Auf der Straße nach Oodnadatta
wurde, so bescheinigte er sich selbst, zu einem sentimentalen, alten Narren.
Forbes verspürte eine niederfrequente Schwingung, die über den Rahmen der Liege auf ihn übertragen wurde. Es war eine sanfte Schwingung, und doch erinnerte sie ihn an das Kreischen des Spitfire-Motors und das seismische Grummeln der gigantischen Flüssigbrennstoff-Triebwerke der Mustard.
Die Kabine schien sich unter der Beschleunigung aufzurichten. Das herbstliche Licht des Mars verblasste.
Forbes verspürte einen Anflug von Euphorie. Scheiß auf das Alter. Er flog zu den Sternen!
… Ich besuche die Seminare, wann immer ich Zeit habe – schließlich ist die Draht- Reise kaum eine Herausforderung, nicht einmal für eine alte Dame wie mich, berichtete sie ihm. Das letzte Seminar, das ich besuchte, fand in der neuen Shaw-Bibliothek der Universität statt – hast du davon gehört? Ein Raum in der Bodleian ist über Draht-Tore mit Räumen auf dem Mond, Mars, Ganymed und Triton verbunden.
Auch wenn ich nun religiös angehaucht erscheine, Henry, wirst du mir wohl nicht glauben, wenn ich sage, dass die meisten neuen Ideen selbst mein Vorstellungsvermögen übersteigen! Ich möchte nur ein paar skizzieren:
Zunächst die Verdrahtung der Bewusstseine. Das mag dir unheimlich erscheinen – mir auch! –; aber glaub mir, das ist in den Bereich des Möglichen gerückt, wo wir nun die Gleichungen bestimmt haben, die den Bewusstseinsabläufen zugrunde liegen. Das Bewusstsein selbst ist nämlich auch ein Quantenphänomen. Das sind alles Ableger der Quanten-Informatik. Du wirst sicher wissen, Henry, dass deine schöne Discovery von einem Faktorisierungs-Triebwerk mit einer Million Quantenpunkten angetrieben wird, auch wenn dir das noch so unheimlich ist. Und die rechnerischen Verknüpfungen – meine Güte, Henry, wie soll ich dir das nur erklären –; nun, es genügt, wenn ich sage, dass zwei Bewusstseine viel leistungsfähiger sind als eins! Ganz zu schweigen von drei oder vier … oder einer Milliarde. Manche Kommentatoren sagen, wir stünden an der Schwelle des größten Sprungs in der menschlichen Evolution seit dem Erscheinen des Homo habilis.
Was noch?
Nun, du hast wahrscheinlich von den neuen Nanotoren gehört – miniaturisierte Draht- Tore, die einzelne Atome transportieren. Es gab einen Bericht im Lancet, in dem medizinische Anwendungen skizziert wurden. Demzufolge wäre es möglich, einem Patienten intelligente Nanotore zu injizieren, die Giftstoffe oder Krebszellen aufspüren und per Funk entfernen! Für mich kommt das leider etwas zu spät …
Und dann besteht noch die Möglichkeit des Reisens mit Überlichtgeschwindigkeit – was sagst du dazu! Das basiert auf dem sogenannten Quantentunnel-Effekt. Versucht man, ein Photon hinter einer Barriere zu isolieren, besteht eine geringe, aber finite Wahrscheinlichkeit – wegen der Quanten-Unschärfe –, dass es plötzlich auf die andere Seite der Barriere überwechselt. Ohne messbaren Zeitverlust … Ich verfolge die theoretische Forschung seit Jahrzehnten, doch die Umsetzung in die Praxis erfolgte erst in den neunziger Jahren, als australische Wissenschaftler eine ziemlich verzerrte Aufnahme von Mozarts 40. Symphonie mit der vierkommasiebenfachen Lichtgeschwindigkeit übertragen haben! Und in diesem Jahr versuchen die Bell Laboratories, einen Holzwürfel über ein paar Kilometer zu übertragen – wie bei unseren ersten Versuchen mit dem Draht.
Henry, ich hoffe nur, du wirst nicht von einem überlichtschnellen ›Igel‹ überholt, während du dich mit deinem Trägheitsantrieb-›Hasen‹ gerade im Anflug auf Centauri befindest …
Also gehe ich nach wie vor in meiner Arbeit auf. Und, Henry, du musst mir glauben, wenn ich sage – wobei ich weiß, dass ich mich wiederhole –, diese jungen Leute sind wundervoll; viel besser, als wir waren. Auch wenn sie mir manchmal Angst machen. Wusstest du schon, dass der neue Premierminister noch nicht einmal geboren war, als die erste Draht- Verbindung eröffnet wurde? Erinnerst du dich an diesen Popanz mit der Flagge? Es scheint, als sei es erst gestern gewesen … Premierminister: ich Dummerchen; ich meinte natürlich den Gouverneur. Typisch für mich!
Es heißt, die Schüler von heute wüssten nicht einmal mehr etwas mit dem Konzept der Nation anzufangen. Sie halten es nicht für möglich, dass wir vor einem halben Jahrhundert noch Krieg geführt haben – sie betrachten das als ein verwerfliches Menschenopfer … Das verursacht uns
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