Auf der Spur des Hexers
an ihn erinnern dürfen. Aber er tat es.
»Mister Andara, kommen Sie herein«, begann Asthon-Smythe aufgeregt, kaum dass er das stickige Zeitungsbüro halb betreten hatte. »Schließen Sie die Tür. Rasch. Ich denke, ich habe etwas für Sie, was Sie interessieren wird.«
Andara gehorchte und verbiss sich im letzten Moment die Frage, woher zum Teufel Asthon-Smythe ihn überhaupt kannte. Er dürfte sich gar nicht an ihn erinnern!
»Was ist geschehen?«, fragte er stattdessen.
Asthon-Smythe wedelte aufgeregt mit den Händen. »Haben Sie die Glocke nicht gehört?«, fragte er. »Und den Rauch gesehen?«
»Doch«, antwortete Andara. »Es brennt. Das scheint mir kein Wunder bei der lang anhaltenden Trockenheit und der Hitze, die –«
»Und doch steht es in Zusammenhang mit Ihren Ermittlungen, mein lieber Freund«, unterbrach ihn Asthon-Smythe triumphierend. »Es brennt nämlich nicht irgendwo, sondern in der Universität, und der Brand ist auch nicht von ungefähr ausgebrochen oder durch die Hitze, sondern gelegt worden.«
Andara wurde hellhörig. »Gelegt?«, wiederholte er. »Woher wollen Sie das wissen, nach so kurzer Zeit?«
»Weil man den Brandstifter beobachtet hat«, erklärte Asthon-Smythe im Brustton der Überzeugung. »Und nun stellen Sie sich vor, wer es war – niemand anderes nämlich als Henry, der vormalige Assistent des verschwundenen Professors.«
»Henry?«, keuchte Andara. »Henry Wolf?«
»Eben dieser!«, bestätigte Asthon-Smythe. »Sie wissen ja, dass er vor ein paar Tagen aufgefunden wurde, sichtlich geistesgestört und kaum mehr Herr seiner Sinne. Heute morgen ist ihm die Flucht aus dem Raum gelungen, in dem er bis zum Eintreffen eines Spezialisten gefangen gehalten werden sollte, und Jenson, der Kalfaktor der Universität, hat gesehen, wie er mit einer Petroleumlampe und einer brennenden Fackel in die Bibliothek gelaufen ist. Natürlich hat er sofort den Dekan verständigt, und die beiden haben gemeinsam versucht, Henry zurückzuhalten. Aber er muss übermenschliche Kräfte entwickelt haben, wie man es ja oft von Geistesgestörten hört. Jenson jedenfalls liegt mit zwei gebrochenen Rippen und etlichen Prellungen im Bett, und ob der Dekan überhaupt durchkommt, steht noch nicht fest.«
»Er hat … die Bibliothek angezündet?«, fragte Andara ungläubig.
»Jedenfalls hat er es versucht«, bestätigte Asthon-Smythe. »Gottlob konnten ihn Jenson und Dekan Wilson lange genug aufhalten, bis Hilfe kam, sodass sich der Schaden in Grenzen hielt. Der Brand hat zwar großen Sachschaden angerichtet, aber die wertvollen Bücher gottlob kaum in Mitleidenschaft gezogen.«
»Und Henry?«
»Ist tot«, erklärte Asthon-Smythe lakonisch. »Als er sah, dass sein Anschlag misslingen würde, hat er sich selbst mit dem Rest Petroleum übergossen und angezündet, der arme Kerl.«
»Das … das ist entsetzlich«, murmelte Andara.
»Und es ist noch nicht alles«, fügte Asthon-Smythe beinahe triumphierend hinzu. »Vor einer Stunde kam die kleine Judie Fallenthorpe in die Stadt, ganz voller Blut und vollständig verstört. Sie stammelte unentwegt etwas von einem Ungeheuer, das ihre Mutter geholt habe.«
Andara starrte den alten Zeitungsmann an. »Judie?«, murmelte er. »Die … die Tochter von Arnes …«
»… und Jennifer Fallenthorpe«, bestätigte Asthon-Smythe. »Sie erinnern sich an den Namen? Arnes kam seinerzeit unter sehr geheimnisvollen Umständen ums Leben, kurze Zeit, bevor Langley verschwand.«
»Was ist mit ihrer Mutter?«, fragte Andara erregt. »Wurden Männer hingeschickt, nach ihr zu suchen?«
»Natürlich«, antwortete Asthon-Smythe. »Der Sheriff hat zwei seiner Deputys und ein halbes Dutzend Freiwilliger losgeschickt. Sie sind noch nicht zurück. Aber wenn ich daran denke, in welchem Zustand das arme Kind war …« Er sprach nicht weiter, aber es war gerade sein Schweigen, das Andara abermals schaudern ließ. Großer Gott, dachte er, war es wieder geschehen? Hatte er wieder Leid und Tod über Unschuldige gebracht, einfach dadurch, dass er ihren Weg gekreuzt hatte? Er dachte an den Ausdruck von Angst und das stumme Flehen in Jennifer Fallenthorpes Augen, sie nicht zu verraten, und mit einem Male fühlte er sich schuldig und besudelt.
»Wo ist das Kind jetzt?«, fragte er.
»Julie?« Asthon-Smythe machte eine schwer zu deutende Handbewegung. »Im Pfarrhaus. Aber ich würde Ihnen nicht raten, dorthin zu gehen. Man beginnt ohnehin schon, sich Gedanken über Sie zu machen und gewisse
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