Auf den Wogen des Glücks
Er wollte um jeden Preis ihre Welt wieder in Ordnung bringen.
»Sie werden diese Reise nicht unter Deck verbringen, deshalb müssen Sie mir jetzt gut zuhören, Miss Willoughby. Lektion Nummer 1: Die Dinge sind nicht so, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mögen.«
Dominique rümpfte leicht die Nase. »Das weiß ich.«
»Sind Sie sich da sicher?« Er griff nach dem Beutel, schöpfte eine Hand voll Sand und ließ ihn langsam durch seine Finger rinnen. »Poliert man angelaufenen und wertlosen Plunder, kann es sein, dass man einen Schatz entdeckt. Sie sollten sich nicht von Äußerlichkeiten leiten lassen. Tauchen Sie ein wenig tiefer in die Materie ein, als es Ihrem Instinkt beim ersten Anblick lieb ist und gehen Sie nicht sofort dem nach, von dem Sie denken, es sei perfekt...« Nicholas deutete mit seinem Kopf auf die Schatulle aus Elfenbein, »... denn genau das könnte die meisten Mängel bergen.«
Sie hob den Kopf und blickte in seine Augen. »So kann es auch bei Menschen sein.«
Ihre Bemerkung überraschte ihn. »Ja, ich denke, es trifft in der Tat eher auf Menschen als auf Schätze zu. Ah, sehen Sie dies hier?«
Dominique stockte hörbar der Atem, als er seine Hand in die Nähe des Kerzenleuchters brachte und der letzte Sand durch seine Finger rieselte. Auf seinem Handteller lagen jetzt drei gewaltige Edelsteine.
»Das ... das sind ja Diamanten«, flüsterte sie.
»Eine Art Lösegeld.«
»Wofür?«
»Für das Katzenauge.« Er nahm den größten der drei Steine - er hatte den Umfang eines Kieselsteins - und hielt ihn gegen das Licht. »Diesen hier habe ich in Indien gefunden.«
»Oder gestohlen.«
»Mein Gegenüber hat sich zumindest nicht gewehrt.«
»Dann war er ein Narr.«
»Nein, er war tot.« Ihr eigenartiger Gesichtsausdruck ließ ihn in schallendes Gelächter ausbrechen. »Ich habe ihn nicht umgebracht, er war bereits seit mindestens zwölf Jahrhunderten tot. Schauen Sie mal, wie sich das Licht in den Facetten bricht und sich in strahlende Farben aufteilt. Dieser Stein ist nahezu perfekt, er ist klar und durchsichtig, ein feuriger Oktaeder. Nur wenn ein Diamant so geschliffen ist, tritt die Farbstreuung so einzigartig und intensiv hervor. Hier.« Er nahm ihre Hand, drehte sie so, dass die Innenfläche nach oben zeigte und legte ihr den Stein in die Hand. Ihre Augen leuchteten, ihre Wangen trugen jetzt wieder eine gesunde Farbe, und um ihre Lippen lag ein bezauberndes Lächeln. Ihre makellose, unschuldige Schönheit war weitaus fesselnder als jede Hand voll lupenreiner Edelsteine. Nicholas konnte einfach nicht den Blick von ihr abwenden.
»Ich kann gar nicht glauben, dass das hier nicht verlorengegangene Kronjuwelen eines Herrschers sind.«
»Die Hindus sind nicht dumm, sie haben alle Diamanten in ihrem ursprünglichen Zustand belassen. Einen Stein zu schleifen oder einzufassen war tabu und hätte ihn seiner magischen Fähigkeiten beraubt.«
»Ja«, murmelte sie und schaute zum betörenden Farbspiel geometrischer Muster auf, das der Diamant an die Kabinendecke zauberte. »Ich glaube, Edelsteine haben wirklich magische Fähigkeiten. Sehen Sie doch, wie er seine Kräfte im ganzen Raum verteilt, wie Mondstrahlen!«
Nicholas zog es vor, dem Farbenspektakel auf ihrem Gesicht zuzusehen. Plötzlich zog sich seine Brust vor aufkeimender Wehmut zusammen. Er brauchte einen Augenblick, um dem Gefühl einen Namen zu geben: Sehnsucht. Was aber war es, wonach sich ein Mann bei einer unschuldigen Frau wie Dominique sehnte, einer Frau, die in einer Welt kindlicher Fantasien gefangen war? Was bezauberte ihn so an einer Frau, die dem Leben so fremd gegenüberstand? Welchem jungfräulichen Zauber war er erlegen?
»Laut einer Sanskritschrift aus dem fünften Jahrhundert beschützt der Diamant seinen Besitzer«, erklärte er ihr mit heiserer Stimme. »Man sagt ihm nach, er hielte Schlangen, Feuer, Gift, Krankheiten, böse Geister und ...«
»... eifersüchtige Ehemänner ab?« Dominique suchte seinen Blick, ihre Selbstgerechtigkeit ließ ihre Mundwinkel leicht nach oben wandern.
Nicholas fühlte sich regelrecht zu ihr hingezogen. Fast konnte er ihre Lippen auf den seinen spüren. »Er verleiht seinem Besitzer alle Tugenden.«
Sie sah leicht argwöhnisch aus. »Als da wären?«
»Härte.«
Dominique schluckte und ihr Blick glitt im Schatten ihrer dichten Wimpern an seiner Brust hinunter, bewegte sich dann noch ein Stück tiefer, wieder nach oben, und wieder nach unten. Sie konnte ihre errötenden
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