Auf der Straße nach Oodnadatta
Bewegung auf dem Schirm? Schnell holte er sich die Vergrößerung. Einzelne Nebelwolken trieben über den leeren Boden. Ein paar kleine Steine. Seine überreizten Nerven hatten ihm einen Streich gespielt. Er setzte sich und lehnte sich zurück. Er hatte noch nie einer so verzwickten Lage gegenübergestanden. Bisher ließ sich jede Angelegenheit durch den Einsatz seiner Kämpfer lösen. Es gab immer etwas, worauf man schießen konnte. Tarus und Goran komplizierten die Sache zusätzlich. Sie begannen eigene Wege zu gehen, sich seinen Befehlen zu widersetzen. Man hätte die beiden gleich ausmustern oder eine Hirnprägung vornehmen sollen. Zu spät. Er wollte sie loszuwerden.
Wieder erschien es ihm, als würde sich auf der Ebene etwas bewegen; er glaubte sogar die Umrisse von Körpern auszumachen. Diesmal war er sich sicher, irgendetwas ging da vor. Ihn überkam die Gewissheit, dass der Feind kurz davor stand zuzuschlagen. Er schaltete die Außenbeleuchtung ein und suchte mit der Vergrößerung die Umgebung ab. Ein Schatten glitt vorüber, gleich danach ein weiterer. Was war mit der automatischen Überwachung? Panisch griff er nach der Werfersteuerung und jagte Energieimpulse auf die Ebene hinaus. Er sah den Boden sich wie lebendig regen, die Schatten dichter werden. Die Erde wölbte sich an unzähligen Stellen empor und entließ metallisch schimmernde, riesige Kreaturen, die Erdklumpen von sich schüttelten und auf den Raum-Kampf-Kreuzer zuliefen. Garpur feuerte auf die Angreifer, schaltete den Schiffsalarm ein und brüllte auf, als eine der Kreaturen, von einem Energieimpuls getroffen, zerfetzt wurde.
Tarus riss sich los und beobachtete, wie Claes sich Goran griff. Er zwang ihn auf den Boden und schlug auf ihn ein. Tarus wich einem der Kämpfer aus, der versuchte, ihn festzuhalten, lief zur anderen Seite des Zimmers, zog den Handwerfer aus der Wandvertiefung und richtete ihn auf Claes. »Loslassen!«, schrie er.
Claes schaute auf und stockte in seiner Bewegung.
»Aufstehen, oder ich drücke ab!«
Claes erhob sich und schritt langsam auf Tarus zu. »Du musst jetzt abdrücken.« Er presste eine Hand gegen die Brust.
Alarm heulte los, Claes blieb stehen. Alles wartete.
»Warum macht Garpur keine Durchsage?«, fragte jemand.
Tarus hörte ein Rascheln neben sich, gleich darauf traf ihn ein Schlag ins Gesicht. Die Waffe entfiel ihm, als sich Villar auf ihn stürzte, ihn zu Boden riss, sich über ihn wälzte und ihm den Kopf zur Seite drehte. Er sah, wie Claes nach der Waffe griff, sie langsam auf Goran richtete und abdrückte. Goran, mit dem Ausdruck absoluter Verwunderung im Gesicht, wurde gegen die Wand geschleudert. Blut spritzte. Seine Brust war eine einzige Wunde.
Tarus schrie auf und stieß mit äußerster Kraftanstrengung Villar von sich. Im selben Augenblick kam die entstellte, brüllende Stimme von Garpur über den Informationskanal. Erschütterungen liefen durch das Schiff, als würden die Starttriebwerke gezündet. Tarus erhob sich mit zitternden Füßen und rannte humpelnd aus dem Raum.
Er saß in der Aufbewahrungskammer für Kampfanzüge und hatte die Tür verriegelt. Selbst mit einem Handwerfer konnte man hier nicht eindringen. Er wollte jetzt warten, bis der Wahnsinn da draußen vorbei war, die letzten Kämpfer sich gegenseitig umgebracht hatten. Er ahnte Zusammenhänge, begriff, dass sich hier wiederholte, was vor einiger Zeit in dem zerstörten Schiff vor sich gegangen war.
Tarus atmete tief ein. Ihm war übel. Die Kammer war eng und stickig. Er entspannte die Muskeln und machte sich auf eine lange Wartezeit gefasst.
Er erinnerte sich an eine Begebenheit aus seiner Kindheit auf Ghasdar. Eine Horde Zwilter, die es auf die frische Saat auf dem Feld abgesehen hatte, begann ihn plötzlich zu verfolgen. Er flüchtete, rannte ins Maschinenlager und versteckte sich hinter Feldrobotern. Eines der vielgliedrigen Wesen drückte mit seinen schweren Hornzangen die Tür auf und kroch auf ihn zu. Er hatte wie wahnsinnig geschrien und nach einer unter ihm liegenden Eisenstange gegriffen. Eine sinnlose Verteidigungswaffe. Der Zwilter schleppte sich auf ihn zu, schnappte mit der Hornzange und riss ihm die Stange aus der Hand. Da ertönte ein Schuss, der Zwilter brach zusammen. Rosa Schleim ergoss sich auf den Boden. Den Schuss hatte sein Vater abgegeben, der das Schreien bis ins Haus vernommen hatte und sofort herübergerannt kam. Seltsamerweise empfand Tarus damals Trauer darüber, die Ursache für den
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