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Auf der Spur des Hexers

Auf der Spur des Hexers

Titel: Auf der Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagen, wo sich Ihr Sohn befindet.« Er lächelte, sog wieder an seiner Zigarre und blies eine graublaue Rauchwolke in Andaras Richtung. »Nun?«, fragte er. »Sind Sie jetzt bereit, mit mir zu kommen und sich eine Stunde mit mir zu unterhalten?«
    Aus der Stunde, von der H.P. gesprochen hatte, wurde der Rest der Nacht, die sie in einer zwar heruntergekommenen, dafür aber um so sichereren Hütte verbrachten, eine halbe Stunde von Walnut Falls entfernt und so zwischen Felsen und dornigem Wüstengestrüpp verborgen, dass eine zufällige Entdeckung praktisch ausgeschlossen war. H.P. war nicht allein, und er musste ziemlich sicher gewesen sein, dass Andara zurückkehren würde, denn als sie das Haus verließen und im Schutze der Dunkelheit zu seiner Rückseite gingen, wurden sie nicht nur von einem hünenhaften Mann erwartet, den H.P. als seinen Freund und Diener – er sagte ausdrücklich: Diener, wie Andara mit einem leisen Gefühl von Befremdung registrierte – Rowlf vorstellte, sondern auch von drei gesattelten Pferden. Sie verließen Walnut Falls in nördlicher Richtung und sehr schnell, und keiner von ihnen sprach auch nur ein Wort, bis sie die Hütte erreicht hatten.
    Ihr Inneres, das aus einem einzigen großen Raum bestand, wurde von einer Petroleumlampe und einer gewaltigen Zahl ruhig brennender Wachskerzen beinahe taghell erleuchtet. Auf dem Tisch stand ein kaltes Essen bereit, und noch während sich Andara mit immer größerer Verwirrung im Raum umblickte, ging Rowlf zum Herd und kam mit einer Kanne voll dampfendem, brühheißem Kaffee zurück, aus dem er ihm und H.P. einschenkte.
    »Nehmen Sie Platz, Mister Andara«, sagte H.P. Er machte eine einladende Geste zu einem der etwas weniger einladend aussehenden Stühle, nippte vorsichtig an seinem Kaffee, der nicht ganz stilgerecht in einer verbeulten Blechtasse eingeschenkt war, und verzog das Gesicht. »Scheußlich«, sagte er. »Aber er hält wach.« Er runzelte die Stirn, zog eine neue Zigarre aus der Brusttasche, in der sich ein unerschöpflicher Vorrat der schwarzen Rauchstäbchen zu befinden schien, und entzündete sie an einer Kerze. »Zum Teufel, Rowlf, wann wirst du endlich lernen, einen anständigen Kaffee zu kochen?«, fragte er.
    Rowlf grunzte irgendetwas, das Andara nicht verstand, schenkte sich selbst eine Tasse ein und stürzte sie in einem gewaltigen Zug herunter. »Weiß nich, wasse wills«, nuschelte er. »Mir schmeckts.«
    H.P. runzelte die Stirn. »Man hört es«, sagte er tadelnd, nippte noch einmal an seiner Tasse und wandte sich endlich wieder an Andara. »Aber bitte, mein lieber Freund, nehmen Sie doch Platz«, sagte er. »Ich muss mich für meine Unhöflichkeit entschuldigen. Aber die Umstände und Ereignisse der letzten Tage entsprechen nicht unbedingt denen, die ich gewohnt bin.« Er lächelte entschuldigend, setzte sich und sog an seiner Zigarre. Ihr brennendes Ende glühte auf wie ein kleines rotes Auge. Andara hustete demonstrativ.
    »Wenn der Rauch Sie stört«, sagte H.P. und nahm die Zigarre aus dem Mund, »können wir nach draußen gehen und dort reden. Die Nacht ist warm.«
    Andara zog es vor, gar nicht darauf zu antworten. Zögernd setzte er sich, blickte abwechselnd von H.P. zu Rowlf und wieder zurück und nippte schließlich ebenfalls an seinem Kaffee, nicht aus Durst, sondern nur, um seine Hände zu beschäftigen und überhaupt irgendetwas zu tun. H.P. hatte recht. Der Kaffee war scheußlich.
    »Sie werden begierig sein, etwas von mir zu hören«, sagte H.P. »Ich werde Ihren Wissensdurst stillen, mein lieber Freund, aber zuerst –«, er lächelte, »– lassen Sie mich ein wenig über Sie erzählen. Verbessern Sie mich, wenn ich einen Fehler mache.« Er lehnte sich zurück, nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarre und sah Andara einen Moment lang abschätzend an, ehe er begann: »Ihr Name ist Roderick Andara. Unter dem Namen Der Hexer haben Sie vor einigen Jahren eine Karriere als Illusionist und Zauberer begonnen, die Sie mittlerweile reich und berühmt gemacht hat. Sie waren mit einer gewissen Jennifer Price verheiratet, die vor zwei Jahren bei einem bis heute nicht ganz aufgeklärten Schiffsunglück ums Leben kam. Seither leben Sie allein mit ihrem Sohn Robert. So weit richtig?«
    Andara nickte.
    »Und das ist so ungefähr das einzig Wahre, was die allermeisten Ihrer Mitmenschen über Sie wissen«, fuhr H.P. fort. »Aber ich weiß noch mehr. Sie sind mehr, als Sie zu sein vorgeben, Mister Andara. Sie sind ein

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