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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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sicher nicht nur das, dachte Kate. War Joseph verstimmt gewesen, als er von ihm von der konstanten Überwachung durch das Haus erfahren hatte? Die meisten Gäste hassten es, obwohl Kates Vater immer versicherte, dass HAUS eher diene als spioniere und dass es ihre Geheimnisse weder ihm noch irgendjemand anderem ausplaudere.
    Als sich die Türen zum privaten Level öffneten, trat Kate ins Foyer mit seiner gotisch hohen Decke, dem Zedernholz und schwarzem und weißem Marmor. Die vertraute Umgebung und die merkwürdige Tatsache, dass sie hier während ihres Vaters Abwesenheit eintraf, überfiel sie wie ein eisiger Schock, ihr Atem stockte. Die nackte Tatsache seiner Abwesenheit mitten im Herz seines Imperiums machten ihr das Ausmaß der Katastrophe viel deutlicher als der Anblick seines bewusstlosen, verkabelten Körpers im Krankenbett. Als sie durch die unberührten Räume und Hallen schritt und die rein gefilterte, genau auf 19° C temperierte Luft atmete, fühlte sie sich wie ein Eindringling in sein Privatleben, als ob es zutiefst falsch von ihr sei, es sich in seinem Haus während seiner Abwesenheit oder ohne sein Wissen gemütlich zu machen. Er hatte sämtliche Möbel, die gesamte Ausstattung des Hauses selbst ausgesucht und die Funktionen des Hauses und seine mechanischen Erweiterungen so gestaltet, dass die Notwendigkeit menschlicher Dienstleistungen entfiel. »Das Einzige, was sich eine wirklich reiche Person kaufen können sollte, ist Privatsphäre ohne Abstriche, ohne dabei auf Service verzichten zu müssen. Bis jetzt ging Service immer auf Kosten der Privatsphäre. HAUS ist die elegante, geniale Antwort auf dieses Problem.« Es bedeutete aber auch, dass jeder Gegenstand, der ins Haus gebracht wurde, für dieses identifizierbar und leicht zu handhaben sein musste. Was wiederum hieß, dass Service mit ungestörter Privatsphäre nur um den Preis spartanischer Ausstattung möglich war.
    Was ihr Vater wiederum als seine ästhetische Vorliebe bezeichnete.
    Kate ließ ihre Reisetasche in ihrem Wohnzimmer und ging zur Küche. Beim Anblick der leeren schwarzen marmornen Arbeitsflächen und des mit weißen Keramikkacheln gefliesten Fußbodens suchte sie unwillkürlich nach einer Spur, die ihr Vater hinterlassen haben mochte, obwohl sie wusste, dass HAUS eine solche genauso wenig tolerieren würde wie eine ausgespülte Kaffeetasse, die harmlos im Spülbecken stand. Sie erinnerte sich an den Unterchef eines Caterings-Unternehmens, das ihr Vater manchmal für Dinnerparties bestellte, der während der Fernsehsendung gesagt hatte, die Küche des reichsten Mannes der Welt sei »chromglitzernd, aber ziemlich nutzlos für jemanden, der wirklich kochen wollte.« Es stimmt, dachte Kate. Mikrowelle und Gefrierschrank waren in dieser Küche die wichtigsten Einrichtungsgegenstände. Glücklicherweise hatte ihr Vater wenigstens herausgefunden, wie man HAUS dazu brachte, Obst und Gemüse zu waschen und zu schälen und all die kaliumreichen Säfte herzustellen, die er fortwährend in sich hineinschüttete.
    Kates Augen erspähten die leeren Näpfe der Katze auf der anderen Seite des riesigen Gefrierschranks. »HAUS, wo ist KATZE?«, fragte sie.
    »KATZE ist nicht hier. Mr. Abbotson hat sie mitgenommen.«
    Na, klar. Wahrscheinlich hatte er sie, bevor er nach Los Angeles gefahren war, in sein Büro gebracht, um sie von seinen persönlichen Mitarbeitern, die das Tier immer versorgten, wenn er nicht da war, verwöhnen und verhätscheln zu lassen. Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, begrüßte HAUS sie mit: »Eine Frage, Kate – was ist der Gegenstand auf dem Sofa?« Kate verlangte gedämpfte Beleuchtung und sah, dass es sich bei dem Gegenstand um ihre Reisetasche handelte. Sie erklärte es dem Haus und wies es an, die Tasche weder in den Müll zu werfen noch zu versuchen, sie zu reinigen, dann ging sie ins Schlafzimmer zu der hellorangefarbenen Korbkommode und zog den erstbesten Hausanzug heraus, den sie fand. »Also, wirklich, Vater!«, rief sie, als sie das Kleidungsstück genauer in Augenschein nahm. Die Hosen waren lohfarben mit hellorangefarbenen Dreiecken, das Oberteil türkis mit lohfarbenen Streifen an Ärmelbündchen und Saum. Als ihr Vater diese Zimmer möblierte, hatte er die Künstliche Intelligenz, die als Innendekorateur arbeitete, darauf programmiert, nur Santa-Fé-Stil in den entsprechenden Farben zu benutzen. Als Kate ein Terrarium mit einem kleinen Wasserfall mitbrachte, der ihr beim Einschlafen half, und diesen auf

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