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Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet

Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet

Titel: Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Petermann
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will. Wegen eines Anderen (ein Schwein). Ich wollte nicht, dass sie mit dem Schwein zusammenkommt, das anderen die Frau ausspannt. Da töte ich sie und mich lieber selbst.
PS: Den Hund bitte zu guten Händen. Danke.
    Er legt sich neben die Tote – um ihr im Tod nahe zu sein – und sticht sich mit der Tatwaffe in die Brust. Doch Peter Zettel wird nur ohnmächtig. Als er wieder erwacht und begreift, dass er nicht sterben wird, sticht er sich erneut in die Herzgegend und öffnet sich zusätzlich mit einer Rasierklinge beide Pulsadern. Wieder verliert er nur für kurze Zeit das Bewusstsein. Peter Zettel verlässt der Mut, er sieht keinen Sinn mehr darin, einen erneuten Selbstmordversuch zu unternehmen. »In meinem Kopf drehte sich alles und hämmerte wie verrückt.« Stattdessen traut er sich zu seiner Großmutter und bittet sie ohne weitere Erklärung, seine Verletzungen zu versorgen. Als sie ihn erschreckt fragt, was denn passiert sei, stammelt er nur etwas wie: »Anna ist tot.« Die Frau kann das nicht glauben. Sie rennt in den Keller und – informiert die Polizei.
    In seinen Vernehmungen wollte Peter Zettel keinen Anwalt. Saß stattdessen in sich zusammengesunken und sprach mit leiser und tränenerstickter Stimme von gegenseitigen Beleidigungen. Außerdem versteifte er sich auf die Behauptung, seine Verlobte habe ihn angegriffen und er sich lediglich verteidigt. Als ich ihn bat, mir die Situation näher zu beschreiben, setzte er nur kurz an und schwieg dann für Minuten. Für mich ein Anzeichen dafür, dass Peter Zettel die geistige Beweglichkeit und auch die Phantasie fehlte, sich schnell auf unvorhergesehene Situationen einzustellen und eine Geschichte zu erfinden. Dann ging förmlich ein Ruck durch seinen Körper, und er revidierte seine Behauptungen. Mit nun wütendem, schmerzverzerrtem Gesicht schimpfte er drauflos, seine Verlobte habe ihn zutiefst gekränkt. Vor allem mit ihrem triumphierenden Ausruf, endlich jemanden gefunden zu haben, der sie »anständig fickt«: » Du bist doch nur ein Schlappschwanz. Hast nichts in der Hose außer einem zu kleinen Schwanz!«
    Ob Anna Hillmann ihm diese Worte tatsächlich an den Kopf geschleudert und ihn damit in »seiner Männlichkeit gekränkt« hatte, kann niemand wissen, doch habe ich solche Rechtfertigungen auch von anderen Tätern in ähnlichen Situationen gehört – häufig allerdings erst nach der Besprechung mit ihrem Anwalt. Als Entschuldigung für ihr Handeln und in der Hoffnung, geringer bestraft zu werden.
    Für Peter Zettel erfüllte sich diese Hoffnung. Zwar verurteilte das Gericht auch ihn wegen Totschlags, allerdings fiel seine Strafe mit sechs Jahren Gefängnis bei einem möglichen Rahmen von fünf bis fünfzehn Jahren noch relativ milde aus.
    Es ist ein dunkler Wintertag, als sich die zweiundsiebzigjährige blonde Frau am späten Nachmittag schminkt, weiße Handschuhe überstreift, bequeme Laufschuhe und einen beigen Kamelhaarmantel anzieht, eine 9-mm-Pistole einsteckt und mit dem Wagen in ein Bremer Nobelviertel fährt. Hier wohnt Ingrid Brünjes seit ihrer Scheidung vor sieben Jahren mit ihrem zweiten Ehemann Herbert. Als die Frau klingelt, geht Herbert Brünjes zur Wohnungstür und sieht durch den Spion. Er kennt die Besucherin nicht und öffnet ihr arglos. Was jetzt folgt, gleicht einem Amoklauf: Die Unbekannte schießt sofort und tötet den Mann noch an der Haustür mit zwei Schüssen in Brust und Rücken. Dann stürmt sie in die Wohnung, trifft im Flur auf Ingrid Brünjes und streckt sie ebenfalls mit zwei tödlichen Schüssen nieder. Anschließend hält die Frau sich die Pistole an die Stirn und drückt ab – der Tod tritt sofort ein. Sechzig Sekunden nach dem ersten Schuss herrscht Totenstille in der Wohnung.
    Während meine Kollegen und ich den Tatort untersuchten, standen wir zunächst vor einem Rätsel: drei Leichen und die blonde Frau, durch die Waffe neben ihr als Täterin zu erkennen. Ein völlig ungewöhnlicher Gewaltexzess für eine Frau, denn normalerweise sind Tötungsdelikte mit Schusswaffen und mehreren Opfern eine Männerdomäne. Umso überraschender, aber auch einleuchtend war des Rätsels Lösung: Als ein Spurensucher die blonde Frau im Mantel abtastete und in ihre Hosentasche griff, fühlte er ein männliches Glied. Schnell war die Identität der vermeintlichen Dame geklärt: Otto Rausch, der Exmann der acht Jahre jüngeren Ingrid Brünjes.
    Sieben Jahre lag ihre Scheidung bereits zurück, als Otto Rausch seine frühere Frau

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