Auf der Jacht des griechischen Millionaers
für diese Ernte ist schon vor langer Zeit ausgestreut worden, pedhi mou . Ich wusste immer, wie bitter die Früchte schmecken würden.“ Kyria Papadimos klang müde, aber beherrscht. „Vasili boten sich viele Gelegenheiten, es aufzuhalten, doch er hat sie alle ungenutzt verstreichen lassen.“ Sie seufzte. „Du hast nur die gute Seite an ihm zu sehen bekommen, mein Kind. Aber er konnte kalt sein. Eiskalt und hart und unnachgiebig. Als Resultat sind unser Leben und unsere Sicherheit jetzt zerstört.“
Natasha schaute sie fassungslos an. Nie hatte Kyria Papadimos auch nur ein kritisches Wort über ihren verstorbenen Mann fallen gelassen. Genauso, wie sie sich nie zu der Familienfehde geäußert hatte.
Während ich, dachte Natasha, die Rivalität zwischen zwei erwachsenen Männern immer nur belächelt und als unwichtig abgetan habe. Mir war nicht klar, wie ernst das Ganze zu nehmen ist. Oder dass ich mich plötzlich mitten in dieser Fehde wiederfinden könnte.
Nachdem Alex Mandrakis heute Morgen gegangen war, hatte sie noch lange auf der Terrasse gesessen, zu betäubt, um sich rühren zu können. Irgendwann war Baraskevi erschienen, um das Frühstück abzuräumen, und hatte darüber geklagt, dass die Despinis kaum etwas gegessen habe. Die Angebote, ihr etwas anderes zu bringen, hatte Natasha abgelehnt.
Wieder allein hatte Natasha sich ihren Gedanken überlassen, die sich vor allem um eine Person drehten – um die zerbrechliche Frau, vor der sie jetzt hockte. Thia Theodosia hatte sie so herzlich und warm aufgenommen, als sie damals als verängstigtes kleines Kind nach Athen gekommen war. Die alte Frau hatte es nicht verdient, für die Rachegelüste eines Mannes, der sich schon mehr als genug genommen hatte, ihren Seelenfrieden opfern zu müssen.
Wenn Natasha jetzt zurückdachte, dann hatte eigentlich immer ein Ausdruck von Trauer in Kyria Papadimos’ Augen gelegen, vermutlich, weil ihre Ehe nicht die glücklichste gewesen war. Die beiden haben mich geliebt, dachte Natasha, und deshalb habe ich die Liebe zwischen ihnen als selbstverständlich vorausgesetzt. Doch womöglich war die Lage komplexer, als ich ahnte …
Sie zog die Hand ihrer Pflegemutter an ihre Wange. Ihr blieb keine andere Wahl. Was immer sie über die anderen Familienmitglieder denken mochte, Thia Theodosia sollte nicht noch mehr leiden.
„Nicht alles ist verloren“, sagte sie leise. „Das verspreche ich.“
Alex Mandrakis hatte ihr ein Angebot gemacht, aber er würde keine Freude daran haben. Sie würde ihn dazu bringen, es zu bereuen. Er würde froh sein, sie irgendwann endlich wegschicken zu können. Ich bin die eine Trophäe, die er nie erringen wird …
„ Despinis Kirby?“
Abrupt drehte sie sich um und sah sich einem fremden älteren Mann mit grauem Haar und Brille gegenüber, der eine höfliche Verbeugung vor ihr andeutete.
„ Kyrios Mandrakis, mein Klient, lässt nachfragen, ob Sie Ihre Entscheidung zu dem Angebot von heute Morgen getroffen haben. Ich soll ihm Ihre Antwort überbringen.“
Sie schluckte, konzentrierte sich darauf, ruhig zu atmen. Ob der Mann ahnte, worum es sich bei dem Angebot handelte?
„Sie können Ihrem Klienten meine Antwort übermitteln. Sie lautet Ja.“
Wenige Minuten später wurden die Vorstandsmitglieder der Papadimos-Reederei in den Konferenzraum gebeten, was hieß, dass Kyria Papadimos mit ihren Schwiegertöchtern im Wartezimmer zurückblieb. Gerade genügend Zeit, um meine Antwort auszurichten, dachte Natasha bei sich, als sie sich zusammen mit den anderen an den glänzend polierten Tisch setzte. Die Anwälte der jeweiligen Parteien nahmen auf gegenüberliegenden Seiten an dem langen Tisch Platz. Der Sessel am Kopfende blieb frei.
Der Thron des Eroberers dachte Natasha. Der erst dann erscheinen würde, wenn er bereit war, sich das neue Reich als Sieger zu unterwerfen.
So, wie er sie unterwerfen wollte …
Sie brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, dass Alex Mandrakis den Raum betreten hatte. Ein Schauer überlief sie, als wäre jemand mit dem Finger über ihr Rückgrat gefahren. Sie musste den Impuls unterdrücken, sich nervös umzudrehen.
Neben ihr ballte Andonis die Hand zur Faust. Sanft legte sie ihre Hand auf seine. „Lass es dir nicht anmerken“, flüsterte sie ihm zu. „Er darf es nie sehen.“
Alex Mandrakis ging zum Kopfende und begrüßte jeden, bevor er sich setzte. In seiner Stimme lag kein Triumph. Er benahm sich, als handelte es sich nur um einen weiteren
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