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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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der ihm einen Gefallen schuldete, bereits auf den Weg zum Cedars-Sinai-Krankenhaus geschickt. Und er hatte das Leibwächterteam ausfindig gemacht, das sich jetzt ebenfalls auf dem Weg ins Krankenhaus befand. Die Leute hatten gesagt, dass Mike sie mit dem Auto weggeschickt und gesagt habe, sie sollten erst um acht Uhr morgens wiederkommen. Typisch Mike. Matt sagte, er hätte auch Mikes Piloten aufgetrieben und ihn angewiesen, das Privatflugzeug startklar zu machen. Und schließlich habe er auch noch eine kleine Unterhaltung mit dem Direktor von Best American Health, Inc. gehabt, der Firma, der das Cedars-Sinai gehörte. Wenn alles glatt ging, würde ihr Vater sich bereits auf dem Weg befinden, wenn Matt bei Kate eintraf.
    Für Kates Ohren sprach Matt in Rätseln, in einem Geheimcode, zu dem sie keinen Zugang hatte. Als sie ihn fragte, warum ihr Vater unbedingt vom Cedars-Sinai ferngehalten werden musste, und darauf drang, dass er kein Risiko eingehen dürfe, erwiderte er, sie solle sich beruhigen, sie wisse nicht, wovon sie spräche, und ihre Mutmaßungen würden sie hysterisch machen. Sie solle sich gedulden. Sobald er bei ihr war, würde er ihr alles erklären.
    Kate steckte das Telefon in ihre Tasche und verließ die Küche. Sie war noch verstörter als vorher, falls das überhaupt möglich war, und überlegte, ob sie Matt nicht zurückrufen sollte, damit sie ihn anschreien konnte. Sie erwog sogar, im Cedars-Sinai anzurufen, um Matts Anweisungen irgendwie rückgängig zu machen, entschied sich aber dagegen, weil sie Angst hatte, aus lauter Verwirrung und Unkenntnis der Sachlage noch mehr Unheil anzurichten. Zu gern hätte sie etwas unternommen, irgendetwas, um das Unglück aus der Welt zu schaffen. Einer der beiden J’s hatte Kaffee gekocht, wie sie sah, Joel vermutlich, denn er hatte Kates Bett verlassen, bevor Godiva angerufen hatte. Mit zitternden Händen schenkte sich Kate eine Tasse ein, dann begab sie sich auf die Suche nach den beiden oder einem von ihnen. Als sie Jeffs Zimmertür einen Spalt öffnete, sah sie, dass er noch schlief. Aber Joel war frühmorgens sowieso immer der erste. Sie fand ihn im Vivarium, wo er in dem dämmrigen grauen Licht, das von den vielen Pflanzen grünlich getönt wurde, Bauchaufzüge machte. Kate stellte ihren Kaffee, an dem sie kaum genippt hatte, auf einen Tisch und kniete sich neben Joels Kopf. Er grinste sie an. »’n Morgen!«, japste er, ohne seinen Rhythmus zu unterbrechen.
    Kates Augen füllten sich mit Tränen. »Mein Vater«, sagte sie mit bebender Stimme. »Er hatte einen Schlaganfall oder so was Ähnliches.«
    »Ach du liebes bisschen!« Joel schwang sich graziös in eine Hockstellung hoch und legte seine muskulösen Arme um sie. Seine Wärme, seine fürsorgliche Festigkeit trösteten sie, wenn sie auch den beißenden Klumpen Angst in ihrem Magen nicht verschwinden ließen, sondern ihre Tränen eher erst richtig zum Fließen brachten. Völlig unpassend kam ihr in den Sinn, wie ihr Vater reagiert hatte, als sie ihm erzählte, dass sie mit Joel zusammenleben wollte. Mein Gott, ich fass es nicht! Du willst wirklich deinen Krempel mit so einem hirnlosen Muskelpaket zusammenschmeißen? Der Kerl sieht ja aus wie ein blonder Affe mit goldnem Nasenring! Himmel, was wirft das für ein Licht auf mich? Man erwartet doch, dass Frauen sich Männer aussuchen, die ihrem Vater ähneln! Zumindest hatte er aufgehört, Joel einen Affen zu nennen, riss aber immer noch Witze über seine Naivität (Himmel, darüber machte sie sich ja selbst auch lustig). »Soll ich dich ins Krankenhaus begleiten?«, fragte er. »Nur ein Wort von dir, und ich versuche, meine Schicht mit jemandem zu tauschen.«
    Kate löste sich etwas von Joel und lehnte sich zurück, damit sie ihn ansehen konnte. »Es ist so ein Durcheinander«, sagte sie und wischte sich die Tränen mit dem Ärmel ab. »Vater ist in Los Angeles, aber seih Anwalt hat über meinen Kopf hinweg veranlasst, dass er hier hergebracht werden soll, anstatt dort behandelt zu werden.«
    »Nach einem Schlaganfall? Klingt irgendwie merkwürdig.«
    »Stimmt«, sagte Kate. Ihre Angst wich plötzlichem Ärger. »Natürlich wissen wir nicht mit Sicherheit, ob es ein Schlaganfall war, nur dass Godiva feststellte, dass er nicht mehr atmete und in eine Art Koma gefallen war.« Die bloßen Worte aus ihrem Mund zu hören, versetzte Kate wieder derart in Furcht, dass ihr plötzlicher Ärger auf Matt davon überdeckt wurde.
    In ihrem unteren Gesichtsfeld

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