Auf der Insel der Sehnsucht
habe dich getragen. Du warst völlig erschöpft.“
Sie schloss die Augen. Als Ivy sie wieder öffnete, war ihr Blick distanziert. „Lass mich aufstehen.“
„Gleich.“
„Damian …“
„Merkst du, dass sich etwas verändert hat?“ Er lächelte. „Nachdem du in meinen Armen geschlafen hast, nennst du mich Damian.“
Sie wollte etwas erwidern, doch er unterbrach sie mit einem Kuss. Ivy reagierte nicht. Also küsste er sie weiter. Und gerade, als er schon dachte, es sei vergebens, seufzte sie leise und öffnete ihre Lippen für ihn.
Es war ein zärtlicher, ein sanfter Kuss.
Die Erregung, die Damian durchzuckte, war allerdings das genaue Gegenteil.
Er veränderte seine Lage, um den unangenehmen Druck in seinen Lenden erträglicher zu machen. Ivy bewegte sich ebenfalls. Und Damian fand sich plötzlich zwischen ihren Schenkeln wieder.
An seinen Lippen schnappte sie nach Luft.
Das Blut rauschte in seinen Ohren. Jetzt, rief es ihm laut zu, nimm sie jetzt …
Der Klingelton der Sprechanlage. „Sir? Bleiben Sie noch an Bord? Soll der Pilot das elektrische System eingeschaltet lassen?“
Der Moment zersprang. Ivy riss sich von seinem Mund los. Ihre Wangen waren hochrot, die Lippen geschwollen durch den Kuss. Damian wollte ihr Gesicht in seine Hände nehmen und sie küssen, bis sie sich ihm ergab.
Stattdessen drehte er sich um und rollte sich aus dem Bett. Ivy stand ebenfalls auf. Mit einer schnellen Bewegung hob Damian sie auf seine Arme.
„Ich kann laufen.“
„Es ist dunkel.“
„Sehen kann ich auch.“
„Ich kenne mich hier aus, du nicht.“
Ein Jeep mit Chauffeur erwartete sie auf der Landebahn. Der Fahrer war entweder gut geschult, oder er war daran gewöhnt, seinen Arbeitgeber mit einer Frau auf den Armen aus dem Flugzeug steigen zu sehen.
Die Situation machte es Ivy nicht gerade leicht, sich ungezwungen zu verhalten. Sie erblickte den Fahrer und barg ihr Gesicht verlegen in Damians Halsbeuge.
Das Gefühl ihrer Lippen an seinem Hals, ihr warmer Atem auf seiner Haut … er genoss es ebenso wie ihre Nähe an seiner Seite auf der kurzen Fahrt zum Palast, der eingenestelt nahe dem Gipfel des lang erloschenen Vulkanbergs von Minos lag.
Im Palast brannten die Lichter, man erwartete die Ankunft des Hausherrn. Damian fragte sich, was Ivy wohl über sein Zuhause denken mochte, wenn sie es morgen bei Tageslicht sah. Die meisten Menschen erwarteten bei einem Palast ein imposantes Gebäude aus Stein.
Doch sein Zuhause – wenn man denn einen Palast ein Zuhause nennen wollte – war aus Marmor gebaut. Der älteste Flügel ließ sich ins vierte Jahrhundert zurückdatieren, ein anderer ins sechste, und der Mittelteil stammte aus dem sechzehnten Jahrhundert. Es war eine riesige, weit gestreute, bombastische Anlage.
Und Damian liebte seinen Palast.
Ob es Ivy auch gefallen würde? Nicht, dass es zu diesem Zeitpunkt von Bedeutung war. Doch wenn sein Sohn erst geboren war und sie hier mit ihm lebte, als seine … seine …
Das schwere bronzene Portal schwang auf. Esias, der Hausdiener, stand auf der Schwelle. Trotz der späten Stunde trug Esias die formelle Lakaienuniform.
Damian hatte es längst aufgegeben, ihm diese Förmlichkeit abzugewöhnen. Esias hatte schon seinem Großvater gedient, dann seinem Vater und nun ihm. Mit einer Ikone konnte man nicht debattieren – einer Ikone, die übrigens ebenso entschlossen war wie der Chauffeur, sich das Erstaunen nicht anmerken zu lassen, den Dienstherrn mit einer Frau auf den Armen zu erblicken.
„Willkommen daheim, Hoheit.“
„Esias.“
„Darf ich Euer Hoheit helfen mit … äh …“
„Danke, das ist nicht nötig.“
„Damian“, zischelte Ivy, „Herrgott, lass mich runter.“
„Gleich.“
Esias folgte dienstbeflissen, als Damian Ivy die breite Marmortreppe hinauf, dann einen langen Korridor entlang zu seinen Räumen trug. Esias öffnete die Tür.
„Efharisto“ , sagte Damian. „Das ist für heute alles, Esias. Wir sehen uns dann am Morgen.“
Der Hausdiener zog sich mit einer leichten Verbeugung zurück. Damian trug Ivy ins Zimmer und stieß die Tür mit der Schulter zu. Die Stille des Raumes hüllte sie beide ein.
„Wer war das?“
Endlich war er mit seiner Geliebten allein, und ihre ersten Worte waren sicherlich nicht die, die ein Mann hören wollte.
Nur, Ivy war nicht seine Geliebte.
Noch nicht.
„Damian, wer …?“
Seine Antwort bestand in einem Kuss. Sie wollte den Kopf abwenden, doch er ließ es nicht zu. Küsste sie
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