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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Muller spürte, wie sich die Schnauze des Flugzeugs senkte, es war, als hätte er plötzlich zu viel Wachs in den Ohren. »Manchmal natürlich gebe ich mich nicht damit ab, oder sie verstehen die Botschaft nicht. Aus diesem Grund führen wir hinten im Flugzeug immer ein bisschen Ersatz mit.«
    »Ersatz?«
    »Andere Trans, Kumpel.« Rawlinson kicherte. »Keine Bange, du wirst dich daran gewöhnen.«
    Muller dachte, dass er den zusammengebrochenen Zug irgendwo vorne sehen konnte, am Rand der Straße nach Oodnadatta aufsitzend, über das Wellblech eingeätzt, wie die Schleimspur einer Weinbergschnecke. Auf der Instrumententafel begann ein rotes Licht zu blinken, begleitet von einem durchdringenden elektronischen Ton. Muller blieb nur eine Sekunde, sich darüber Gedanken zu machen, ehe sich Rawlinson herüberbeugte und einen Schalter umlegte, worauf das Licht bernsteingelb wurde und der Lärm aufhörte.
    »Nichts Beunruhigendes, Paco«, sagte er. »Bloß der Zug, der uns begrüßt.«
    »Begrüßt?«
    »Uns überprüft.« Rawlinson holte etwas aus seiner Nase hervor, besah es kritisch, dann wischte er es unter der Instrumententafel ab. »Cadman posaunt es nicht hinaus, aber einige der Züge verteidigen sich selbst, wenn sie sich bedroht fühlen.«
    »Wer würde einen Zug angreifen?«
    »Die Söhne von Namatjira zum Beispiel.«
    Muller nickte. »Ich habe über die Söhne in Perth gelesen. Sie haben etwas gegen Cadman?«
    »Sie behaupten, dass sein Land über heiligen Boden verläuft; dass es die Lokalgeister verärgert.«
    Muller war einen Augenblick still. »Viele meiner Landsleute würden eine solche Behauptung nicht so einfach abtun, Mr. Rawlinson. Glauben Sie an Geister?«
    »Ja, ich glaube an Geister. Geht man in irgendeine Abo-Siedlung, so sieht man Geister, Paco.« Rawlinson holte Luft. »Das Problem ist, sie sind meistens von der Äthanol-Sorte.«
     
    Der Pudel auf dem Schoß von Sapphire war eine Kugel aus rosaroter Zuckerwatte mit Augen und einem Band.
    »Mammi geht fort«, sagte sie. »Für lange Zeit. Aber du musst sehr tapfer sein.«
    Sie hatte sich fürs Einkühlen entschieden; an jenem Tag, den die intelligente Software des Los Angeles Met-Nets – innerhalb akzeptierter Fehlernormen – den letzten optimalen Tag im Oktober 2008 nannte. Wenn alles gut ging, würde man sie an einem ähnlich optimalen Tag zwei oder drei Jahrzehnte weiter die Zeitlinie entlang empfangen. Bis dahin würde Nanotopia angebrochen sein und jeder Tag würde beinahe so optimal sein, wie man es sich nur wünschen konnte. Das hatte sie zumindest gelesen.
    »Ich habe sie angerufen«, sagte Anton und trat aus der Dunkelheit des Hauses auf die helle Veranda heraus. Er war schwimmen gewesen, als sie ihn bat, die Firma anzurufen. Jetzt hing ein schwarzer Mantel um seine bloßen Schultern, die bloßen Füße hinterließen sichelförmige Abdrücke auf der Veranda, das Haar war aus der Stirn in hellen Strähnen zurückgekämmt. Ihre Farbtöne waren in einem neuen sich der Form anpassenden Stil gehalten, was Sapphire ein wenig störte, weil es einem Obsidianblock ähnelte, der in einem passenden Schlitz in seinem Gesicht eingefügt worden war.
    »Das Ultralife-Team ist in ein paar Minuten hier«, kündigte er an.
    »Hast du den Peripherie-Sicherheitsdienst verständigt?«
    »Natürlich. Es wäre nicht tragbar, wenn er den Hubschrauber abschießen würde, nicht wahr?«
    Fünfzehn Jahre in LA hatten Antons englischen Akzent nicht völlig geglättet, der noch immer so hart und kantig wie seine Sonnenbrille war. Hubschrauber, sagte er, nie Chopper oder etwas so grob Unpräzises.
    »Diese Stinger waren ein guter Kauf«, sagte sie. »Es ist ein Jammer, dass ich nie sehen konnte, wie sie im Ernstfall eingesetzt wurden. Aber Mark hatte Recht. Sie erfüllten ihren Zweck, indem sie bloß hier waren.« Sie starrte in seine Tönungen. »Gratulation. Du hast einen vorzüglichen Geschmack bei der Wahl deiner Boyfriends.«
    Anton lächelte. »Ich sprach erst gestern mit Mark über einige ziemlich bösartige Boden-Luft-Dinger, welche die Araber in die Hand bekommen haben. Diese Stinger sind nicht mehr der allerletzte Schrei.«
    »Überholt?«
    »Hmm. Selbst die Buddhistische Arizona-Miliz hat sie schon. Ich glaube, wir sollten uns überlegen, auf Patriot II aufzurüsten.«
    »Wir wollen wirklich nicht, dass uns die Buddhistische Arizona-Miliz überlegen ist, nicht wahr.« Sie nippte an ihrem Möhrensaft. »Wer auch immer, zum Teufel, das ist.«
    »Du warst der

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