Auf der Spur des Hexers
… Fragen zu stellen.«
»Welche Fragen?«, sagte Andara scharf.
Asthon-Smythe seufzte. »Arkham ist eine kleine Stadt, Mister Andara«, antwortete er. »Ihr Besuch in der Universität ist nicht unbemerkt geblieben, und auch nicht der bei Miss Fallenthorpe draußen. Außerdem sagt man, dass Sie gestern Abend auf dem Wege zur Küste beobachtet worden sein sollen, genauer ausgedrückt, zu Ben Carsons Hütte. Er ist nicht sehr beliebt hier, müssen Sie wissen.« Er seufzte abermals. »Wie gesagt, Mister Andara – Arkham ist eine kleine Stadt. Es wird viel geredet, und die Leute beginnen Vermutungen anzustellen. Sicher sind sie falsch, aber ich an Ihrer Stelle wäre vorsichtig. Gehen Sie lieber nicht hin. Und es wäre auch sinnlos«, fügte er hinzu. »Das arme Kind war vollkommen verstört. Stellen Sie sich vor, es begann zu schreien und sich mit aller Gewalt zu wehren, als es über den Fluss gebracht werden sollte.«
Andara starrte Asthon-Smythe noch einen Moment lang an. Dann fuhr er ohne ein weiteres Wort herum, stürmte aus dem Haus und wandte sich nach Süden, dem Fluss und der Universität zu. Plötzlich wusste er, was zu tun war. Mit einem Male war alles ganz klar.
Das Gelände der Universität war von einer dicht gedrängt stehenden Menschenmenge umlagert, durch die er sich nur mühsam und unter Zuhilfenahme von Fäusten und Ellbogen hindurchkämpfen konnte, und kaum lag der Campus vor ihm, sah er sich einem neuerlichen Hindernis gegenüber: einer doppelten Absperrkette aus Polizeibeamten und einer großen Zahl freiwilliger Helfer, die eine lebende Mauer zwischen der gaffenden Meute und den beiden rotgestrichenen Spritzenwagen bildeten, an deren Schwengeln ein Dutzend Feuerwehrleute wie wild fuhrwerkten. Wasser wurde in breiten Strömen durch die zerborstenen Fenster der Bibliothek gepumpt, und ganz wie Asthon-Smythe gesagt hatte, schien der Brand bereits fast gelöscht: Über dem Gelände lag zwar noch immer eine erstickende, fettigschwarze Wolke, aber nur hier und da waren noch Flammen zu sehen, und aus dem Inneren des Bibliotheksgebäudes drangen bereits die aufgeregten Rufe der Feuerwehrleute, die eingedrungen waren, um die letzten Brandherde von Hand zu löschen. Trotzdem pumpten die Männer an den Spritzen noch immer Wasser durch die Fenster. Wahrscheinlich, dachte Andara zornig, richteten sie damit einen weit größeren Schaden an, als es das Feuer vermocht hatte.
Rüde stieß er den letzten Mann beiseite, trat auf die Absperrkette zu und machte eine befehlende Geste, Platz zu machen. Zwei oder drei Männer wichen auch tatsächlich prompt zurück, nur ein junger Bursche mit blondem Haar und einer Unzahl Sommersprossen gehorchte nicht, sondern vertrat ihm wichtigtuerisch den Weg. »Heda!«, keifte er. »Was soll das? Sehen Sie nicht, dass hier –«
Andara blickte ihn nur scharf an. Der Bursche verstummte abrupt, schluckte ein paar Mal nervös und trat so hastig beiseite, dass er über seine eigenen Füße stolperte und der Länge nach hinschlug. Andara beachtete ihn gar nicht, sondern eilte weiter, befahl den Männern an den Spritzen im Vorbeigehen, mit ihrem unsinnigen Tun innezuhalten und trat gebückt durch den rauchgeschwärzten Eingang der Bibliothek.
Im ersten Moment sah er fast nichts. Die Luft war dick mit schwarzem, beißendem Rauch verhangen, der in den Lungen brannte und zum Husten reizte, und die schwarzen Schmauchspuren an Wänden und Decke gaukelten dem Beobachter eine weit größere Zerstörung vor, als wirklich stattgefunden hatte. Tatsächlich, das sah er nach wenigen Augenblicken, schien sich das Feuer auf einen relativ kleinen Bereich vor der südlichen Wand des Lesesaales beschränkt zu haben; dort allerdings musste es mit ungeheurer Macht getobt haben, denn selbst die Mosaikfliesen des Bodens waren geschwärzt und hier und da geborsten. Voller Unbehagen begriff er, dass es ziemlich genau die Stelle gewesen sein musste, die ihm Wilson am Tage zuvor gezeigt hatte. Die Stelle, an der man Henry gefunden hatte. Und an der – davon war Andara überzeugt – zweifellos auch der Professor verschwunden war. Plötzlich war alles so klar, so entsetzlich einfach.
Vorsichtig, um nicht über eines der herumliegenden Trümmerstücke zu stolpern, ging er weiter. In der Luft lag der übelkeiterregende Gestank verschmorten Fleisches, und der Boden war zolltief mit Wasser bedeckt, das die Feuerwehrleute wohl gleich dekaliterweise hereingespritzt hatten. Trotzdem nahm die Hitze noch zu, als er
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