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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Finsternis gegen die andere?
     
    * * *
     
    Und dann … Licht.
    Ein Raum … ein weißer Raum, ein Weiß, das so nicht vorstellbar. Nichts. Hier ist Nichts, schrie es ihnen entgegen. Halb blind, flüchteten sie ins Zentrum des Schiffes. Verdunkelten die Scheiben und dennoch, dieses Weiß – es ließ sich nicht bändigen. Nein – das hier konnte kein anderes All sein, hier war nichts, hier war Abwesenheit, ein abwesender, weißer Raum, ein Raum wie Säure, ein Raum, der nichts duldete. Ein Raum, der in schmerzvollen Kontraktionen zu pulsieren schien, angesichts des Fremdkörpers, der da in ihn eindrang. Ein Ereignis, mit dem er nie gerechnet hatte. Aber wie weit konnten sie eigentlich sehen? Vergebens hielten sie Ausschau nach schwarzen Sonnen.
    Sie blickten hinaus, durch winzige Löcher, in verschlossenen Fenstern. Und es verschlug ihnen noch mehr die Sprache.
    Ihr Schiff speicherte unverändert Zustand, Geschwindigkeit, Richtung. Hofften sie doch, zurückzufinden, in das ihnen vertraute Universum. Sich zurück zu tasten an den Berechnungen, wie an einem Ariadnefaden.
    Nach langer Zeit, ihrer Bordzeit, die sie, fest verschlossen und unablässig beobachtend, mit sich führten, entschlossen sie sich zur Umkehr.
    Nichts schien hier zu existieren. Nichts, das sie beobachtete. Nichts, dem sie hätten Aufmerksamkeit schenken können.
    Eingesperrt aber wurden die, die diesem Nichts bereits verfallen.
    Es folgte eine Zeit, die sich nicht ereignen wollte.
     
    * * *
     
    Dann zeigte sich endlich ein winziger, grauer Punkt. Er stand nicht da, wo sie ihn erwarteten. Aber was machte das schon. Ein verschwommenes Gebilde und näherkommend bemerkten sie an ihm ringsum fingerartige Auswüchse. Wie Lunten an einer kugelrunden Bombe.
    Dann tauchten sie ein, in eine sich auftürmende, wabernde Wand bleiernen Staubes, der rasch sich verdichtete und in dem sich bald immer häufiger schwarze Flecken zeigten, die sich als grob geknüpftes Netz um ihr Schiff legten. So unvermittelt, wie sie ins Licht geraten, so plötzlich schossen sie hinein in die Finsternis.
    Aber sie war voller Sterne.
     
    * * *
     
    Ein Feuerwerk aus Sternen, Galaxien, Kugelhaufen und farbigen Nebeln. Und meinten sie nicht Musik zu hören? Einen einzigen, gleichbleibenden, schönen Klang?
    Wir sind zu Hause … Wir sind zu Hause … sie tanzten durchs ganze Schiff, von einem Ende zum anderen. Jubelnd fielen sie sich um den Hals, und es wirkte für einen Moment so, als würde ihnen dazu noch mehr einfallen. Doch vergeblich suchten sie Worte, um ihre Erleichterung auszudrücken, während ihr Schiff sich hastig hineinschob in die Unendlichkeit ihres Universums. Es hatte ja längst allen Schrecken für sie verloren.
     
    * * *
     
    Doch sie fanden sich nicht zurecht. Was war es nur? Mit eingefrorenen Gesichtszügen starrten sie auf die Armaturen. Was sie sahen und registrierten, stimmte nicht mit ihren Erinnerungen und ihrem Wissen überein.
    So verstummten sie endgültig.
     
    Copyright © 2001 by Robert Chariot
    Originalveröffentlichungen
    (»Atlantis« erschien in einer leicht abweichenden Fassung 1994 als Handpressendruck in einer Auflage von 200 Exemplaren im Kunsthaus Hinter den Zäunen, Schöneck)
    Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors

 
GREGOR JANUSZ
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Polen
     
Panzerfaust
     
    Die Glut fraß sich langsam entlang der Zigarette und näherte sich mit jedem Zug meinem Mund. Im Zimmer gab es keine andere Lichtquelle, nur diese eine Zigarette. Der Aschenbecher war überfüllt, der Rauch drang in die Augen, obwohl man ihn nicht sehen konnte.
    Es ging auf zwölf. Ich blickte nicht zur Uhr hinüber, aber ich wusste es.
    Gleich wird er kommen. Das war der einzige Gedanke, der in meinem Kopf rumorte und der verursachte, dass mir alle in der Kindheit erlernten Gebete wieder einfielen. Ich hatte Angst. Ich machte einen Lungenzug und stieß eine neue Rauchwolke aus.
    Und wenn er nicht kommt? Wenn das alles nur eine Lüge ist?
    Die Zigarette sengte mir schon fast die Lippen an, doch ich wollte sie noch nicht ausdrücken.
    Meine Hand zitterte, sie war kalt und schweißnass.
    Die Mitternacht näherte sich unaufhaltsam. Donnerstag ging zu Ende. Er schied hin. Er verstarb mit der Geschwindigkeit eines Blutstropfens pro Sekunde und sein Blut war glutfarbig. Ich drückte den Stummel im Aschenbecher aus, verbrannte mir dabei die Finger und die Asche landete auf dem Tisch. Das Zimmer versank in völliger Dunkelheit.
    In der Ferne begann die Rathausturmuhr ihre

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