Auf den Wogen des Glücks
gedrückt, dass es ihr sogar Schmerzen bereitete. Dominique vergrub ihre Finger in seinen schmierigen Haaren, zog kraftvoll an ihnen, was ihn aber nur noch mehr zu beeindrucken schien. In wenigen Sekunden würde sie ihren Würgereiz nicht mehr unter Kontrolle h aben und sich übergeben müssen Sie tastete blind um sich, ruderte mit den Armen, bis ihre Hand gegen die Wasserpfeife stieß. Dominique wickelte blitzschnell den Schlauch um ihre Hand. Wie beflügelt hievte sie mit Kraft die schwere Flasche vom Tisch und ließ sie auf Ramzis Kopf niedersausen. Das Glas zerbarst. Spitze Scherben flogen umher, glühend heiße Flüssigkeit ergoss sich auf ihre Brust, ihren Hals und ihre Arme. Dominique schloss ihre Augen, lehnte sich zurück und landete unsanft auf dem Boden des Podestes. Im nächsten Augenblick stürzte Ramzi wie eine gefällte Eiche von seinem Stuhl und landete bäuchlings auf Dominique, der es nach einigem Zerren und Stemmen gelang, sich unter der Last seines Körpers freizuwinden und mühsam auf die Beine zu kommen. Sie drehte sich um und fiel die Stufen des Podestes hinunter. Die Tränen in ihren Augen hatten ihr die Sicht genommen.
»Nein!« Nicholas' Befehl ließ sie inne halten. »Um Gottes willen, Dominique ...« Er starrte auf ihre Brust und ihren Bauch.
Halb blind schaute sie an sich hinunter. Sie war über und über mit Blut bedeckt. »Es ist mir egal«, keuchte sie. »Mir ist nichts passiert. Ich ...«
Sein Blick was ausdruckslos. »Ruf den Wärter!«
Dominique blinzelte in seine Richtung. »Ich kann nicht... Ich muss dich doch zuerst befreien ...«
»Stopp! Denk nach. Der Wärter direkt vor der Tür hat die Schlüssel.« Nicholas sprach betont langsam, ganz so, als wollte er den Teil in ihr erreichen, der noch bei vollem Verstand war. »Schnapp dir Ramzis Dolch und ruf dann die Wache.«
»Aber er wird wissen, dass wir ...«
Sein Blick war wie gleißendes Silber. »Tu, was ich dir sage. Jetzt! Hol den verdammten Dolch! Verflucht, Pernot müsste längst hier sein ...«
»Aber das Kind ...« Dominique blickte zu dem Käfig hinüber, in dem Bey Hamoudas Sohn kauerte und wie ein verschüchtertes Tier zu ihnen herüberschaute.
Nicholas stieß einen wilden Fluch aus. »Ich werde mich später um ihn kümmern, Dominique, nun geh, bevor Ramzis gesamte Armee das Zelt stürmt, um nach ihm zu sehen. Wir haben nicht einmal mehr Minuten Zeit.«
Dominique schmeckte Blut und Tränen auf ihren Lippen, jeder Zentimeter ihrer Haut brannte. Ihr Herz lechzte nach beruhigenden und zärtlichen Worten, die ihr versicherten, dass alles wieder gut werden würde. Aber er war nicht bereit, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Stattdessen war er so unglaublich streng mit ihr.
Dominique drehte sich um und schritt wie in Trance auf Ramzi zu, beugte sich über ihn, berührte ihn an der Schulter, wollte das sachte Heben und Senken seines Rückens sehen. Aber er lag völlig regungslos da. Ein Stein schien sich auf ihr Herz zu legen. »O Gott, ich habe ihn umgebracht.«
»Wenn du das wirklich getan hast, wird man dich zum Ritter schlagen oder was auch immer man mit Helden in Tunesien tun mag. Damit hättest du uns allen einen großen Gefallen erwiesen.«
»Aber ich wollte ihn nicht... O Gott, er liegt auf dem Dolch.« Dominique nahm all ihre Kraft zusammen, kniete sich neben Ramzi und riss mit aller Wucht an seiner Schulter. Er rollte so plötzlich auf den Rücken, dass sie zu allem Übel fast vornüber auf ihn gefallen wäre. Und dann entdeckte sie den Dolch, dessen Klinge bis zum Griff in seiner Brust steckte. Sie stieß einen stummen Schrei aus.
»Zieh ihn heraus, Dominique.«
»Ich ... ich ...«
»Pack ihn mit beiden Händen und zieh ihn heraus!«
Dominique schaute auf. Plötzlich dröhnte ein Schuss in der Ferne, gefolgt von einem zweiten und begleitet von lauten Schreien.
»Mach schon, Dominique!« Nicholas' Stimme war bedrohlich wie nahender Donner.
Behutsam legte sie beide Hände um den Griff, schloss die Augen, drehte ihr Gesicht zur Seite und zog, so kräftig sie konnte. Der Dolch löste sich ohne Probleme.
»O Gott...« Ohne Ramzi noch einmal anzuschauen, stolperte sie die Stufen hinab und rannte auf Nicholas zu.
»Nein«, fauchte er sie an, als sie ihm die blutverschmierte Waffe hinhielt. »Hol die Wache und benutze den Dolch, wie Hatton es dir beigebracht hat.«
»Aber das waren doch nur Übungen, ein Abenteuer, wir haben doch nur so getan, als ob ... und das hier ist...«
»Jetzt mach schon und hol
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