Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf den Wogen des Glücks

Auf den Wogen des Glücks

Titel: Auf den Wogen des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kit Garland
Vom Netzwerk:
gar nicht.
     

9
     
    »Ich hab dich schon vermisst, Käpt'n. Warst ja ziemlich lang verschollen .«
    Nicholas fuhr mit seinem Zeigefinger den Rand des Glases nach und studierte aus den Augenwinkeln heraus die Frau neben sich.
    Absichtlich hatte er sich einen Tisch in einer etwas abseits hegenden, dunkleren Sitznische geben lassen. Mit leicht geöffnetem Mund und herausgestreckten Brüsten lächelte sie ihn viel versprechend an, neigte ihren Kopf und ließ ihre goldene Lockenpracht auf seinen Arm fallen. Von ihr ging eine Melange aus Moschus, Ale und Salzwasser aus.
    »Mercy«, brummte er und griff nach der Flasche. »Hab Erbarmen mit mir.«
    »Komm mit nach oben.«
    »Nicht heute Nacht.«
    »Man kann nie wiss'n, wer gleich durch die Tür kommt. Jede Woche sind es bestimmt viere oder fünfe, die nach dir frag'n. Und die kommen meist nich', weil sie'n Bier mit dir schlürfen woll'n. Die Jungs woll'n dich lieber in 'ner Eichenkiste liegen sehen, damit sie ihre Schulden los sind. Du weißt ja selbst am besten, dass du dir 'ne Menge Feinde gemacht hast. Jetzt komm schon. Was auch immer dich plagen mag, ich werd' dich oben davon kurier'n.«
    Nicholas blickte nicht einmal auf. »Ich sagte doch, nicht heute Abend, Mercy.«
    »Mensch, du kannst vielleicht 'n Gesicht ziehen, so kenn' ich dich ja gar nich'.« Ihrem Blick war zu entnehmen, dass sie schon so einiges in ihrem Leben erlebt und gesehen hatte. »Kann's sein, dass du verliebt bist?«
    Sie kam noch ein wenig näher, aber auch das brachte Nicholas nicht dazu aufzuschauen. »Nein, da irrst du dich.«
    Mercys derbes Lachen zog die Aufmerksamkeit des gesamten Wirtshauses auf sich, und auch der letzte Hafenhund blickte durch den dichten Rauch zu den beiden hinüber. So war es schon immer gewesen: Mercy erregte Aufmerksamkeit, ob man sie anschaute oder ihr zuhörte. Egal, was sie machte oder sagte, sie war und blieb die Verkörperung aller männlichen Träume. Und da sie die Besitzerin des Wirtshauses, dem Mercy's, war, konnte sie tun und lassen, was und mit wem sie wollte. Es war das Gerücht im Umlauf, ein arabischer Prinz würde sie fürstlich aushalten. An diesem Abend trug sie Seemannshosen, die sie eng in ihrer Taille zusammengeschnürt hatte und darüber ein weißes Matrosenhemd, das sehr tief ausgeschnitten und ihr weit über die Schultern gerutscht war. Ihr Haar war ein wildes Wirrwarr aus blonden Locken, die ihr bis zu den Hüften hinunterreichten. In einer Hand hielt sie eine dicke westindische Zigarre.
    Vor gar nicht allzu langer Zeit hatten er und sie auf ihrem Bett liegend eine dieser Zigarren zusammen geraucht.
    »Na, wenn de dir da ma' keine Jungfrau geangelt hast!«
    Nicholas schleuderte ihr einen messerscharfen Blick zu.
    Mercy nahm einen tiefen Zug von der Zigarre, und ein freudiges Grinsen breitete sich in ihrem hübschen Gesicht aus. Sie lächelte aber nicht, weil ihr die Zigarre so große Freude bereitete. »Ich hätt' ja nich' gedacht, dass ausgerechnet dir eines Tages so was passiert, mein Alter.«
    »Davon kann gar nicht die Rede sein. Es ist alles rein geschäftlich.« Nicholas schaute auf den Boden seines Glases hinunter und stürzte den Rum so hastig herunter, dass er ihn nicht einmal schmeckte.
    »Das sieht mir aber ganz un' gar nich' nach 'ner rein geschäftlichen Sache aus, wenn de mich fragst.«
    Sie hatte Recht, seine Gefühle waren nicht nur rein geschäftlicher Natur. »Selbst Brittlesea erzähle ich nicht alles, verdammt noch mal.«
    »Keine Fragen also?«
    »Verflucht richtig.«
    »Du willst also diesmal niemandem Rechenschaft schulden, nich' mal der guten, alten Mercy, stimmts?«
    »Ja, so ist es.«
    »Jetzt bist du wie die meisten Kerle.«
    Sein Gesichtsausdruck wurde noch finsterer. »Soll ich auf einmal wegen weiblicher Neugier auf meine Privatsphäre pfeifen und sie an meinem Leben teilhaben lassen?«
    Du liebe Güte, genau dieser Gedanken beschäftigte ihn, denn was sich zwischen ihm und Miss Willoughby entwickelte, ging bereits weit über eine rein geschäftliche Beziehung hinaus. Es war ein Spiel, das er noch nie zuvor gespielt hatte.
    »Alles rein geschäftlich.« Er setzte sein Glas so unsanft auf dem Tisch ab, dass die Kerze aus dem Kerzenhalter zu kippen drohte. »Sie versucht mich zu bestechen.«
    »Mit Sex?«
    »Um Gottes willen, nein! Der Typ Frau ist sie nicht. Auf solch eine Idee käme sie ihr Lebtag nicht.«
    »Aber du würdest dich freu'n, wenn es doch so wär', nich' wahr?«
    Nicholas warf Mercy einen langen,

Weitere Kostenlose Bücher