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Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
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forschenden Blick zu, der an ihrem Mund haften blieb. Mit ihren Lippen war sie imstande,
    Männer in unbekannte Sphären zu katapultieren. Aber daran dachte er im Moment nicht.
    »Mercy, was denkst du über mich? Hältst du mich für animalisch?«
    »Ja, wenn ich dich so anschaue, dann könnt' man das so sag'n, Käpt'n.«
    Sie legte ihren Arm um Nicholas' Schultern und zog ihn näher zu sich heran. »Alle Frauen halten dich für animalisch, wenn sie dich sehen. Vor allem die Jungfrauen. Und aus persönlicher Erfahrung kann ich bestätigen, dass du in gewissen Stunden auch sehr animalisch sein kannst.«
    Mercys heißer Atem roch nach Zigarre. »Ich hab dich wirklich total vermisst.«
    Nicholas spürte, wie sich eine ihrer Brüste auf seinen Unterarm legte. Tief in seinem Innern, unter der durch den Rum verursachten Benommenheit, meldete sich seine Begierde zu Wort, und wieder stierte er ihr auf den Mund. Er stellte sich Mercy nackt vor, ihre Augen luden ihn förmlich zu einem wilden Schäferstündchen ein. Sie wartete nur auf ein Signal von ihm.
    Blitzschnell wurde ihm klar, dass er eine Sekunde zu lange gezögert hatte.
    Mercy machte einen Rückzieher. Ihre Augen verschleierten sich. Wahrscheinlich erfährt sie nur selten eine Zurückweisung, mutmaßte er und dachte kurz darüber nach, ihr etwas Höfliches, etwas den Umständen Angemessenes zu sagen, als sie plötzlich über seine Schultern schaute und ihn wieder mit einem Lächeln voller Zufriedenheit ansah. Ein unangenehmes Gefühl überkam ihn, so, als hätte man ihm eine unsichtbare Schlinge um den Hals gelegt, die sich nun Stück für Stück zuzog. Er wusste genau, woher dieses Gefühl kam.
    »Mr. Hawksmoor.«
    Er sprang auf und drehte sich um.
    »Miss Willoughby.«
    Sie wirkte jung und zerbrechlich, wie so dastand. Ein wenig deplatziert, wie eine junge Blume, die inmitten verdorrten Unkrautes wuchs. Ihr Umhang war feucht, der Saum verschmutzt. Ihre Wangen und Lippen glühten tiefrot, ganz so, als hätte sie sich verkühlt. Nicholas verspürte den Wunsch, ihr den schrecklichen Hut vom Kopf herunterzureißen.
    Dominique nahm Mercy genauestens unter die Lupe, und fast konnte Nicholas hören, wie sie die Situation registrierte, katalogisierte, klassifizierte und in kleinen, niedlichen Kistchen verstaute, die sie adrett beschriften und gedanklich verarbeiten konnte. Aber das würde nicht noch einmal passieren, dafür würde er Sorge tragen. Vor allem, weil er sich verdammt noch mal nichts hatte zu Schulden kommen lassen, außer vielleicht, dass er ein wenig zu tief ins Glas geschaut haben könnte.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein schwerer Hieb in die Magengrube. Sein Ruf, der ihm bis jetzt immer sehr gelegen gekommen war, jene traurige Berühmtheit, die er über Jahre hinweg gepflegt hatte, die Gerüchte, an denen meistens nichts dran war, die er aber nie versucht hatte zu entkräften, entwickelten sich gerade zu einer unbequemen Last.
    Eine Gruppe Hafenarbeiter hatte sich vom Tisch erhoben und bereits hinter Dominique versammelt, die aber nur Augen für Hawksmoor und seine Gefährtin hatte. Die Jungs hinter sich nahm sie gar nicht wahr, und wenn sie - wie es den Eindruck machte - sich in der nächsten Sekunde umdrehte, würde sie ihnen schnurstracks in die Arme laufen. Nicholas reagierte aus dem Bauch heraus und stürzte sich auf Dominique.
    Ihre Augen flogen weit auf, er konnte ihre Angst erkennen, was ihm die Eingeweide zusammenzog. Gleich würde sie etwas sagen.
    »Bleiben Sie stehen, Mr. Hawksmoor.« Mit größter Wahrscheinlichkeit dachte sie darüber nach, die Flucht zu ergreifen, aber so weit würde er es nicht kommen lassen.
    »Vergessen Sie es«, knurrte er Dominique an und ergriff einen ihrer Arme, woraufhin sie mit der freien Hand ausholte. Nicholas fing ihre Hand in der Luft ab, weshalb sie ihm so kräftig auf den Fuß trat, dass er vor Schmerz stöhnte. Einen Moment später flog sein Kopf nach hinten. Dominique hatte ihm mit dem Ellbogen gegen den Kiefer geschlagen, und während er versuchte, sie mit beiden Armen zu packen zu bekommen, dachte er darüber nach, dass keine Frau der Welt einen solchen Ärger wert war. »Ich bin stärker als Sie«, keuchte er. Als Antwort traf ihn ihr Strickbeutel mit voller Wucht ins Gesicht.
    »Schon seltsam, dass Sie mir das so oft beweisen wollen!«
    »Sie lassen mir ja keine andere Wahl!« Dominique gab ein knurrendes Geräusch von sich, als er sie bäuchlings wie einen nassen Sack über seine Schultern warf. Einen

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