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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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Haarfarbe.« Nate verschlug es fast die Sprache. »Ihr Haar hat die Farbe reifer Kastanien, wenn sie auf kleiner Flamme geröstet werd'n.«
    Ein heißer Schauer durchfuhr Nicholas. Nein, sie war wirklich nicht sein Typ, das wusste er genauso gut wie alle anderen. Es hatte nur eine andere Frau gegeben, die ihn - er war damals zarte dreizehn gewesen - so sehr in ihren Bann gezogen hatte, dass er sich ganze drei Monate in ständiger, heißblütiger Erregung befunden hatte. Nicholas riss sich aus seinen Gedanken.
    »Nein«, erwiderte er spitz. »Das hat nichts mit Miss Willoughby oder irgendeiner anderen Frau zu tun. Halt, so stimmt das nicht ganz, das hier hat schon etwas mit Miss Willoughby zu tun, aber es geht nicht um das, was ... ich normalerweise tun würde. Bei ihr ist es anders.«
    »Sie bleib'n also nich' die Nacht über bei der Kleinen, Sir?«
    »Nein, verdammt noch mal! Ich bin ohnehin schon spät dran für meine Verabredung mit Wright, Füller und Smythe. Griggs und Hatton sollen sich heute Nacht um sie kümmern.«
    Nates Kinnlade fiel herunter. »Um Gottes willen, das kann unmöglich Ihr Ernst sein, Sir.«
    »Ist es aber, verdammt«, fuhr Nicholas ihn an. Seine Geduld war am Ende, und er wusste auch genau, warum. »Hol die anderen, bevor ich dich feuere.«
    »Aber Sir, das Mädchen ...« Nates Blick schoss hoch zu den Fenstern von Drews Apartment. Nicholas meinte plötzlich, Tränen in Nates Augen zu erkennen. »O Gott! Griggs ist ein Bär von einem Mann.«
    »Und genau deshalb soll er ja auch kommen. Er ist stark wie ein Ochse, und Hatton so flink wie kein Zweiter.«
    »Aber Griggs ist nich' sehr einfühlsam, und wenn es um Mädchen geht, dann hat er schon so einiges auf dem Kerbholz. Sir, das können Sie einfach nich' zulassen, dass die beiden sich um die Kleine kümmern. Wenn das Mädchen Ihnen etwas schuldig ist dann lassen Sie mich dafür gerade stehen. Ihr soll bloß nix passieren, Sir.«
    Zu Nicholas' Überraschung griff Nate in seine Hosentasche und brachte eine kunterbunte Sammlung an Münzen zum Vorschein. Nicholas hatte das Gefühl, eine unsichtbare Faust würde sich in seinen Magen rammen. Beschämt senkte er den Kopf und blickte auf seine schmutzigen Stiefelspitzen. Er wurde von einem niederschmetternden Gefühl gepackt.
    »Jesus Christus! Für was für ein Tier hältst du mich eigentlich?«
    »Na, für das edelste Tier ganz Englands.«
    Nicholas' Kopf schoss wieder in die Höhe. Nate blinzelte ihn aufrichtig an. Er war schon immer sehr ehrlich gewesen. Mit ein Grund, warum Nicholas ihn seinerzeit angeheuert hatte.
    Das edelste Tier ganz Englands ...
    Nicholas fühlte sich bis auf die Knochen gekränkt. »Steck bloß Dein Geld weg, verdammt. Miss Willoughby ist mir nichts schuldig. Und nur fürs Protokoll: Selbst wenn sie mir etwas schuldig wäre, so würde ich beileibe nicht Griggs und Hatton zu ihr schicken, um es einzutreiben.«
    »Ja, Sir, das konnte ich mir auch nich' ernsthaft vorstell'n.«
    Nicholas musste gegen den Impuls, Nate zu danken, ankämpfen und biss die Zähne aufeinander. Er senkte seine Stimme. »Jetzt mach dich auf den Weg, und beeil dich. Ich habe schließlich noch andere Verpflichtungen, die auf mich warten.«
    Aber es waren keine geschäftlichen Verpflichtungen, die Nicholas meinte und um die seine Gedanken kreisten, als er vor dem Wohnhaus am Regent's Park stand und auf Nates Rückkehr wartete, sondern es war der Schatten, der sich hinter dem Spitzenvorhang direkt über ihm hin und her bewegte, wie auch die Erinnerung an ihren Kuss. Noch immer konnte er sie schmecken.
    Mit einem lauten Knall schlug Dominique das Kassenbuch zu, legte ihre Hände auf den abgegriffenen Ledereinband und schaute ihren Bruder mit bebenden Lippen zornig an.
    »Sag Vater bitte nichts«, flüsterte Drew flehend. Das frühe Sonnenlicht, das den Raum durchflutete, machte ihm schwer zu schaffen, er kniff die Augen zusammen und schaute ziemlich zerknirscht drein. Dominique war bereits seit Sonnenaufgang wach und hatte jeden Vorhang und jedes Fenster geöffnet, um die Kühle der morgendlichen Luft in die Räume zu lassen. Sie war überzeugt davon, dass weder Drew noch sein Apartment in den vergangenen Monaten auch nur einen einzigen Sonnenstrahl gesehen hatten. Drews Haut war bleich geworden. Dunkle Ringe hatten sich unter seinen Augen gebildet und sein Haar schrie nach einem Barbier. Wenn er, so wie jetzt, kraftlos in den Federn lag und sich mit seinem Oberkörper gegen das Kopfteil des Bettes lehnte,

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