehemenz, mit der sie Sinnlichkeit und Leidenschaft weit von sich gewiesen hatte, eben dieser heißblütig angenommen. Seine Stirn legte sich in Falten. Ihm war klar, dass er alles andere als unschuldig an dieser Entwicklungwar. Während Dominique sich ihrer Hemmungen entledigt hatte, war er dabei, welche zu entwickeln - warum war ihm allerdings schleierhaft. Gott im Himmel, wie sollte ein Mann mit solch einer Frau zurechtkommen?
Und dann wurde ihm alles klar. Verdammt, er würde sie genauso behandeln, wie die meisten jungfräulichen Bräute ihre auf die Befriedigung ihrer Lust drängenden Auserwählten auf ihre neue Rolle als Gatten vorbereiteten: mit liebevollem Zuspruch, sanfter Überzeugungsarbeit und zärtlichen Lektionen in Sachen Freude an der Liebe.
Hassan räusperte sich auffallend laut und warf Nicholas einen erzürnten Blick zu, der diesen wieder in die Realität zurückholte. »Kheh-tim«, sprach er nun leicht gereizt, als ob er diese Worte bereits mehrmals wiederholt hatte.
»Ach ja, die ...« Nicholas griff erst in die eine, dann in die andere Hosentasche, bevor er sich Dominique zuwandte, die es aber weiterhin vermied, ihn anzuschauen. Stattdessen hielt sie ihren Blick starr auf seine Brust gerichtet, als er ihre linke Hand nahm und vorsichtig die Seide zurückstrich, um sie freizulegen. Bedächtig und mit tiefer Stimme wiederholte er Hassans Worte, als er den Ring auf ihren Finger gleiten ließ und sich bei Gott wünschte, sie würde ihm dabei in die Augen schauen. Sein Gesicht glühte wie von einem Leuchtfeuer erhellt. Selbst wenn sein Leben davon abgehangen hätte, so wäre er machtlos gewesen, seine Gefühle zu verheimlichen. Sein Blick senkte sich auf ihre Hand, an der sie nun seinen Ring trug. In diesem Moment wurde in ihm ein mächtiges Glücksgefühl freigesetzt, das ihm völlig fremd erschien und das er sein Lebtag noch nie empfunden hatte. Nun ergriff Hassan wieder das Wort, legte seinen Daumen auf Dominiques Stirn, bevor er das Buch zuschlug, kurz nickte und brachte sogar ein grimmiges Lächeln zustande, das eindeutig an Nicholas' Adresse gerichtet war. Auf sein Stichwort hin ergriff Nicholas Dominiques Hand mit jener vom Herzen kommenden Leidenschaft, die er bis dato bei allen Bräutigamen so verurteilt hatte. Er hob leicht ihren Schleier, sah jetzt deutlich ihre rosigen Lippen und ihren schüchternen, unschuldigen, aber dennoch ruhigen - wenngleich noch immer gesenkten Blick. Ihre Augen signalisierten ihre Bereitschaft, zu ihm zu gehören, seine Frau zu werden. Es kostete Nicholas eine gehörige Portion Selbstbeherrschung, sie nicht an sich zu reißen und seine Arme um sie zu schlingen, sein Herz drohte aus der Brust zu springen. Ihm blieben die Worte im Halse stecken, obwohl es so vieles gab, was er ihr sagen wollte. Das Blut in seinen Ohren rauschte, als er seinen Kopf zu ihr nach unten neigte und sie näher zu sich heranzog.
Plötzlich hob sie ihren Blick, öffnete leicht den Mund und schlug mit ihrer Hand gegen seine Brust. »Ich warne dich.« Dann drehte sie sich um und eilte aus dem Raum.
»Genau wie ihr Vater«, murmelte Hassan, der dicht hinter ihm stand, und schnalzte mit der Zunge. »Lassen Sie sie gehen. Zainab wird sie in Ihre Gemächer bringen und sie für Sie vorbereiten, ihr ein paar aufmunternde Worte sagen, die sie - so denke ich - jetzt gerne hören wird. Im Gegensatz zu Ihnen, mein Freund. Kommen Sie, wir werden auf Ihr zukünftiges Glück anstoßen, bevor ich Sie später dem Bey vorstelle, denn er ist jetzt wach. Gemeinsam werden wir dann unseren Sieg über Ramzi planen.«
»Nicht jetzt«, sagte Nicholas und drehte sich um, um Dominique nachzugehen, aber als Hassan ihn hart bei der Schulter packte, gab er sein Vorhaben auf.
»Sie legen die Geduld eines gefangenen Tigers an den Tag, Is-say-yid Hawksmoor. Sie haben nur noch Augen für sie, ihre Gedanken kreisen um nichts anderes, als um ihre Rechte als Ehemann. Wenn Sie jetzt zu ihr gehen, verbauen Sie sich alle Chancen, sie heute Nacht für immer für sich zu gewinnen.«
»Ich bin bestens in der Lage, meine Gefühle zu zügeln.«
»Meinen Sie wirklich? Jene Männer,
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