Auf den Wogen des Glücks
Arm um ihre Hüften gelegt kämpfte er sich durch den Raum und stieß die Vordertür auf. So trat er mit ihr in den nächtlichen Nebel hinaus. Der Regen peitschte ihm ins Gesicht, als er auf das Trockendock von Wright, Füller und Smythe zusteuerte.
»Lassen Sie mich runter!«, vernahm er ihre gedämpfte Bitte, die aber nicht im Geringsten reumütig klang. Im Gegenteil, sie machte den Eindruck, als lodere ein kräftiges Feuer in ihr, und wegen des vielen Rums, den er getrunken hatte, war er sich nicht sicher, ob er noch imstande war, sie einzufangen, sollte sie ihm entwischen und vor ihm davonlaufen.
Nicholas' Schritte wurden größer. Er versuchte, den Alkohol aus seinem Hirn zu verbannen. An seiner Wange konnte er spüren, wie sich ihr Hinterteil auf und ab bewegte, und durch das feine Musselin fühlte er ihre langen und geschmeidigen Beine. Ihn überkam die brennende Begierde, seine Hände langsam ihre
Beine hinaufgleiten zu lassen. »Was trinken Sie für gewöhnlich?«, fragte er sie mit einem Mal.
»Sie fragen mich allen Ernstes, was ich ... ? Das ist ja ein ganz toller Zeitpunkt.«
»In Gesellschaft, meine ich - wenn Sie Gäste bewirten.«
»Ich habe so gut wie nie Gäste, und falls es Sie interessiert, ich koche auch nicht.«
»Es ist mir egal, ob Sie kochen oder nicht. Ich möchte nur wissen, ob Sie trinken!«
Stille. »Ich trinke nicht.«
»Alle Frauen trinken.«
»Na gut, ich trinke Tee.«
»Tee habe ich aber nicht. Wie wär's mit Sherry? Das kommt Tee doch recht nah, oder?«
»Ich statte Ihnen keinen Höflichkeitsbesuch ab, ich bin hier, um mit Ihnen Geschäfte abzuschließen.«
»Das hier ist rein geschäftlicher Natur, und ich pflege bei Geschäftstreffen immer einen Sherry zu trinken. Verdammt noch mal, Miss Willoughby, es ist fester Bestandteil der Verhandlungen.«
Er rasselte an dem schweren Vorhängeschloss des Tores zum Trockendock von Wright, Füller und Smythe. »Zu. Und wo ... ?«
»Drews Apartment wäre mir sehr recht«, warf sie geschwind ein.
»Da gibt es nichts zu trinken, und davon abgesehen, habe ich irgendwie das Gefühl, ich müsste mir in der jetzigen Situation einen Vorteil verschaffen.«
Nicholas sah die Straße hinunter, hob die Hand und pfiff nach Nate, als er seine Kutsche entdeckte. »Madeira dürfte es auch tun«, überlegte er laut, als die Kutsche vor ihnen hielt. Nicholas zerrte an der Tür, und als er es endlich geschafft hatte, sie zu öffnen, blickte er zu Nate hoch.
»Nummer 13, Nate.«
Die Anweisung kam ihm mit besonderer Leichtigkeit über die Lippen.
»Sir?«
»Du hast mich sehr wohl verstanden.« Er warf einen prüfenden Blick zurück auf das Mercy's, und versuchte, die undurchdringlichen Schatten der Hausvorsprünge zu ergründen. Schurken lauerten an den unmöglichsten Orten, beobachteten ihn und folgten ihm. Er warf Nate einen durchdringenden Blick zu. »Sorg dafür, dass uns niemand folgt.«
Nate nickte. »Wir sind noch nie verfolgt word'n, wir nehm'n den schnellen Weg.«
»Sehr gut.« Nicholas beugte sich nach vorn, ließ Dominique auf eine der Sitzbänke fallen und sprang hinterher. Ihr Hut war ihr vom Kopf geglitten, ihr Haar samt der vielen Haarnadeln durcheinander geraten.
»Das war völlig unnötig«, warf sie ihm mit ungewöhnlich tiefer Stimme vor. »Sie haben mich ja quasi entführt.«
Nicholas stützte sich mit den Ellbogen auf seine Knie und lehnte sich zu ihr vor. Sie duftete nach Sommerregen und Lavendel, auf ihren Wangen schimmerten Regentropfen, die nur darauf zu warten schienen, dass seine Finger sie wegstreichelten oder seine Lippen sie wegküssten.
»Ich nehme nicht an, dass Sie vorbeigekommen sind, um mir mitzuteilen, dass Sie Ihre Meinung geändert haben, oder?«, forderte er sie heraus. Dominiques Augen spien Feuer. »Entspannen Sie sich. Wir werden über geschäftliche Belange sprechen, sobald wir wieder einigermaßen trocken sind.«
Mit hoch erhobenem Kopf blickte sie aus dem verregneten Kutschenfenster nach draußen. Er konnte ihre Wut, die sie mit jedem Atemzug nach außen dringen ließ, deutlich wahrnehmen.
»Bringen Sie mich bloß nicht in eine dieser Opiumhöhlen.«
Er lachte laut auf.
Dominique war sich im Klaren darüber, dass seine Augen auf ihr ruhten, hielt aber dennoch ihren Blick starr nach draußen gerichtet. Was sie nicht zu ignorieren imstande war, war der Geruch, den Nicholas in der Kutsche verströmte. Diese durch die Feuchtigkeit verstärkt wahrnehmbare Essenz aus Männlichkeit, Alkohol und
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