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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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genetische Material, das für die handelnden Funktionen des Gehirns verantwortlich ist, von den mütterlichen Chromosomen stammt.«
    »O Gott, Vater, nein«, sagte Kate. »Sag nicht, dass ich schwanger werden soll mit …« Sie brachte den Gedanken nicht zu Ende. Es war unvorstellbar.
    Ihr Vater störte sich nicht an der Unterbrechung. »… damals in den Neunzigern. Diese beiden Burschen, Surani und Keverne, hatten zusammengesetzte Mäuseembryonen fabriziert, die sie Chimären nannten, und sie dazu gebracht, vor allem väterliche Gene für die Entwicklung der Gehirnzellen zu benutzen. Das Resultat waren vollkommen verblödete Mäuse mit riesigen Köpfen, die auf winzigen Körpern saßen. Der Teil des Gehirns, der die denkenden Funktionen steuert, war unterentwickelt, während das Stammhirn dominierte. Kurz gesagt, sie fanden heraus, dass die väterlichen Gene für die primitiven Teile des Gehirns zuständig waren, und die mütterlichen für die Gehirnrinde und die Furchen. Spätere Experimente ergaben, dass das nicht nur auf Mäuse zutrifft, sondern auf die meisten Säugetiere – Menschen eingeschlossen.« Kate hörte, wie ihr Vater tief Luft holte. »Liebling, du kannst dir vorstellen, wie mich das umwarf. Vielleicht erinnerst du dich noch, dass ich dir davon erzählte? Es war bei deinem zweiten Besuch hier, ungefähr zur Zeit, als ich das Gästelevel dekorieren ließ. Nun, das Ganze heißt natürlich, dass mein ganzer Genius aus mütterlicher Vererbung stammt. Es heißt aber auch, dass ich ihn nicht an ein natürlich entstandenes Kind weitervererben kann! Du hast deine höheren Gehirnfunktionen von deiner Mutter. Es tut mir so Leid, dass ich das sagen muss, aber ebenso wäre es bei jedem anderen eigenen Kind von mir. Der langen Rede kurzer Sinn – ich heuerte zwei Forschungsteams an, die im Geheimen und unabhängig voneinander daran arbeiten sollten, einen Weg zu finden, mich zu klonen, indem sie nur mein eigenes Gewebe verwendeten, also zwar ein fremdes Ei als Hülle für mein genetisches Material zu benutzen, aber meine Chromosomen nicht mit denen des Eis zu kombinieren. Natürlich musste das im Geheimen stattfinden, da alle öffentlichen Instanzen sich standhaft weigern, das Verbot des Klonens von Menschen aufzuheben, das nach dem Porta-Skandal verhängt wurde. Nun denkt man vielleicht, Klonen sei einfach, bei der ganzen Routine, die man durchs Klonen von Tieren inzwischen besitzt. Aber das Verbot und das wenige Geld, das für Forschung heutzutage bereitsteht, hieß für die Teams, praktisch bei Stunde Null anfangen zu müssen. Und da sie meine schon ziemlich gealterte DNA benutzen, haben sie mit einer ganzen Reihe Übertragungsfehlern zu kämpfen. Interessanterweise hat jedes Team einen anderen Weg beschritten. Ich habe für dich ein paar Videos bereit. Meiner Meinung nach macht Team B das Rennen, denn es geht ja nicht um die langfristige Überlebensfähigkeit des Fötus, sondern einfach nur um neuroephitales Zellgewebe. Dass du mir hier zuhörst, wie ich das alles erzähle, heißt wohl, dass der Wettstreit der beiden Teams noch im Gange ist und ich keines zum Sieger erklärt habe. Was wiederum heißt, dass du, Kate, entscheiden wirst, welches Team den Embryo herstellt, von dem die Stammzellen genommen werden. Der Gewinner wird nicht nur seine Forschungsergebnisse in die Tat umsetzen können – an mir persönlich –, sondern noch lockere fünf Millionen bekommen, die auf einem Sperrkonto bei der Seattle Pacific International Trust und Investment liegen.«
    Noch ein tiefer Atemzug. »So, Kate. Ich schlage vor, du machst jetzt eine Pause und kommst nachher wieder hierher und fragst HAUS nach den Videos über die Stammzellen und das Klonprojekt. Nachdem du sie dir angesehen hast, sage ich dir, wo du die Codes findest, wegen denen Matt dir wahrscheinlich schon im Kreuz hängt.«
    Kate ließ sich in den Sessel fallen. Ihr Körper war so starr und verkrampft, dass sie zitterte.
     
    Entgegen dem aufgezeichneten Rat ihres Vaters machte Kate keine Pause. Sie sah sich jedes Video und sämtliche elektronischen Dokumente an, die das Haus ihr gab. Es war bereits Mittag, als sie fertig war und jäh wie aus einer sie umschlingenden Betäubung mit dem beißenden Gefühl von Hunger, Durst und schmerzenden Muskeln erwachte. Sie bat das Haus, ihr eine Disk mit allen Codes anzufertigen, die sich in ihres Vaters Besitz befanden, dann nahm sie den Aufzug zum Privatlevel. Obwohl sie wusste, dass das Haus imstande war, jede nur

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