Auf der Jacht des griechischen Millionaers
seine Hand weg. „Ich hatte gehofft … Wegen des Vergnügens, das wir gerade miteinander geteilt haben.“
„Ich verstehe. Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen zu Ihrer Technik gratuliere. Natürlich. Sie sind der lebende Beweis, Kyrie , dass Übung den Meister macht. Sie würden sogar einem Stein eine Reaktion entlocken. Ist es das, was Sie hören wollen?“
Auf einen Ellbogen gestützt, schaute er sie ungläubig an. „Nein“, meinte er dann gedehnt, „das wollte ich nicht hören. Ich hatte wirklich darauf gehofft, dass das soeben Erlebte ein neues Verständnis zwischen uns schafft.“ Er lächelte zerknirscht . „Immerhin weiß ich jetzt, wie ich dich dazu bringen kann, mich beim Vornamen zu nennen.“
„Da muss ich Sie enttäuschen“, erwiderte sie kalt. „Das Einzige, was sich geändert hat, Kyrie Mandrakis, ist, dass ich mich jetzt fast ebenso verabscheue wie Sie. Und das vergebe ich Ihnen nie.“
Er zog die Brauen zusammen. „Was? Dass ich dir gezeigt habe, wie eine Frau mit ihrem Mann zusammen ist?“
„Sie sind nicht mein Mann.“ Stolz hielt sie seinem dunklen Blick stand. „Sie sind nicht mehr als eine Prüfung, die ich hoffentlich bald hinter mir habe, damit ich in Ruhe mein früheres Leben weiterführen kann. Wenn ich mich irgendwann für einen Mann entscheide, wird er das genaue Gegenteil von Ihnen sein – er wird Anstand besitzen.“
„Dann kannst du meinem Nachfolger ausrichten, dass er sich bei mir bedanken soll, dass du nicht mehr völlig naiv bist“, konterte er barsch, schwang die Beine aus dem Bett und ging ins Bad. Die Tür knallte er lautstark hinter sich zu.
Natasha rollte sich auf der Seite zusammen. Es hatte also gewirkt. Wie oft würde sie ihn noch verärgern müssen, bevor er sie endlich gehen ließ? Und wie lange würde es dauern, bevor sie das lustvolle Vergnügen, das er ihr bereiten konnte, vergessen hatte?
Sie setzte sich auf und hob das Nachthemd auf, das zu Boden gerutscht war, um es überzuziehen, dann schaltete sie ihre Nachttischlampe aus und zog die Bettdecke über ihre Schultern. Sie sollte jetzt besser schlafen.
Doch ihr Geist war hellwach, überschwemmt von Fragen, auf die sie keine Antwort wusste. Denn mit jedem Tag, mit jeder Stunde in Alex’ Nähe wuchs ihre Verwirrung. Deshalb hatte sie eben genau das Richtige gesagt. Sie durfte der Versuchung nicht nachgeben, unter keinen Umständen.
Die Matratze gab leicht nach, als er ins Bett zurückkam und sich neben sie legte. Mit bang klopfendem Herzen wartete sie darauf, dass er die Hand nach ihr ausstreckte. Doch das tat er nicht. Die Minuten verstrichen, nichts geschah.
Es dauerte lange, bevor Natasha es wagte, sich vorsichtig umzudrehen. Alex lag am äußersten Rand des Betts, den Rücken zu ihr gekehrt. Sein regelmäßiger Atem ließ darauf schließen, dass er eingeschlafen war.
Sie sagte sich, dass sie dankbar sein musste, weil ihr eine weitere Auseinandersetzung erspart geblieben war. Und brachte entschieden die verräterische Stimme in ihrem Innern zum Verstummen, die ihr einreden wollte, dass Alex, hätte, er sie wieder in seine Arme gezogen, sie mehr als willig vorgefunden hätte.
6. KAPITEL
Als Natasha am nächsten Morgen die Augen aufschlug, wurden ihr zwei Dinge sofort bewusst. Erstens: Die „Selene“ bewegte sich wieder. Zweitens: Das Bett neben ihr war leer. Sie hatte nicht bemerkt, wann Alex gegangen war.
Langsam setzte sie sich auf und sah sich um. So hatte sie sich den Anfang des neuen Tages nicht vorgestellt, als sie gestern Nacht mit brennenden Augen in die Dunkelheit gestarrt hatte.
Entschuldigen würde sie sich nicht. Sie konnte sich nicht entschuldigen. Denn das hieße, auch eine Erklärung abgeben zu müssen. Sie konnte Alex unmöglich gestehen, dass sie ihn gestern Abend nur aus Selbstschutz attackiert hatte. Denn dann würde er sie fragen, warum sie meinte, zu solch schweren Geschützen greifen zu müssen.
Aber es hätte nichts dagegengesprochen, sich beim Aufwachen an ihn zu kuscheln und eine stumme Versöhnung herbeizuführen. Doch nun war er gar nicht hier, sie hatte keine Möglichkeit, ihn zu Zärtlichkeiten zu verlocken.
Natasha warf die Bettdecke zurück und stand auf. Sie würde also zu Plan B überwechseln müssen – den es im Moment allerdings noch nicht gab.
Alex hatte das Bad benutzt, sie erkannte es an dem feuchten Handtuch im Wäschekorb und dem Duft seines Aftershaves, der noch schwach in der Luft hing. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Fast
Weitere Kostenlose Bücher