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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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fünfzig Millionen Menschen hatten eine Überlebenschance.
     
    … und es wird der Tag kommen, wenn ihr zum Himmel aufschaut und das Schiff der Verdammnis erblickt, das euren Seelen entgegeneilt, von euch angetrieben, euren Untergang herbeiführend. Und ihr werdet machtlos sein, nur schauen und warten können, bis der Satan das nimmt, was ihm gehört. Er wird wie ein Fischer mit dem Netz durch euer großes Imperium gehen und nur so wenige zurückbleiben lassen, dass sie sich niemals finden werden, entsetzt und verloren, über eine Leere verstreut …
     
    Im großen Zentralgebäude der Seligen Scharen zeigte niemand beim Anblick Collonis, der wie ein Wahnsinniger durch die Korridore rannte, ein erstauntes Gesicht. Viele hingegen wunderten sich, als sie seine zitternden Hände und Angstblitze in seinen Augen sahen. Der Leiter der Abteilung für Sonderaufträge sprintete an seinem Büro vorbei und schwebte zur Etage von Radiwill hinauf.
    »Charles!«, schrie er, als er ins Arbeitszimmer des Erzengels stürmte. »Charles …!«
    »Was ist?« Radiwill war gerade dabei, etwas im Gedächtnis auszurechnen, und das plötzliche Erscheinen Collonis, das schon von den Freund-Seelen angekündigt worden war, irritierte ihn ein wenig. Das war nicht Collonis Art. »Worum geht’s?«
    »Worum es geht?«, wiederholte der Selige bitter und fiel schwer in einen der über dem Boden schwebenden Sessel. »Das Ende der Welt naht, Charles. Der Weltuntergang.«
    Radiwill zuckte die Achseln.
    »Nicht für alle. Einige werden überleben.«
    »Und du sagst das so ruhig?«
    »Wie soll ich das sonst sagen? Außerdem … es steht noch nicht fest.«
    »Wie?«
    »Wenn du die Prophezeiung genau gelesen hast, dann wirst du bemerkt haben, dass der Leitstern auch ein anderes Schiff erwähnt hat, das dem Schiff des Satans möglicherweise zuvorkommen und die Menschen nur in Angst und Schrecken versetzen wird.«
    »Glaubst du daran? Und die Kommandotruppe?«
    »Sie sind Menschen und können ebenfalls ein Element des Planes sein, den Menschen einen Schrecken einzujagen.«
    »Hör zu!. Ich habe eine Seele auf den Erkundungsflug geschickt …«
    »Du verdammter Idiot!«
    »Nein, keine meiner Freund-Seelen. Die Seele eines Menschen, der vor kaum einer Stunde gestorben ist. Ich habe ihn vor seinem Tod angewiesen, nachzuschauen, was da gespielt wird, und dann zurückzukehren.«
    »Wo hast du so schnell einen Sterbenden aufgetrieben?«
    »Ich habe ihn selbst getötet.«
    »Sieht dir ähnlich.«
    »Das war ein Neosatanist. Ich habe ihn gestern in Europa gefangen.«
    »Bist du sicher, dass er zurückkehren wird?«
    Colloni zog aus seiner Tasche einen Ring.
    »Das ist ein bedingter Fluch. Wenn er sich bis 05:58 bei mir nicht zurückmeldet, wird die ihm von mir verabreichte Buße zurückgenommen.«
    »Wenn das Satans Schiff ist, dann wird er nicht zurückkommen.«
    »Genau …« Der Selige verbarg sein Gesicht in den Händen. Seine Finger zitterten, obwohl er seine ganze Kraft aufbot, seiner Aufregung Herr zu werden. Nervös drehte er seinen Kopf hin und her, und die Haarsträhnen peitschten seine Hände. Er verbarg sein Gesicht in den Händen, weil seine Haut blass geworden war, als müsste er gleich in Ohnmacht fallen, seine Lippen flüsterten etwas und die Tränen, die er vor Jahrzehnten vergessen hatte, schossen ihm in die Augen.
    Radiwill runzelte die Stirn.
    »Nur ruhig Blut. So tragisch ist die Situation auch nicht …«
    »Nicht so tragisch …!« Colloni brach in hysterisches Gelächter aus.
    Der Erzengel stand auf und begann sein Panoramafenster auf- und abzuschreiten. Draußen herrschte Halbdunkel, das nur gelegentlich von den nah vorbeifliegenden Stratofliegern erleuchtet wurde, deren Positionslichter wegen ihrer Geschwindigkeit verschwommene vielfarbige Schlieren gegen die Scheiben warfen. Die Werbestratogase attackierten die Augen mit der Grellheit ihrer Farben. Entlang des Gebäudes blitzten die Entladungen des den Bau umschließenden Kraftfeldes auf, wenn jemand, der seinen Stratoflieger manuell steuerte, einen getäuschten, dennoch gefährlichen Angriffsflug startete und dann an dem drei Kilometer hohen Riesenbauwerk haarscharf vorbeisauste. Die Sicherheits- und Lenklaser des nahe gelegenen Kosmoports zerschnitten das Dunkel, wenn ein Raumungeheuer frech in den Himmel schoss und sich mit seinen Millionen von Tonnen Gewicht vor der Schwerkraft in Sicherheit brachte. Lange Konvois der Raupenfahrzeuge jagten in ihren violetten Fahrrinnen

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