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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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einen Tisch im Schlafzimmer stellte, hatte das Haus sie gewarnt, und tatsächlich, ihr Vater jammerte darüber, dass das Terrarium nicht zur Einrichtung passe und belehrte sie darüber, wie natürlich sich die Kakteen und Bromelien, welche die Künstliche Intelligenz so passend vorgeschlagen hatte, ins Ganze einfügten! Waren der Hausanzug also ein Witz oder der Versuch, Kate besser ins Ganze einzufügen?
    Ungeduldig warf sie die Sachen beiseite und durchwühlte die Kommode nach dem schwarzen Anzug, den sie so gern trug. Während sie vor sich hinmurmelte, dass ihr Vater mit seiner Unterwerfung unter seine eigenen Programme zu weit gegangen sei, durchzuckte sie plötzlich ein Gedanke wie ein scharfer Schlag. Ihr wurde kalt. Starr, als sähe sie es zum ersten Mal, blickte sie sich im Zimmer um. Außer dem leisen Plätschern des Wassers über die Terrariumsteine erinnerte nichts im Zimmer an sie selbst, nichts an ihren Vater. Sie hätte genauso gut in einem teuren Hotelzimmer stehen können. Fröstelnd zog Kate den schwarzen Hausanzug an. Sie würde sowieso nicht mehr einschlafen können. Zuerst einen Milchkaffee, dachte sie. Dann das Gewölbe.
     
    Der Fahrstuhl trug Kate zum Gewölbe hinunter, das, wie das Haus erklärte, unterhalb des Versorgungslevels lag. »Es gibt gar keinen Notrufknopf«, sagte Kate. »Heißt das, dass ich dort unten gefangen bin, wenn dein System zusammenbricht?«
    »Das Gewölbe hat einen deutlich gekennzeichneten Notausgang«, erklärte das Haus. »Es kann ohne meine Hilfe verlassen werden, aber niemand, selbst Mike nicht, kommt ohne mich hinein.«
    Die Hintertür des Fahrstuhls öffnete sich zu einem kurzen, von Leuchtstoffröhren erhellten Gang. »Wie in den Filmen mit den verrückten Wissenschaftlern«, murmelte Kate. »Wohin soll ich jetzt gehen?«
    »Nach rechts und um die Ecke, Kate. Dort ist Mikes Geheimbüro. Links findest du ein Bad, einen Schlafraum und eine kleine Küche.«
    Kate ging die kurze Strecke bis zum Ende des Korridors. Zu ihrer Linken öffnete sich eine schwere Metalltür. »HAUS? Ist dieser Ort hier bombensicher?«
    »Das Gewölbe ist so konstruiert, dass es nicht nur einem Erdbeben widersteht, sondern auch Bomben mit einer Sprengkraft bis 25 Megatonnen. Es hat ein eigenes Belüftungssystem und für ein Jahr Nahrungsmittel und Wasser für fünf Personen.«
    »Fünf Personen? Aha«, sagte Kate, die immer noch zögernd auf der Schwelle stand. »Sollen wir mal raten, wer diese fünf sein könnten? Vielleicht ist irgendwo in dem Geheimbüro ein geheimer Decoder, der es uns verrät.«
    Das Haus ignorierte ihre Bemerkung. Kate holte tief Luft und trat ein. Diskretes Halogenlicht. Riesige Perserteppiche erster Qualität auf einem glänzend polierten Parkettboden, dazu harmonierende gewebte Wandteppiche, die jeden Zentimeter Mauer bedeckten. Zwei rote Ledercouchs und dazu passende Lehnsessel, flankiert von Halogenleselampen aus Messing. Eine enorm große Multimedia-Anlage. Ganz hinten im Raum ein pompös großer Mahagonischreibtisch. Kate war völlig verblüfft. Diesen Einrichtungsstil hatte ihr Vater nie gemocht. Nüchtern, schmucklos, monochrom, das war sein Geschmack. Und er hatte so gut wie nie an einem Schreibtisch gesessen. Sie sind nicht gut für den Rücken, hatte er immer gesagt. Nur niederste Arbeiter, gefesselt an ihre Computersysteme, hatten es nötig, solche Qualen zu erleiden.
    »Also gut, HAUS«, sagte Kate, als sie sich dem Schreibtisch näherte. »Was soll ich als Nächstes tun?«
    »Hallo, Kate, bist du da?«, sagte ihres Vaters Stimme, als Kate sich in den ledernen Drehsessel mit dem hohen Rücken setzte. »Na, Kind, was hältst du von meiner bescheidenen Behausung?« Zerhacktes Kichern. »Von meiner Künstlichen Intelligenz? Nein! Tatsache ist, dass ich, abgesehen von den Halogenlampen – einen echten VIP-Luftschutzkeller kopiert habe und nun rate mal, weshalb?«
    Kate schlug so heftig mit der Faust auf den Schreibtisch, dass ihr vor Schmerzen Tränen in die Augen traten. »Verdammt noch mal, Vater! Ich habe keine Lust, deine dummen sogenannten Späße mitzumachen! Und ich habe auch nicht vor, so zu tun, als unterhielte ich mich mit dir, wo jede Faser meines Körpers mir sagt, dass du im Koma auf einer Intensivstation für Schlaganfälle liegst.« Kate blickte in die Stille, die sie umgab. Die Stimme des Hauses und noch viel weniger die ihres Vaters machten diese keinen Deut lebendiger. Kate war allein, einsam wie in einem Totenhaus. Und falls ihr Vater

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