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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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sah er abgemagert und älter als fünfundzwanzig aus. Das aber war nur die kleinste der Sorgen, die Dominique belasteten. Auch war es ihr im Moment egal, was wohl ihr Vater sagen würde.
    »Seit Monaten fehlt jeglicher Eintrag im Kassenbuch, Drew.«
    Drew legte seine Hände um die Kaffeetasse und schaute mit ausdruckslosem Blick auf die Bettdecke. Es schien ihm schwer zu fallen, sich zu konzentrieren. »Wenn es um Zahlen geht, war ich noch nie so gut wie du, Dominique.«
    »Der letzte Eintrag ist ein halbes Jahr alt. Ein Frachttransport nach Cornwall im März, für den du so gut wie nichts berechnet hast.«
    »März, tatsächlich?«
    »Du bist pleite, Drew!«
    Jetzt blickte er verbittert in seine Tasse. »Ja, du hast Recht, es ist kein Geld mehr da. Aber ich habe immerhin noch eine Pistole.«
    »Eine Pistole?«
    Sein Blick wanderte zu einem Tischchen, das in der Ecke des Raumes stand. »Dort drüben in der Schublade liegt sie. Ich dachte, es sei das Sinnvollste, um mich gegen diese schrecklichen Gläubiger zu wappnen. Aber genützt hat sie mir so gut wie gar nicht. Ich habe schon wieder versagt, denn ich hätte vorher lernen sollen, wie man mit so einem Ding umgeht. Nur damit in der Luft herumzufuchteln und lauthals herumzubrüllen bringt wenig. Einer der Typen hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als ich sie ihm unter die Nase gehalten habe. Er hat mir zwei blaue Augen und einen Hieb in die Magengrube verpasst, woraufhin mein Abendessen wieder an die frische Luft befördert wurde. Und dieser Kerl gehört noch zu den friedfertigeren Typen.«
    Mit verzerrtem Gesichtsausdruck blickte Drew zur Tür, und für den Bruchteil einer Sekunde lag blanker Schrecken in seinem Blick. »Ist einer von ihnen etwa ... ?«
    »Nein, keiner von ihnen hat sich bisher blicken lassen.« Zögernd fügte Dominique hinzu: »Bis jetzt zumindest.« Sie wünschte, sie hätte ihm etwas Beruhigenderes sagen können. Beim Anblick des Gesichtes, das ihrem eigenen so sehr ähnelte, zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Dann aber dachte sie darüber nach, dass ihr Vater es nicht so weit im Leben gebracht hatte, weil er Sanftmut hatte walten lassen, und kam schließlich zu dem Entschluss, dass auch sie nun würde streng sein müssen. Dominique gab ihrer Stimme einen scharfen Unterton.
    »Wenn du deinen Kaffee ausgetrunken hast, bringe ich dir noch eine zweite Tasse, danach möchte ich, dass du dich badest, in halbwegs saubere Kleidung schlüpfst und wenigstens versuchst, einen der Pfannkuchen zu essen, die ich dir zubereitet habe.«
    »Du hast mir Pfannkuchen gemacht?«
    Dominique zuckte innerlich zusammen, als Drew einen der angebrannten Pfannkuchen hochhob, ihn umdrehte und ihn von der Unterseite musterte. »Du weißt doch, kochen war noch nie meine Stärke ...«
    »Danke Schwesterherz«, sagte Drew gerührt. »Seit Monaten hat niemand mehr für mich gekocht.«
    Dominique blickte ihn ungläubig an. Es war furchtbar, dass ihr Bruder sich über einen misslungenen Pfannkuchen so sehr freuen konnte. Die Härte wich wieder ein wenig aus ihrer Stimme. »Wenn du mit dem Frühstück fertig bist, setzt du dich an den Schreibtisch und machst eine Liste aller Gläubiger, angefangen mit denen, bei denen du Spielschulden hast.«
    Blutunterlaufene Augen schauten sie ungläubig an. »Spielschulden? Ich habe niemals ...«
    »Du hast mich genau verstanden! Und schreib auch auf, was du den Freudenmädchen schuldest. Du bist erst dann auf der sicheren Seite, wenn du alles bis auf den allerletzten Pence zurückgezahlt hast.«
    Drew schaute ihr zu, wie sie sich erhob. »Meine Güte, Schwesterherz, du scheinst ja einiges dazugelernt zu haben. Früher wusstest du nichts über Spielschulden oder Freudenhäuser, wo selbst Vater ... hoppla, das hätte ich nicht sagen sollen, oder? Regel Nummer 1 ...« Er richtete sich ein Stückchen auf. »Beschmutzen des auf Hochglanz polierten Image verboten.«
    Dominique zog es vor, nicht weiter über das nachzudenken, was ihr Bruder soeben angedeutet hatte. »Ich denke, ich weiß bereits mehr, als mir überhaupt lieb ist.«
    Drew schnaubte und verkniff seinen Mund. »Von diesem Hawksmoor, wetten?«
    Sein Hass war deutlich zu spüren, wenngleich er noch zu entkräftet schien, um sich der Wut ganz hinzugeben. »Ob es dir gefällt oder nicht, wenn Mr. Hawksmoor nicht gewesen wäre, hätte ich dich niemals gefunden«, gab Dominique ihm zu bedenken.
    Mit einem Mal wirkte Drew klein und verloren zwischen den Kissen, er schloss die Augen.

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