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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Zweifel in der Hölle landen, aber leider nicht als Teufel. Ich muss dir die traurige Nachricht mitteilen, dass du noch nicht endgültig satanisiert bist. Du bist dir wohl darüber im Klaren, was das bedeutet?«
    Stille.
    »Dieser ewige dritte Kreis. Während du all die Jahre satanisiertest, hattest du wohl andere Erwartungen. Du kannst aber vom Glück reden, denn dein Schicksal hat unerwarteterweise mein Herz erweicht. Ich kann dich noch retten.«
    »Wie?« Aus Condways Kehle drang ein krächzender Laut.
    »Es gibt so was wie Buße, nicht wahr? Natürlich würde eine normale Buße bei dir nicht greifen. Aber mit einem Sondersegen des Papstes könnte ich …« Colloni schaltete mit einer lässigen Handbewegung die Beleuchtung des Bußsaales ein. »Siehst du diese Geräte?« Ohne auf die Nadeln zu achten sah sich Condway nervös um. »Mit ihrer Hilfe wirst du dein ganzes Leben innerhalb von wenigen Stunden abbüßen können.«
    Michael erzitterte.
    »Ich tue das nicht aus Mitleid mit dir. Ich erwarte eine Gegenleistung von dir. Sobald du deine Sünden abgebüßt hast, werde ich dich ins Jenseits befördern. Dank dieser Maschinen wirst du nicht in die Hölle gehen. Jedenfalls nicht sofort. Hör mir jetzt genau zu. Gleich nach dem Tod wirst du dich zum Stern Altair begeben. Die Wegbeschreibung werde ich dir in Hypnose einprogrammieren. Vor Ort wirst du ein Objekt ausfindig machen, dessen Schilderung ich dir ebenfalls eingeben werde. Du wirst es problemlos finden. Als Seele könntest du viel kleinere Gegenstände aufstöbern. Du musst es genau untersuchen und alles darüber in Erfahrung bringen, was nur möglich ist. Du musst es innerhalb von höchstens drei Stunden schaffen. Wenn du dann noch nicht zurückgekehrt bist und die gesammelten Informationen nicht an meine Freund-Seelen weitergeleitet hast, dann …«
    »Dann was?«
    »Du wirst schon von bedingten Flüchen gehört haben? Es sind sehr clevere Flüche.«
    »Als Seele wirst du mir nichts mehr antun können.«
    »Natürlich, dir als Seele nichts mehr. Wenn ich aber schon jetzt eine nicht zeitgebundene Bedingung einbaue, dann könntest du sie bereits nach dem Tod aktivieren. Auf diese Weise würde der Fluch dich als lebendigen Menschen in der materiellen Welt treffen und rückwärtsgewandt auch dich als Seele beeinflussen.«
    »Einen Dreck wird das funktionieren.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, ich bin sicher.«
    »Dann stell dir mal vor, dass es keine Buße geben wird, oder genauer gesagt, nicht gegeben hat. Dann wirst du automatisch im dritten Kreis der Hölle landen. Indem ich deine Buße, die du noch als Mensch getan hast, ein paar Stunden früher annulliere, verändere ich deine Zukunft als Seele.«
    »Welche Garantie habe ich, dass du, nachdem ich meine Mission erfüllt habe, den Fluch nicht umprogrammieren wirst?«
    »Keine außer meinem Wort und du sollst wissen, dass dies das Wort eines durch die Welt Seliggesprochenen ist. Reicht das?«
    »Es reicht. Aber …«
    »Aber?«
    »Ich verstehe nicht, wie eine Buße anerkannt werden kann, die sich der Büßer selbst nicht wünscht.«
    Colloni lächelte.
    »Und du wünschst sie dir nicht?«
    Condway tat den Mund schon auf, doch gleich darauf überlegte er es sich anders und schwieg. Kein Wort mehr war von ihm zu hören.
    Colloni schaltete die Luftschalltrichter aus und prüfte, wie weit der Satanisierungsprozess bei Condway inzwischen fortgeschritten war. Das Ergebnis stimmte ihn nicht optimistisch. Es sah nicht gut aus. Michael stand bereits kurz vor einer endgültigen Satanisierung. Selbst bei dem intensivsten Folterprogramm würde die Buße erst gegen drei Uhr nachts beendet sein. Colloni aktivierte das Foltersteuergehirn und ging schlafen. Kurz vorm Einschlafen ließ er seine Freund-Seelen nachschauen, ob Radiwill ihn morgen um Verzeihung zu bitten vorhatte.
    Radiwill hatte es vor.

 
    Letzter Tag
     
    Die Freund-Seelen weckten ihn um 02:30 Uhr. Er wusch sich, aß eine Kleinigkeit, betete, nahm ein paar Nebel mit geheuchelten Ausdrücken des Mitgefühls für ihn entgegen und schwebte in den Bußsaal hinunter. Die Folterautomaten und die Hypno-Geräte hatten ihre Arbeit bereits abgeschlossen. Condway erinnerte eher an einen Androiden als einen lebendigen Menschen. Eigentlich müsste er bewusstlos sein, doch dank seines Glaubens an den Satan oder vielleicht seines Stolzes nahm er alles wahr, was um ihn herum passierte. Nachdem die Beleuchtung gedämpft worden war, sagte er mit schwacher Stimme:
    »He, du

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