Auf der Straße nach Oodnadatta

Alten manchmal Unbehagen, aber die Logik ist zwingend! Unsere Nachkommen leben in einer reichen, sauberen Welt, und die Grundlagen des Lebens scheinen gesichert, bis die Sonne das Sonnensystem irgendwann röstet – und selbst dann hätten wir noch die Sterne, dank dir und der Discovery …
    Ich weiß, es ist schwer, Veränderungen zu akzeptieren. Diese neue Welt mutet mich oft fremdartig an, und ich frage mich manchmal, wo die Menschheit in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren stehen wird, wenn jedes menschliche Bewusstsein verdrahtet ist. In gewisser Weise verstehe ich deine Fluchten, mein Lieber – jedenfalls die Flucht zu den Sternen! Doch es gab keinen Grund zur Angst. Wenn du ein Kind gehabt hättest, oder wenn wir eins gehabt hätten, wärst du vielleicht imstande gewesen, das zu erkennen.
    Du brauchst dir wegen dieser Neuigkeiten keine Sorgen zu machen, mein lieber Henry. Ich habe keine Schmerzen, und es geht mir auch sonst gut. Ich habe viele Kunststückchen vollführt, wie ihr alten Luftwaffen-Kameraden zu sagen pflegtet. Wie du siehst, habe ich dich in all den Jahren nicht aus den Augen verloren! Ich bedaure nur, dass ich die wundervolle Zukunft nicht mehr erleben werde, die sich entfaltet – und dass ich dich nicht wiedersehen werde. Ja, das wäre mir wichtig gewesen …

 
    2017: Zwischen den Sternen
     
    Er lag in der Kabine – eine alte mechanische Uhr, die leise tickte. Er roch nichts mehr und schmeckte nichts mehr; sogar das Atmen schmerzte, und alles, was er sah, waren verschwommene Schemen. Er war ein Wrack, da gab es nichts zu beschönigen, und überhaupt hatte er die Schnauze voll …
    Irgendwie wusste er, dass heute der Tag war.
    Forbes nahm es jedoch nicht so schwer. Es war wie bei den Elefanten, sagte er sich. Er hatte einen Burschen gekannt, der in Indien gewesen war – noch vor dem Zusammenbruch des Empire, noch vor dem Krieg –, und dieser Bursche hatte ihm Geschichten von Elefanten erzählt und dass sie wüssten, wann es soweit war. Sie verließen die Herde und suchten sich einen stillen Ort, an dem sie ohne viel Aufhebens auf den Tod warteten …
    Vielleicht stimmte das. Und vielleicht hatten die Menschen den gleichen Instinkt, und wenn ja, war das ein großer Trost. Immerhin war er dem Tod schon oft von der Schippe gesprungen; in den Vierzigern hätte er jederzeit dran glauben können, und vielen guten Männern war genau das widerfahren.
    Der Atem kratzte ihm in der Kehle. Das war lästig.
    Die Wände um ihn herum lösten sich auf.
    Er verspürte einen Anflug von Panik – und Irritation. Er hatte Angst. Doch welchen Grund sollte es geben, dass er in diesem Augenblick Angst hatte?
    Doch er war in Sterne eingebettet, Sterne über und unter und neben ihm. Die Sterne vor ihm hatten einen Stich ins Blaue.
    Du brauchst uns nicht zu fürchten.
    Ein diffuses Licht erschien – so schwach, dass der bisher schwarze Himmel sich tiefblau färbte, doch hell genug, um die Sterne zu überblenden.
    Eine enge Kabine. Einen Steuerknüppel in der Hand. Etwas steckte ihm in den Ohren – er tastete mit der Hand danach –; es waren Stopfen aus Baumwolle …
    Mein Gott. Er saß wieder in einer Vampire, umfangen von einer taubengrauen Hülle. Es steckte sogar ein frisches Blumensträußchen im Knopfloch.
    Du hättest nicht in die Dunkelheit fliehen müssen.
    Die Nase der Vampire neigte sich, und die Erde breitete sich unter ihm aus. Sie war sanft gekrümmt und wurde von einem glühenden Netzwerk aus Licht überzogen, dem Draht- Kontinuum.
    Wir sind du. Du bist uns. Weil du so mutig warst, wird die Menschheit ewig leben. Wir ehren dich. Wir möchten, dass du dich uns anschließt.
    Also hatten sie, die jungen Leute – oder was auch immer aus ihnen geworden war –, ihn von den Sternen wieder nach Hause gebracht. Wer so etwas vollbrachte, war wie ein Gott. Er sagte sich; dass er sich eigentlich ein wenig vor ihnen fürchten müsste, wie er es immer getan hatte.
    Doch sie waren nur Menschenkinder.
    Vielleicht hatte Max Recht gehabt. Vielleicht war es an der Zeit, dass er sein Schicksal in andere Hände legte.
    Nur dass es dort unten keine Max mehr gab. Nicht einmal sie vermochten über das Grab hinaus zu wirken. Jedenfalls noch nicht.
    Willkommen zu Hause …
    Er würde in Sicherheit sein, nachdem er dort unten gelandet war. Doch es hatte keine Eile. Auf ein paar Minuten mehr oder weniger kam es nicht an. Vielleicht würde er noch ein paar Kreise über London ziehen.
    Er drückte die Nase der Vampire nach