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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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konkretisierte als sein Sein im gegebenen Punkt des Raums. Er war nicht in der Lage, die Zeit wahrzunehmen, obgleich sie sich eigentlich im Schneckentempo bewegen müsste. Er raste, verwickelt ins Netz ihrer rück- und vorgehenden Knoten. Und darauf-vorher endete alles, und nur noch die Goldene Galeere blieb im seltsam bekannten, natürlichen und normalen Leerraum zurück.
    Condway zog sich etwas zurück und schwebte die Bordwand des Schiffes entlang. Sein Herz bäumte sich dagegen auf, aber was kann schon ein Herz, wenn die Welt es anders will?
    Michael befiel eine erdrückende Angst, die umso schrecklicher war, als sie genauso wie er sichtbar war.
    Kilometerlange Holzstücke funkelten, weit weit weg oben gleißte eine rote Sonne. Die Stille und die Windstöße des Vakuums brachten den Satanisten in Rage.
    Plötzlich nahm er eine Bewegung neben sich wahr. Er wünschte nach oben zu blicken und sah unzählige Reihen von Rudern, die sich rhythmisch bewegten und das Schiff in Richtung der Erde beförderten. Es blitzten die hinter ihnen verschwindenden und wieder auftauchenden Sterne ununterbrochen auf. Die Segel flatterten, und es flatterte die zu Tode erschrockene Seele Condways. Etwas Fremdes und den Gestank des Bösen Verbreitendes schlich sich in sein Bewusstsein.
    Gebannt, eingefroren, in seiner zweiten Existenz angehalten, berauschte sich Michael am Satan. Er berauschte sich an all dem, wonach er sich sein ganzes Leben lang gesehnt hatte und das erst jetzt sein – anders als die früheren Vorstellungen – zu keiner freundlichen Miene verzogenes Antlitz zeigte. Der Bußpanzer gab dem Druck des Bösen nach und zerbrach. Im Hundertstel einer Sekunde bestaunte Condway die Macht des Satans, erschrak vor seinem eigenen Glauben und dem wirklichen Teufel, wunderte sich und erschrak erneut, weil etwas in seinem Innern gegen seinen Willen rief. »Rette mich, o Herr!«
    Der Satan brach in Gelächter aus und zog ihn mit sich nach oben, an Bord, aufs Deck und dann unters Deck, wo die Ruder bewegt wurden. Michael versuchte sich loszureißen, schlug um sich, aber die Lust zu kämpfen erlosch in ihm allmählich.
    In den saftigen Klauen gefangen, keuchte Condway vor Angst, als er die immer lauter werdenden Trommelschläge und den immer furchtbareren Schrei vernahm: »Eins … zwei … Eins … zwei …«
    Im gleichen Moment nahm Colloni einen Nebel des Boten von Radiwill entgegen, der etwas vom Pflichtgefühl stammelte.
    Der Selige nahm einen Schluck des Sardway direkt aus der Flasche und winkte ungeduldig ab.
    »Schluss damit! Radiwill weiß doch sehr gut, dass ich sowieso zurückkommen werde. Sag mir lieber«, lächelte er sauer, »wie weit ihr auf der Suche nach der Lösung des Rätsels der Galeere gekommen seid.«
    Der Bote musste eingeweiht worden sein, denn er seufzte nur und fluchte.
    »Ääää …« sagte er schließlich, von Colloni bedrängt. »Radiwill hat den Fall selbst übernommen. Es lohnt sich nicht, darüber zu reden … Er will etwas im Prophezeiungsbuch des Leitsterns gefunden haben. Er hat sich daran festgekrallt und kann seit mehreren Stunden nicht vorwärts kommen.«
    »Das Prophezeiungsbuch, sagst du?«, interessierte sich Colloni. »OK. Jetzt verschwinde.«
    Der Selige verschwand, wie ihm geheißen.
    Leicht nervös stellte Colloni die uralte Flasche ab und schwebte in die Bibliothek hinauf. Alle seine Bücher hatten noch die traditionelle Form, was im Lauf der Jahre immer mehr zu Buche schlug. Er näherte sich einem Regal und entnahm ihm das in Leder gebundene, eher schmale Prophezeiungsbuch des Leitsterns.
    Er ließ sich in einen tiefen, alten Sessel fallen und blätterte im Band.
    Eine halbe Stunde, um 03:40 Uhr, nachdem er eine Passage gelesen hatte, sprang er wie von einer Tarantel gestochen auf, schleuderte das Buch weg und rannte zu seinem Stratoflieger.
    Nachdem er sich in der Maschine, die mit höchster Geschwindigkeit in Richtung Sydney flitzte, etwas beruhigt hatte, setzte er sich über die Freund-Seelen mit seinem Gehirn im Zentralgebäude der Seligen Scharen in Verbindung. Sofort nach deren Herstellung sah er sich noch einmal die Daten an, die den nicht in Lethargie verfallenen, sondern infolge des Kontakts mit der Goldenen Galeere verrückt gewordenen Elitesoldaten betrafen, und erschrak noch mehr. Anhand seiner Parameter erstellte er eine Prognose über den vermuteten Altersrahmen und projizierte darauf die Charakteristik der Menschheit. Das Ergebnis war erschreckend.
    Nicht mehr als

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