Auf der Straße nach Oodnadatta
Werbespots für Zahnpasta, Kaffee und Damenunterwäsche mit. Dann ging er ins Filmgeschäft und spielte die Hauptrolle in einer Neuverfilmung von Der Malteser-Falke.
Höflichkeitshalber rief er mich in der ersten Zeit noch einmal die Woche an, doch wir hatten uns nichts mehr zu sagen. Oft dachte ich an ihn und manchmal schien er mir wie ein verlorener Sohn zu sein, der mir zwar in seinen Anschauungen und Meinungen fremd war, für den ich jedoch trotzdem ein starkes verwandtschaftliches Gefühl empfand.
Schließlich schrieb Adam ein Buch mit dem Titel Von der Eiszeit in den Cyberspace, das autobiographische Züge trug und von seinen Erlebnissen in der Urzeit und in der modernen Welt handelte.
Er schrieb darin auch ein paar rührende Sätze über mich und nannte mich zärtlich: »… mein lieber väterlicher Frankenstein, der mich aufgetaut und vieles gelehrt hat …«, was mich irgendwie mit ihm versöhnte und ein Gefühl der Scham über mein eigenes Verhalten ihm gegenüber wachrief.
Und das war der Grund, warum ich gestern beschlossen hatte, ihn anzurufen, um mich mit ihm zu treffen – ganz wie ein Vater mit seinem Sohn.
Doch seine Sekretärin hatte mich abgewimmelt: zu viele Termine, zu viel Stress und ich solle es doch nochmal nächstes Jahr probieren!
Frustriert trinke ich mein Bier aus und schaue durch die offene Schlafzimmertür. Meine Frau schläft schon, ruhig atmet sie und murmelt irgendwas im Traum. Ich kann noch nicht schlafen, denn die Fernsehsendung mit Adam, die vorhin lief, hat mein Nervensystem irgendwie ziemlich strapaziert. Nervös gehe ich in mein Arbeitszimmer, schalte den PC an und klinke mich ins Spielemenue ein.
Donkey Kong – das ist jetzt genau das richtige! Doch schon nach kurzer Zeit heißt es »GAME OVER«, und ich gehe zum Fenster und öffne es leise. Und während ich durch die offenen Türen höre, wie meine Frau im Schlaf lacht und zärtlich »Adam« murmelt, grunze ich frustriert und heule dann die bleiche, zernarbte Mondscheibe an.
Copyright © 2000 by Christian Hoffmann
Erstmals erschienen in ›Alien Contact‹ Nr. 33
Mit freundlicher Genehmigung des Autors
GEORGE ZEBROWSKI
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USA
Die Tode Künstlicher Intelligenzen
»Ein Speicher von 640.000 Bytes dürfte jedem genügen.«
- Bill Gates
Das Telefon zirpte -
- dann erschien Miras müdes Antlitz auf dem kleinen Bildschirm in seiner Küchennische.
»Was gibt’s?«, fragte er gereizt und hoffte, dass sie während der Morgenstunden den Monitor in ihrer Küche abschaltete. Er selbst schaltete seinen Schirm nie aus, dazu war er nicht eitel genug; doch wenn er sich ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüber sah, und sei es nur per Telefon, erzeugte das stets von neuem in ihm einen inneren Tumult, dem er sich gern entziehen wollte – wenigstens bis er sich so weit an ihre Trennung gewöhnt hatte, dass er in der entstehenden emotionalen Feuerpause seine Gefühle auseinander klauben konnte.
Nimm den Anruf nicht entgegen, riet er sich selbst, obwohl es bereits zu spät war.
»Jimmy, ich bin’s«, meldete sich Mira mit schwacher Stimme, derweil sie in ihre Kaffeetasse starrte. Wie launisch sie sich gebärden würde, hing davon ab, wie viel Koffein sie schon intus hatte.
Doch der letzte Rest an Gefühlen, die er immer noch für Mira empfand, dämpfte seine Abneigung, mit ihr zu sprechen.
»Also gut, was ist los?«, fragte er.
Wie üblich, zögerte sie mit der Antwort. »Es geht um Augie. Kannst du mal rüber kommen?«
»Was ist denn passiert?«, erkundigte er sich brüsk, obschon er wusste, dass seine Ruppigkeit sie nicht davon abhalten würde, auf ihrer Forderung zu beharren.
»Das musst du dir selbst ansehen. Verlier keine Zeit.« Es klang herrisch, und daraus schloss er, dass die Angelegenheit ernst war, und sei es nur in ihrer Phantasie. Wenigstens brauchte er sich für sie nicht in Schale zu werfen. Sie kannte ihn in sämtlichen Aufmachungen, doch einen Augenblick lang liebäugelte er mit dem Gedanken, sich ein bisschen eleganter herauszuputzen, Hauptsache, es munterte die schlaffe Gestalt ein wenig auf, die zusammengesunken an dem winzigen Tischchen hockte. Er war froh, dass er den Anruf in seiner Küchennische entgegen genommen hatte. Auf dem riesigen Drei-D-Schirm im Wohnzimmer hätte ihm der Anblick des sich in einen Bademantel verkriechenden Wesens schier das Herz zerrissen.
»Beeil dich!«, keifte sie, sein aufflackerndes Mitleid im Keim erstickend; doch sowie sie ihren Monitor
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