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Auf der Insel der Sehnsucht

Auf der Insel der Sehnsucht

Titel: Auf der Insel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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durch und drehte sich zum Fenster.
    Sie würde das durchstehen. Sie hatte Schlimmeres überlebt. Viel Schlimmeres. Vor langer Zeit hatte sie Dinge erlebt, die sie vergessen wollte, aber nicht vergessen konnte. Das hatte sie stark gemacht. Der allmächtige Prinz wusste nichts davon, aber er würde es noch merken.
    Sie musste an das Baby denken, das sie unter ihrem Herzen trug. Das war jetzt das einzig Wichtige.
    Vor den Fenstern des Flugzeugs wurde es dunkel. In der Kabine waren die Lichter heruntergedreht.
    Ivy gähnte. Gähnte noch einmal und glitt in einen Dämmerschlaf hinüber. Doch dann schreckte sie auf, um Damian über sich gebeugt zu finden.
    „Was machen Sie da?“
    Seine Lippen zuckten. Inzwischen wusste sie, es war ein Zeichen dafür, dass er ein Lächeln zurückhielt.
    „Hatten Sie gedacht, ich falle über Sie her, während Sie schlafen?“ Jetzt kam das Lächeln doch zum Vorschein. „So dumm bin ich nicht, glyka mou . Wenn ich Sie in meinen Armen halte, sollen Sie hellwach sein.“
    Ivy war zu müde, um sich eine geistreiche Antwort einfallen zu lassen. Oder vielleicht war sein Gesicht dem ihren auch zu nah.
    „Ich wollte Ihren Sitz nach hinten stellen. Damit Sie bequemer schlafen können.“
    „Ich habe nicht geschlafen.“
    „Na schön. Während Sie sich ausruhen. Warten Sie, lassen Sie mich …“
    Sie bräuchte nur den Kopf ein wenig zu drehen, und ihre Lippen würden sich berühren. Ivy zuckte zurück. „Werden Sie des Befehlens eigentlich nie müde?“
    „Und werden Sie es nicht müde, gute Ratschläge abzulehnen? Bis zur Landung sind es noch Stunden.“
    „Und?“
    „Und Sie sind erschöpft.“
    „Woher wollen Sie das wissen?“
    Sein Lächeln wurde schief. „Wenn mich nicht alles täuscht, haben Sie letzte Nacht ebenso wenig geschlafen wie ich. Außerdem“, sagte er sehr leise, „sind Sie schwanger.“
    „Ich verstehe. Jetzt sind Sie also auch noch Experte für Schwangerschaften.“
    Sein Gesicht erschien plötzlich wie eine starre Maske. „Mein Wissen über Schwangerschaften stammt von Kay. Ihre Schwester hat mir endlos viele Szenarien vorgespielt, um mich zu über zeugen, dass sie angeblich schwanger sei.“
    „Kay war nicht meine richtige Schwester.“ Ivy fragte sich, warum es ihr plötzlich wichtig war, das klarzustellen.
    „Ja, Sie sagten, Sie seien Stiefschwestern gewesen. Also hat Ihre Mutter Kays Vater geheiratet, und er hat Sie adoptiert?“
    Warum nur hatte sie dieses Thema angeschnitten! „Ja.“
    „Wie alt waren Sie damals?“
    „Das ist doch unwichtig.“ Sie wandte das Gesicht zum Fenster.
    „Ich habe ein Recht darauf, diese Dinge zu wissen.“
    Wahrscheinlich. Außerdem konnte er es leicht herausfinden. „Ich war zehn, Kay vierzehn.“ Mehr würde sie ihn nicht wissen lassen.
    „Kay erzählte, ihr Vater sei gestorben, als sie sechzehn war. Noch eine Lüge?“
    „Nein.“ Ivy verschränkte die Hände im Schoß. „Er starb zwei Jahre nach der Heirat mit meiner Mutter. Beide starben sie, zur gleichen Zeit. Ein Hubschrauberabsturz. Sie waren im Urlaub, auf Hawaii. Es geschah bei einem Rundflug.“
    „Das tut mir leid, glyka mou . Es muss schwer für Sie gewesen sein. Wer hat sich dann um Sie gekümmert?“
    Katastrophal, dachte Ivy. Schlimmer hätte es gar nicht kommen können. „Kay und ich kamen in Pflegefamilien unter. Sobald sie achtzehn war, suchte sie sich einen Job und eine eigene Wohnung.“
    „Hat Kay Sie mitgenommen?“
    „Nein.“ Ivy kaute an ihrer Unterlippe. „Ich blieb in der Familie.“
    „Und?“
    Und mein ganzes Leben veränderte sich. Auf immer. Aber das sprach sie nicht aus. Ihr Leben ging ihn nichts an. Was sie ihm auch sagte. „Der einzige Teil meines Lebens, über den Sie Bescheid wissen müssen, ist die Schwangerschaft.“
    Sie erwartete eine kritische Bemerkung, eine scharfe Zurechtweisung, doch er musterte sie nur fragend, dann wandte er sich ab und rief nach dem Steward, um das Dinner zu bestellen.
    Ivy, die eigentlich nichts hatte essen wollen, merkte nach dem ersten Bissen, wie hungrig sie war. Sie genoss den gedünsteten Lachs und leckte genießerisch die letzte Crème fraiche des Desserts aus frischen Waldbeeren vom Löffel. Der Steward kam und räumte den Tisch ab. Ivy unterdrückte ein erneutes Gähnen.
    Draußen vor den Fenstern war es tiefste Nacht, nur die schmale Sichel des Mondes stand silbern am Firmament.
    Damian hatte sich nach dem Essen wieder seine Unterlagen herangezogen, doch er schaute gar nicht hinein. Ivy

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