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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Abschiedsparty die Show stahl, glaube ich. Er hat seit damals darüber gebrütet, vor allem, als er erfuhr, dass sie in derselben schwierigen Lage war wie er.« Die Schwarze schüttelte den Kopf, als ob das alles keinen Sinn für sie ergäbe und sie bloß den anderen schilderte. »Daher wiesen wir unseren Hacker an, dass Sapphire denselben miserablen Vertrag abarbeiten musste wie Mr. Dubois. Er brachte es nicht übers Herz, für sie etwas Schlimmeres zu fordern, andererseits konnte er aber den Gedanken nicht ertragen, dass sie leicht davonkam.« Jetzt lächelte sie; das Weiß ihrer Zähne blitzte plötzlich in der Dunkelheit. »Es hat alles wunderbar funktioniert. Muller brauchte nur eine Ablenkung arrangieren, damit wir uns unbemerkt nähern konnten, und uns das Signal geben.«
    »Ich musste nicht einmal für ein Ablenkungsmanöver sorgen«, sagte Muller. »Sie haben das auf perfekte Weise selbst getan, Rawlinson. Übrigens glaube ich, dass Sie mit dem Leben davonkommen werden – es war nur ein Streifschuss – es sieht schlimmer aus als es ist. Zumindest bin ich dieser Meinung.«
    »Leck mich, Paco.«
    Die Frau wandte sich an einen der anderen Söhne. »Leg ihm einen Verband an, dann verladet diesen Gentleman in den hinteren Anhänger. Wenn er nach Adelaide kommt, wird ihm all die Aufmerksamkeit zuteil werden, die er braucht – natürlich nur, falls er so lange durchhält.«
    Rawlinson schien das als Stichwort zu nehmen, wieder anzufangen zu stöhnen, aber es klang eher wie das Quengeln eines Kindes, das sich beweisen will. Muller spielte mit dem Stachelstock und erwog einen Augenblick lang, das elektrisierende Ende gegen seinen Partner zu richten. Er hatte gesehen, wie wirksam die Stachelstöcke gegen die ausgebrochenen Rinder gewesen waren, und, wenn seine Kenntnisse in Physiologie auch sehr bescheiden waren, nahm er doch an, dass Kuhhaut möglicherweise dicker war als die Haut, die Rawlinson bedeckte. Er fragte sich, welchen Schrei der Mann ausstoßen würde – wenn er überhaupt imstande wäre, einen Laut von sich zu geben.
    Und dann erinnerte sich Muller an das andere Geschrei; das Geräusch, das er gehört hatte, als die ersten Tiere aus dem Anhänger gestürzt waren und von den nachfolgenden niedergetrampelt worden waren.
    »Was ist das?«, fragte er, an alle Anwesenden gleichermaßen gerichtet. »Dieses Geräusch, wie ein Weinen?«
     
    Daher sagten sie ihr, wie es funktionierte.
    Ökonomie – daran lag es. Der eine Aspekt der Welt, der sich überhaupt nicht verändert hatte. Nichts war kostenlos, vor allem aber nicht das Jenseits.
    Ihren Körper zu klonen und zum erwachsenen Zustand heranzuziehen, war nicht besonders teuer. Nur ein paar Jahre früher wäre es teuer gewesen, denn selbst wenn die genetische Manipulation erledigt war, musste man immer noch jemanden bezahlen, um die Leihmutter zu spielen, und die Kosten dafür waren in die Höhe geschossen. Künstliche Mutterleibe waren mit nur bescheidenem Erfolg erprobt worden; denn es war unglaublich schwer, die biochemische Umwelt eines lebenden Mutterschoßes auch nur annähernd zu imitieren. Die Frage, Klone in anderen Klonen zur Reife zu bringen, war ein ethisches Minenfeld, das wirklich nur eine einzige Option offenließ.
     
    »Mein Gott«, sagte die Schwarze. »Sie wissen wirklich nicht, warum es bei alledem geht, nicht wahr?« Ihre Stimme zeigte keinen Spott, nur Erstaunen. »Sie wissen wirklich nicht, was mit dieser Lieferung los ist, nicht wahr?«
    »Leider nein«, sagte Muller.
    Sie wandte sich einem ihrer Leute zu und befahl ihm, zu einem der Lieferwagen zu gehen. Er kehrte mit zwei dunklen Gebilden zurück, die von seinen Händen herabhingen. Als er näher kam, sah Muller im Licht um den Lastzug, was es war. Er trug Benzinkanister.
    Die Frau übernahm einen der Kanister selbst und reichte den anderen an Muller weiter. »Ich zeige es Ihnen, wenn Sie wollen. Aber Sie werden es nicht mögen, glaube ich.«
    Er wog den Kanister in der Hand. »Wozu dient er?«
    »Sie werden sehen.«
     
    Die verbliebene Option, sagte Leitner, bereitete einigen Menschen Unbehagen. Aber sehen Sie es positiv. Es war billig. Und das bedeutete, die einzige große Ausgabe bei dem ganzen Vorgang war die Übertragung ihrer neuralen Muster zurück ins Klongehirn.
    »Offenkundig«, sagte Leitner, »muss jemand für die Kosten aufkommen: und der Mensch, der den Vorteil davon hat, muss logischerweise zahlen.«
    Sapphire dachte, dass sie es jetzt schnell mitbekam; sie

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